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Welche Zukunft hat der Journalismus?

 „Breaking barriers, building bridges“ – unter diesem Motto diskutieren internationale Medienschaffende auf dem Global Media Forum 2025. 

Christina Henning, 08.07.2025
Das Global Media Forum 2025 findet an zwei Tagen in Bonn statt.
Das Global Media Forum 2025 findet an zwei Tagen in Bonn statt. © DW

Ein Stimmengewirr aus unterschiedlichsten Sprachen liegt in der Luft. Menschen aus allen Teilen der Welt drängen sich durch die Gänge der Bundeskunsthalle in Bonn. Die Atmosphäre ist lebendig – und von einem gemeinsamen Anliegen geprägt: den Journalismus gegen wachsende Bedrohungen zu verteidigen. Rund 1.700 Medienschaffende aus mehr als 100 Ländern folgen der Einladung der Deutschen Welle (DW) zum Global Media Forum, um sich unter dem Motto „Breaking barriers, building bridges“ auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. 

Die Zukunft des Journalismus 

Für Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien in Nordrhein-Westfalen, prägen „Krise, Krieg und Wandel“ unsere Zeit. Angesichts dieser Herausforderungen liegt für Liminski eine dringliche Frage auf der Hand: Wie kann die Zukunft des unabhängigen Journalismus gesichert werden? Konkrete Vorschläge gibt es direkt vom Publikum: Via QR-Code können sich die Zuhörenden an den Diskussionen auf der Bühne beteiligen. „Freier Zugang“, „Transparenz“, „Objektivität“ oder schlicht „Geld“ sind einige der Antworten aus dem Publikum auf die Frage, wie Medien relevant bleiben können. 

Die Teilnehmenden beteiligen sich aktiv an den Diskussionen.
Die Teilnehmenden beteiligen sich aktiv an den Diskussionen. © DW

Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz und Desinformation 

Eine der größten Herausforderungen für den Journalismus ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). In diversen Panels und Workshops wird das Thema am ersten Tag des Global Media Forums aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Minister Liminski spricht sich für eine Regulierung von Künstlicher Intelligenz aus, denn Autorinnen und Urheber müssten vor KI geschützt werden. Zudem soll die unkontrollierte Verbreitung von Desinformationen eingeschränkt werden.  

Marta Kos, EU-Kommissarin für Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik, findet mit Blick auf die Algorithmen in den sozialen Medien eine treffende Einordnung: „Während Lügen billig sind, ist die Aufdeckung der Wahrheit teuer.“ Desinformation sei eine „fundamentale Bedrohung“ für freien und unabhängigen Journalismus und für eine Demokratie im Allgemeinen. Die EU-Kommissarin appelliert an das Publikum: „In dem Kampf der Narrative müssen wir die besseren Geschichten erzählen.“  

Marta Kos, EU-Kommissarin für Erweiterung
Marta Kos, EU-Kommissarin für Erweiterung © DW

Der richtige Umgang mit KI 

Doch wie kann der Umgang mit KI funktionieren? Immer wieder fällt in diesem Kontext das Stichwort Medien- und KI-Kompetenz, die sowohl Medienschaffende als auch Nutzende benötigten. Im Panel „Between efficiency and ethics – AI in journalism“ wird deutlich, dass sich bei einem sinnvollen Umgang mit KI auch Chancen ergeben könnten. Die kanadische Journalistin und KI-Expertin Nikita Roy weist auf die Möglichkeit hin, KI entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen einer Redaktion trainieren zu können. Es könnte Zeit im Redaktionsalltag gespart werden oder neue Wege der Interaktion mit den Nutzenden geschaffen werden. Dass KI die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten ersetzen könne, darin sind sich die Diskussionsteilnehmer einig, wäre nicht tragbar. 

Tamar Kintsurashvili erhält den Freedom of Speech Award.
Tamar Kintsurashvili erhält den Freedom of Speech Award. © DW

Freedom of Speech Award 

Im Rahmen des Global Media Forums wurde der DW Freedom of Speech Award 2025 an die georgische Journalistin Tamar Kintsurashvili verliehen. Kintsurashvili ist Geschäftsführerin und Chefredakteurin der Media Development Foundation und der Faktenprüfungsplattform Myth Detector. Damit setzt sie sich, trotz Drohungen gegen sie und ihre Familie, tagtäglich für die Stärkung von Medienfreiheit in Georgien ein. Bei der Preisverleihung am 7. Juli 2025 betonte Kintsurashvili in ihrer Dankesrede die Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen: „Diese Ehre gebührt nicht mir allein; sie gebührt einem Team von professionellen Journalistinnen und Journalisten, Faktencheckern und Expertinnen und Experten, die im Bereich der Desinformation forschen, die an vorderster Front der hybriden Kriegsführung stehen.“