Die Hörbuchpreisträger 2016
Eine Mediengattung macht mit besonderen Leistungen auf sich aufmerksam.
Baba Dunja ist die erste Dorfbewohnerin, die hochbetagt in ihren Heimatort nahe Tschernobyl zurückkehrt. Inmitten der Todeszone will sie einen selbstbestimmten Lebensabend verbringen. Die Schauspielerin Sophie Rois spricht die Geschichte Baba Dunjas mit brüchiger Stimme – die Geschichte einer alten Frau, die einen Mord auf sich nimmt, den sie nicht begangen hat. Für dieses „Hör-Erlebnis“, wie die Jury es in ihrer Begründung nennt, erhält Sophie Rois den Deutschen Hörbuchpreis 2016 als beste Interpretin. „Sophie Rois liest nicht vor, sie ist Baba Dunja“, heißt es in der Begründung. Rois erhält den Preis bereits zum zweiten Mal.
Seit 2003 wird der Deutsche Hörbuchpreis jedes Jahr an herausragende Hörbuchproduktionen vergeben und im Rahmen des Literaturfestivals „lit.COLOGNE“ verliehen. Im Jahr 2003 wurde der Preis vom Westdeutschen Rundfunk und der WDR mediagroup ins Leben gerufen; inzwischen hat sich zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und weiteren Mitgliedern ein Verein gegründet. Ziel des Hörbuchpreises ist es, die Vielfalt des aktuellen Hörbuchmarktes abzubilden und ein Qualitätssiegel für Hörbücher zu schaffen.
„Pefektes Hör-Kino“
Der Deutsche Hörbuchpreis wird in acht Kategorien vergeben und ist jeweils mit 3333 Euro dotiert. Der deutsche Schauspieler Lars Eidinger erhält die begehrte Auszeichnung als bester Interpret. Er las mit „Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache“, einer frühen Erzählung von David Foster Wallace, sein erstes Hörbuch ein. Der Preis für das beste Hörspiel geht an Regisseur Christoph Kalkowski und Komponist Raphael D. Thöne für ihr monumental orchestriertes Hörspiel „Wir“ nach einem wiederentdeckten Roman von Jewgenij Samjatin. „Bombastisch und behutsam, betörend und ernüchternd. Perfektes Hör-Kino!“, urteilte die Jury. Als bestes Sachhörbuch hat sich „Deutschland. Erinnerungen einer Nation“ gegen die Mitnominierten durchgesetzt. Sprecher Burghart Klaußner und Regisseur Burkhard Schmid gelinge es auf überzeugende Weise, Neil MacGregors Geschichtsminiaturen „erzählerisch zu fassen“ und ein „faszinierendes Gesamtbild mit großem Nachhall“ zu präsentieren, so die Jury.
Für die beste Unterhaltung wird der Münchner Schauspieler und Sprecher Philipp Moog mit seiner Lesung von Mario Giordanos Krimi-Parodie „Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ ausgezeichnet. Den Sonderpreis, der alle zwei Jahre vergeben wird, nimmt erstmals ein Ensemble entgegen: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich als „Die drei ???“. Eine Kinderjury zeichnete Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ in einer ganz neuen Hörspielfassung aus.
Hörbuchpreisverleihung am 8. März 2016 in Köln
