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„Unser Ziel ist ein Europa der Kultur“

Ob Konzerte, Theater oder Bücher: Der Kulturpass soll jungen Menschen Kultur näherbringen. Kulturstaatsministerin Roth hofft auf eine Ausweitung in Europa.

Ralf Isermann, 22.02.2024
Kulturstaatsministerin Claudia Roth setzt sich für den Kulturpass ein.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth setzt sich für den Kulturpass ein. © dpa/pa

Junge Menschen für Kultur zu begeistern, ist das Ziel des Kulturpasses. Wer 18 Jahre alt wird, bekommt in Deutschland einmalig ein Budget für Kulturangebote. Jugendliche können dies zum Beispiel für Konzerte, Museumsbesuche oder Bücher nutzen. Die Bundesregierung führte das Angebot im Jahr 2023 mit einem Budget von 200 Euro ein, seit 2024 liegt es bei 100 Euro. Die Nachfrage nach dem Kulturpass in Deutschland  ist groß. Kulturstaatsministerin Claudia Roth wirbt dafür, künftig noch stärker mit Frankreich zusammenzuarbeiten und das Angebot möglichst auf ganz Europa auszuweiten.

Frau Roth, ist der Kulturpass bislang ein Erfolgsmodell?

Wir sind sehr zufrieden, denn der Kulturpass ist ein Erfolg. In seinem ersten Jahr 2023 haben sich in nicht einmal sechs Monaten über 285.000 Jugendliche registriert und den Pass rege genutzt. Der Kulturpass bringt die jungen Menschen in Buchhandlungen und Kinosäle, auf Konzerte und Festivals, ins Theater und die Oper, in Museen, Plattenläden und Musikgeschäfte, bis jetzt über 1,18 Millionen Mal. Und auch die Kulturbranche hat nach der harten Corona-Zeit sehr vom Kulturpass profitiert, das zeigt der Gesamtumsatz von über 23,5 Millionen Euro über alle Sparten hinweg. Wir haben also unsere beiden wichtigsten Ziele erreicht: die Kulturszene zu stärken und Jugendliche für unser vielfältiges Kulturleben zu begeistern. 

Worin sehen Sie die größte Stärke des Kulturpasses?

Die große Stärke liegt darin, dass er eine direkte Verbindung zwischen jungen Menschen und Kulturanbietenden herstellt. Die Anbietenden bekommen durch den Kulturpass die große Chance, ein junges, neues Publikum zu gewinnen und langfristig an sich zu binden. Genau das funktioniert auch sehr häufig, wie viele Buchhandlungen und Kinos berichten. 

Die große Stärke liegt darin, dass der Kulturpass eine direkte Verbindung zwischen jungen Menschen und Kulturanbietenden herstellt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Kulturpass

Wo sehen Sie Bedarf für eine Weiterentwicklung?

In diesem Jahr möchten wir nun noch mehr junge Menschen und Anbietende für den Kulturpass begeistern. Zudem arbeiten wir kontinuierlich daran, die App so benutzerfreundlich wie möglich zu machen. Außerdem haben wir die Angebotskategorien erweitert: Seit 2024 können auch Workshops und Mitgliedschaften über den Kulturpass gebucht werden, also beispielsweise Musik-, Tanz- oder Malkurse sowie Bibliotheksausweise und Museums-Jahreskarten. 

Ist der Kulturpass mit einem Betrag von 100 Euro zukunftsfest? 

Die Fortsetzung des Kulturpasses ist eine wichtige und erfreuliche Nachricht für die Kulturbranche und alle, die in diesem Jahr 18 werden. Dabei war diese Fortführung für alle Beteiligten angesichts der allgemeinen Haushaltslage eine große Kraftanstrengung. Vor diesem Hintergrund wird das Budget für den Jahrgang 2006 nun 100 Euro betragen. Mein Haus und ich werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass der Kulturpass in dieser Form auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden kann. 

Bundeskanzler Scholz und Frankreichs Präsident bei der Vorstellung der Kulturpass-App
Bundeskanzler Scholz und Frankreichs Präsident bei der Vorstellung der Kulturpass-App © picture alliance / Flashpic

Sie haben für den Kulturpass eine deutsch-französische Zusammenarbeit ins Gespräch gebracht. Wie soll diese konkret funktionieren? 

Wir haben bei der Entwicklung des Kulturpasses von Anfang an eng mit Frankreich zusammengearbeitet. Und wir möchten diese Zusammenarbeit jetzt noch vertiefen – zum Beispiel indem französische Nutzerinnen und Nutzer des „pass Culture“ bei uns davon profitieren können und umgekehrt. Das ist vor allem für Jugendliche in den Grenzregionen interessant. Aktuell prüfen wir, wie sich das technisch umsetzen lässt. Dazu sind wir im Gespräch mit der französischen Seite und mit Blick auf die deutsch-französische Grenzregion auch mit dem Saarland.

Können Sie sich vorstellen, dass auf eine erfolgreiche deutsch-französische Zusammenarbeit ein europäischer Kulturpass mit weiteren Ländern folgt?

In Europa gibt es nicht nur in Deutschland und Frankreich Kulturpass-Programme, sondern auch in Italien, Spanien und bald auch in Dänemark. Darüber hinaus gab es ähnliche Initiativen auch in Österreich. Der Kulturpass hat also bereits jetzt schon eine europäische Dimension. Meinem Haus und mir geht es jetzt darum, diese Dimension auszuweiten. Deshalb werden wir in der EU dafür werben, dass sich die nächste EU-Kommission den Kulturpass auf die Fahnen schreibt. Unser Ziel ist ein Europa der Kultur, ein gemeinsamer Kulturraum in ganz Europa.