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Lernen von Flüchtlingen

Flüchtlinge sind Menschen mit Energie und Vision, sagt Moderator Yared Dibaba. Er kam aus Äthiopien nach Deutschland.

Sarah Kanning, 28.12.2015

Yared Dibaba

Sag‘s auf Plattdeutsch.

Auf einer Flucht geht oft etwas verloren. Ein 
Foto, ein Kleidungsstück, eine Erinnerung. Bei ­Yared Dibaba war es der Name. Geboren als Yared Terfa in Äthiopien im Volk der Oromo, trug er den Vornamen seines Vaters als Nachnamen. Nach der Flucht nach Deutschland wurde der Familienname an den des Vaters Terfa Dibaba angepasst. Aus ­Yared Terfa wurde Yared Dibaba. Mit diesem Namen ist der heute 46-Jährige einer der bekanntesten Moderatoren des Norddeutschen Rundfunks geworden. In der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen aufgewachsen, lernte er sogar perfekt den Dialekt des Nordens: Plattdeutsch, eine Sprache, die nur von zwei Millionen Menschen gesprochen wird.

Familie Dibaba floh 1979 vor dem Bürgerkrieg in Äthiopien über Kenia nach Deutschland. Schon einige Jahre zuvor hatte sie kurzzeitig in Deutschland gelebt, weil der Vater an der Universität Osnabrück studierte. Die Dibabas kamen mit dem Flugzeug nach Deutschland – das sei kein Vergleich zu dem, was Flüchtlinge heute durchmachten, sagt Dibaba. Er wirbt dafür, das Potenzial der Ankommenden als Chance zu begreifen: „Flüchtlinge sind Menschen, die über ihre Grenzen hinausgegangen sind. Dazu gehören sowohl viel Energie als auch eine Vision. Von solchen Menschen kann man viel lernen.“

Er selbst besuchte nach einer Ausbildung zum 
Kaufmann die Schauspielschule und studierte Musik. Heute arbeitet er als Schauspieler, Moderator, Sänger, Autor. Für die Sendung „De Welt op platt“ reiste er um die Welt und unterhielt sich mit norddeutschen Auswanderern auf Plattdeutsch. ▪