Zum Hauptinhalt springen

Stadt und Land: eine Beziehungsgeschichte

Großstädte wuchern und Dörfer sterben aus? So einfach ist es nicht. Das sind die Fakten und Trends für Stadt und Land in Deutschland.

Tanja Zech, 03.08.2018
Frankfurter Skyline
© PantherMedia/sepavone

Wo endet die Stadt und wo beginnt das Land? Das ist im dicht besiedelten Deutschland mit 230 Menschen pro Quadratkilometer nicht so klar abzugrenzen. 77 Prozent der Menschen leben in Städten oder Ballungsgebieten und nur 15 Prozent in Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohnern.

„Wir haben eine urbanisierte Gesellschaft. Das gilt auch für den ländlichen Raum“, sagt die Geographie-Professorin Ulrike Gerhard von der Universität Heidelberg. „Stadt und Umland gehören zusammen.“ Die Lebensweisen unterscheiden sich kaum, Pendlerströme fließen in beide Richtungen.

Landflucht und Urbanisierung

Zwar ist das Gefälle zwischen Metropole und Provinz in Deutschland wegen der föderalen Struktur mit 16 Landeshauptstädten nicht so extrem wie in anderen Staaten. Dennoch gibt es ein Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land. Während Dörfer im Umland der Großstädte prosperieren, leiden anderswo ganze Regionen massiv unter Landflucht, vor allem im Osten. Prognosen zufolge könnten manche Landkreise in Brandenburg bis 2035 fast ein Drittel der Bevölkerung verlieren.

Dort fehlen Arbeitsplätze, Geschäfte, Handwerksbetriebe, Arztpraxen und Banken. Schulen und Gaststätten schließen. Für die verbleibenden Bewohner verschlechtert sich die Lebensqualität, die Wege werden weiter. Weil vor allem gut gebildete und mobile junge Menschen aus der Provinz wegziehen, warnen Experten vor einem Braindrain.

Gleichwertige Lebensverhältnisse

Die Regierung will jetzt gegensteuern. Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD heißt es: „Unser Ziel sind gleichwertige Lebensverhältnisse in städtischen und ländlichen Räumen, in Ost und West.“ Kleine Gemeinden sollen wieder mehr Möglichkeiten der Selbstverwaltung bekommen, der Internetausbau wird vorangetrieben, die lokale Wirtschaft soll wachsen. In manchen Dörfern nehmen die Bewohner die Sache selbst in die Hand und entwickeln ideenreiche Konzepte für ein attraktives und aktives Dorfleben.

Deutschlands beliebteste Städte

Die bayerische Landeshauptstadt München gilt als Deutschlands lebenswerteste Stadt. Neben den Metropolen ziehen vor allem mittelgroße Städte neue Bewohner an. Die aktuellen Aufsteiger heißen  Fürth, Bamberg und Passau im Süden sowie Chemnitz, Magdeburg, Schwerin und Erfurt im Osten Deutschlands. Sie locken mit Bildungsstätten, modernen Jobs, Kultur- und Freizeitangebot und vergleichsweise günstigen Mieten.

Obwohl die große Mehrheit der Deutschen in Städten lebt, träumen 44 Prozent vom Landleben. Das ergab eine repräsentative Umfrage für „Die große Deutschland-Studie“ des TV-Senders ZDF.

Studien und Links zu Stadt und Land in Deutschland

Bertelsmann-Studie: Klein und Mittelstädte liegen im Trend

Interaktive Karte: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland

Demografieportal des Bundes und der Länder

„Die Zeit“: Stadt, Land, Vorurteil

ZDF: Die große Deutschland-Studie

Mercer-Studie: Quality of Living City Ranking 2018

© www.deutschland.de