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„Unsere Werte sind dieselben“

Frauen sind maßgeblich für den Weltfrieden: Wir haben mit vier Frauen gesprochen, die sich dafür einsetzen.

Protokolle: Sabine Buchwald, 21.08.2019
Friedensveranstaltung 2016
Friedensveranstaltung 2016 © dpa

Wenn Männer und Frauen in einer Gesellschaft gleichberechtigt sind, kommt es Studien zufolge seltener zu inner- und zwischenstaatlichen Konflikten. Die 10. Weltversammlung der Organisation „Religions for Peace“ in Lindau gibt Frauen daher ein besonderes Forum. Wir haben mit vier Teilnehmerinnen gesprochen, die sich für eine friedlichere Welt einsetzen.

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„In den vergangenen 20 Jahren habe ich mich mit viel Energie dem Friedensprozess in Bosnien-Herzegowina und anderen Krisengebieten dieser Welt gewidmet. Zweifelsohne hat mich der grausame Krieg in meiner Heimat geprägt. Ich will zwischen jungen Menschen verschiedener Religionen vermitteln. Vor allem bemühe ich mich, Menschen zu erreichen, die kaum aus ihrem Umfeld herauskommen, deren Denken von Klischees geleitet wird. Dazu gehen wir in Moscheen und Kirchen und bieten Workshops an. Die Teilnehmer sollen lernen, sich gewaltfrei auszudrücken und offener für Andersdenkende zu werden. Ich selbst bin Muslimin. Die Geschichten von Mohammed und Jesus verdeutlichen doch, dass die Werte von Muslimen und Christen dieselben sind.“

Amra Pandžo, 40, ist Direktorin von „Mali Koraci“, was übersetzt „Kleine Schritte“ bedeutet. Die Organisation in ihrer Heimatstadt Sarajevo setzt sich für Dialog in Familie und Gesellschaft ein. Amra Pandžo promoviert über Sicherheit und Frieden an der Universität von Sarajevo.

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Für mich ist Bildung der Weg, Menschen die Augen zu öffnen und damit aktiv Friedensarbeit zu leisten. Angefangen habe ich als Chemie- und Biologielehrerin für ältere Schüler. Als ich selbst Kinder bekam, wechselte ich an die Grundschule. Es geht nicht nur darum, dass Kinder lesen und schreiben lernen. Wir müssen ihnen beibringen, vertrauensvoll Freundschaften zu schließen.

Für eine friedvolle Welt ist es entscheidend, dass Frauen ihre Stimme erheben.
Ravinder Kaur Nijjar

Ich bin in Indien in eine Sikh-Familie geboren worden und kam als Sechsjährige nach England. Meine Geschichte hat mich geprägt und mich dazu gebracht, mich für die Rechte von Frauen einzusetzen. In vielen Gesellschaften werden Frauen kaum gehört. Für eine friedvolle Welt ist es aber entscheidend, dass sie ihre Stimme erheben. Frauen sind maßgeblich für den Weltfrieden. Wenn man Frauen ausbildet, hilft das ihren Familien und der ganzen Gesellschaft.“

Ravinder Kaur Nijjar, 60, ist Vorsitzende der Organisation „Religionen für den Frieden“ (RfP) in Großbritannien und Mitglied des weltweiten Netzwerks „Women of Faith“. Für ihr Lebenswerk wurde sie 2013 mit dem „Scottish Asian Women’s Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet.

Lydia Funck
Lydia Funck © Ruben Sečen

Die Arbeit für den Frieden ist ein verbindendes Element der Glaubenstraditionen weltweit. Als Mennonitin und Generalsekretärin bei Church and Peace kenne ich viele christliche Initiativen aus meiner eigenen Kirche, aber auch aus verschiedenen Konfessionen in ganz Europa, die dem Beispiel von Jesus Christus in konsequent gelebter Gewaltfreiheit folgen wollen.

Wir arbeiten an einer gemeinsamen, gerechten Zukunft für alle. Das bedeutet Ringen um Versöhnung, Friedenserziehung und gewaltfreie Konfliktbearbeitung.
Lydia Funck

Unsere Mitglieder in 14 Ländern arbeiten an einer gemeinsamen, gerechten Zukunft für alle. Das bedeutet Ringen um Versöhnung, Friedenserziehung und gewaltfreie Konfliktbearbeitung. Sie setzten sich für Gerechtigkeit bei der Verteilung der Ressourcen dieser Welt ein und treten ein für die Bewahrung der Schöpfung. Ich bin sehr gespannt darauf, auf der Konferenz in Lindau noch mehr Menschen und Organisationen kennen zu lernen, die aufgrund ihrer Spiritualität für Frieden aktiv sind und mit ihnen im Austausch zu sein. Interreligiöse Begegnungen werden in Zukunft noch wichtiger werden für ein friedvolles Zusammenleben in Deutschland, Europa und darüber hinaus.“

Lydia Funck, 30, ist seit April 2017 Generalsekretärin des europäischen ökumenischen friedenskirchlichen Netzwerks Church and Peace. Sie hat Friedens- und Konfliktforschung studiert und ist Mitglied der Mennonitengemeinde Bad Königshofen, einer evangelischen Freikirche.

Shorena Mikava
Shorena Mikava © privat

Angesichts der zunehmenden Polarisierung in Gesellschaft, Politik und Religion war die Verständigung zwischen den Kulturen und Religionen noch nie so wichtig wie heute. Der interreligiöse Dialog ist dabei stark im Kommen, verbunden mit einer Friedensmission, die ich derzeit in der internationalen Politik vermisse. In meiner Arbeit setze ich mich aktiv für ein friedliches Miteinander ein. Wie groß der Handlungsbedarf ist, und dass wir alle in einem Boot sitzen, zeigen allein die jüngsten schrecklichen Angriffe auf Gotteshäuser und Betende in Pittsburgh, San Diego, Christchurch oder auf Sri Lanka.

Ich wünsche mir, dass wir in Lindau gemeinsam Impulse setzen, wie wir religiös praktizierende Menschen und die gesamte Gesellschaft besser schützen können.
Shorena Mikava

Ich denke, der wachsende Hass in Gesellschaft, Politik und vor allem im Internet hat den Nährboden für diese schlimmen Attacken bereitet. Ich wünsche mir, dass wir in Lindau gemeinsam Impulse setzen, wie wir religiös praktizierende Menschen und die gesamte Gesellschaft besser schützen können. Deshalb freue ich mich sehr, dort mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen ins Gespräch zu kommen.

Shorena Mikava ist Leiterin der Rechtsabteilung und Direktorin des Förderrats der Konferenz Europäischer Rabbiner (CER). Sie hat in Tiflis und München Rechtswissenschaften studiert.

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