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Herausforderungen für humanitäre Hilfe

Bärbel Kofler, Beauftragte der Bundesregierung für Humanitäre Hilfe, sieht die humanitäre Hilfe global vor großen Aufgaben.

Bärbel Kofler, 21.06.2019
Derzeit gibt es über 70 Millionen Flüchtlinge
Derzeit gibt es über 70 Millionen Flüchtlinge © Fulvio Zanettini/ADH

Die Herausforderungen für die humanitäre Hilfe haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Krisen dauern immer länger, die Bedarfe steigen jedes Jahr weiter. Daneben drohen aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels die Intensität und die Häufigkeit von Naturkatastrophen zuzunehmen, was die internationale Gemeinschaft vor zusätzliche Herausforderungen stellt.

Klimawandel

Über 75 Prozent der Naturkatastrophen gehen bereits auf Extremwetterereignisse zurück, die weltweit unermessliches Leid verursachen. Dies wird in den nächsten Jahren wohl noch zunehmen. Besonders in Entwicklungsländern werden Menschen durch Stürme oder Überschwemmungen obdachlos, verletzt oder getötet. Zunehmende Trockenheit führt zu erhöhten Ernteausfällen und Dürren. Gleichzeitig steigt die Gefahr, dass Menschen wegen der Folgen des Klimawandels und Naturkatastrophen vertrieben werden.

Missachtung humanitärer Prinzipien

Darüber hinauswird der „humanitäre Raum“, der Handlungsspielraum der humanitären Organisationen und der Helferinnen und Helfer, durch die Missachtung des humanitären Völkerrechts und der humanitären Prinzipien immer kleiner; auch durch Sanktionsregime und Antiterror-Regelungen, die die humanitäre Hilfe in der Praxis unmöglich machen oder sogar kriminalisieren.

Flucht und Vertreibung

Eine weitere große Herausforderung besteht in der Flucht und Vertreibung. Derzeit gibt es über 70 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene, viele von ihnen in schweren humanitären Notlagen. Die Bundesregierung und das für die humanitäre Hilfe zuständige Auswärtige Amt haben diese Herausforderungen erkannt und ihr Engagement mit Unterstützung des Bundestages verstärkt.

So reagiert Deutschland auf die Herausforderungen

Das Auswärtige Amt setzt weiterhin auf die gute Partnerschaft mit den humanitären Organisationen. Sie und ihre hochqualifizierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, internationale wie zunehmend lokale Kräfte, leisten oft unter schwierigsten und lebensgefährlichen Bedingungen Hilfe vor Ort. Deutschland wird ihnen Mittel so zur Verfügung stellen, dass sie den Finanzierungserfordernissen der Organisationen bestmöglich entsprechen. Das heißt zunehmend längerfristiger über mehrere Jahre hinweg und flexibler. Für die Handlungsfähigkeit internationaler Organisationen sind auch die ungebundenen Kernbeiträge Deutschlands für die Haushalte der Organisationen extrem wichtig. Wir haben 2019 diese Kernbeiträge für humanitäre Schlüsselorganisationen verdoppeln können.

Für die Erhaltung des humanitären Raums setzt sich das Auswärtige Amt auch politisch verstärkt ein. Auftakt dafür war die Befassung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen mit diesen Themen, unter Vorsitz von Bundesaußenminister Heiko Maas, bereits am ersten Tag der deutschen Präsidentschaft im Sicherheitsrat am 1. April 2019.

Das Auswärtige Amt wird Zukunftsthemen engagiert angehen, nicht nur die eigene humanitäre Hilfe, sondern das ganze humanitäre System vorausschauender ausrichten und auch die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die humanitäre Hilfe stärker ausloten. Dringend nötig ist aus humanitärer Sicht in Krisenszenarien eine noch bessere Verzahnung der verschiedenen Instrumente.

Die humanitäre Hilfe zu optimieren, ist das Eine. Aber es muss auch wirksamer verhindert werden, dass humanitäre Bedarfe überhaupt entstehen; die internationale Gemeinschaft muss mit Hilfe nachhaltiger Lösungen humanitäre Krisen schneller zu einem Ende bringen. Deshalb sollten die einschlägigen Instrumente, von der Krisenprävention über die humanitäre Hilfe bis zur Entwicklungszusammenarbeit, besser Hand in Hand arbeiten – natürlich unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Mandate und Zielsetzungen.

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