Unsichtbare Gefahr für 60 Millionen Menschen
Weltweit unterstützt das Auswärtige Amt die Räumung von Kampfmittelüberresten, um die Zivilbevölkerung in aktuellen und ehemaligen Krisengebieten zu schützen.
  Im Auswärtigen Amt koordiniert Eike Hesselbarth die humanitäre Minenräumung - eine Arbeit zwischen humanitärer Hilfe, Diplomatie und Technologie.
Herr Hesselbarth, rund 60 Millionen Menschen leben weltweit noch immer in Gebieten, in denen Minen oder Blindgänger eine tägliche Bedrohung darstellen. Warum bleibt die Gefahr trotz humanitärer Hilfe weiterhin so groß? 
Einerseits wird auch in laufenden Konflikten Munition genutzt, die Blindgänger zurücklassen kann – russische Raketen beim Angriff auf die Ukraine zum Beispiel. Andererseits liegen aus alten Konflikten noch Kampfmittelüberreste wie Minen, nicht-explodierte Bomben oder Artilleriegranaten auch Jahrzehnte später im Boden. Die Zünder sind oft noch scharf und geringe Erschütterungen können beispielsweise eine Panzergranate explodieren lassen. In Ländern wie der Ukraine, Syrien oder Afghanistan liegen Millionen Minen und Blindgänger. Teils wurden sie gezielt gelegt, teils sind sie nach Angriffen zurückgeblieben. Obwohl Deutschland und andere Geber sich stark engagieren, fehlt oft das Geld oder die Sicherheit, um sie zu beseitigen.
  Wie hilft das Auswärtige Amt, die Situation weltweit zu verbessern?
Deutschland gehört zu den größten Geldgebern weltweit, um Minen und Kampfmittelüberreste zu räumen. Das Auswärtige Amt finanziert humanitäre Minenräumung über spezialisierte NGOs. Grundlage ist die Ottawa-Konvention von 1997, in der sich Deutschland verpflichtet hat, Minen nicht zu nutzen oder herzustellen und den davon betroffenen Staaten zu helfen, die humanitären Folgen zu beseitigen. Die Projekte werden nach humanitären Prinzipien umgesetzt – neutral, unabhängig und dort, wo die Bedarfe am größten sind. 
Wo liegen die aktuellen Schwerpunkte?
Auf Basis der aktuellen Bedarfsanalysen der Vereinten Nationen fördert Deutschland Projekte unter anderem in Syrien, der Ukraine und in Gaza. Die Hilfe reicht von der präventiven Risikoaufklärung in Schulen über die Räumung bis zur Versorgung von Opfern der Blindgängerexplosionen. 
  Wie sieht moderne Minenräumung aus? 
Neben klassischen Metalldetektoren werden inzwischen auch Drohnen und künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, um Gefahrenzonen einzugrenzen. Digitale Karten und KI helfen, vermutete Gefahrengebiete zu analysieren – doch bestätigt werden kann die sichere Nutzung der geräumten Flächen erst, wenn Menschen das vor Ort prüfen. Dafür gibt es hohe Standards, nach denen die NGO-Partnerorganisationen arbeiten. Ersetzen können die neuen Technologien die Arbeit der Räumteams im Feld absehbar noch nicht.  
  
            Zur Person 
      
				Der Diplomat Eike Hesselbarth, Jahrgang 1987, arbeitete zunächst in der Privatwirtschaft, bevor er in den höheren Auswärtigen Dienst eintrat. Im Auswärtigen Amt arbeitet er im Bereich humanitäre Hilfe und Minenräumung und koordiniert mit seinem Team internationale Projekte zur Räumung explosiver Kriegsreste.