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UN-Sicherheitsrat: Deutschland will Verantwortung übernehmen

Für die Amtsperiode 2027/28 strebt Deutschland erneut einen nicht-ständigen Sitz im Sicherheitsrat an – mit klaren Zielen und dem Willen, Reformen voranzutreiben. 

Wolf ZinnWolf Zinn, 15.10.2025
UN
© pa/dpa

Der Sicherheitsrat ist das zentrale Entscheidungsorgan der Vereinten Nationen – hier werden Friedensmissionen beschlossen, Sanktionen verhängt und wichtige Resolutionen verabschiedet. Deutschland, das zuletzt 2019/20 Mitglied des Gremiums war, möchte erneut mitgestalten. Die Wahl für die Amtsperiode 2027/28 findet im Juni 2026 statt. Für die Bundesregierung ist die Bewerbung um einen Sitz ein Zeichen für Deutschlands Verantwortung in einer zunehmend instabilen Welt. 

Verlässlicher Partner im Multilateralismus 

Bundeskanzler Friedrich Merz betonte bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres in Berlin: „Gerade in Zeiten zahlloser Krisen bleibt Deutschland ein verlässlicher Partner und Anker für das multilaterale System. Wir tun das, weil wir an die Vereinten Nationen glauben. Für uns ist das eine Investition in eine Weltordnung, die auf Recht und Regeln basiert, nicht auf dem Recht des Stärkeren.“ 

Diese Haltung prägt auch Deutschlands Bewerbung um einen nicht-ständigen Sitz im Sicherheitsrat. Zuletzt lagen die jährlichen Zahlungen aus dem Bundeshaushalt in die Arbeit der UN bei mehr als fünf Milliarden Euro – für Friedensmissionen, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland zählt zu den größten Beitragszahlern und engagiert sich seit mehr als 50 Jahren in zahlreichen Programmen für Sicherheit, Bildung und Menschenrechte. 

UN-Generalsekretär António Guterres und Bundeskanzler Friedrich Merz
UN-Generalsekretär António Guterres und Bundeskanzler Friedrich Merz © picture alliance/dpa

Reformbedarf und klare Ziele 

Außenminister Johann Wadephul sieht in der Kandidatur auch ein Signal für Erneuerung. 80 Jahre nach ihrer Gründung, so Wadephul bei der UN-Generalversammlung im September 2025, stünden die Vereinten Nationen „vor großen Herausforderungen: einer Haushaltskrise, einer Krise des Multilateralismus und einem Mangel an Respekt vor dem Völkerrecht“. Alle Mitgliedstaaten seien verpflichtet, die Prinzipien der UN-Charta zu wahren.  

„Mehr denn je brauchen wir effektive und leistungsfähige Vereinte Nationen“, sagte Wadephul. Der Sicherheitsrat müsse die Realität der Welt besser widerspiegeln – mit zusätzlichen ständigen und nicht-ständigen Sitzen, besonders für unterrepräsentierte Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Für die deutsche Kandidatur nannte der Außenminister drei zentrale Ziele: „Gerechtigkeit, Frieden und Respekt“. Selbstbewusst ergänzte Wadephul: „Wir gehören an diesen Tisch. Wir nehmen Verantwortung wahr. Wir glauben an das System der Vereinten Nationen.“ 

Deutschland konkurriert bei der Wahl mit Österreich und Portugal. Beide Länder betonen ebenfalls ihre friedenspolitische und multilaterale Tradition. Mit seinem langjährigen Engagement, seiner Erfahrung im Sicherheitsrat und seinem wirtschaftlichen wie politischen Gewicht bringt Deutschland jedoch zweifellos überzeugende Voraussetzungen mit. 

Deutschland engagiert sich seit mehr als 50 Jahren in den Vereinten Nationen – unter anderem mit der Beteiligung an UN-Friedensmissionen.
Deutschland engagiert sich seit mehr als 50 Jahren in den Vereinten Nationen – unter anderem mit der Beteiligung an UN-Friedensmissionen. © picture alliance / photothek