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„Die Lage ist dramatisch“

Warum Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, einen „Waldgipfel“ einberufen hat, sagt sie im Interview.

Martin Orth, 16.09.2019
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft © dpa

Frau Bundesministerin Klöckner, Sie haben einen „Waldgipfel“ einberufen, um Perspektiven für den deutschen Wald aufzuzeigen. Warum diese Dringlichkeit?
Wir erleben derzeit eine Zäsur, die Lage ist dramatisch. Stürme, Dürre, Borkenkäfer und Waldbrände haben massive Schäden verursacht – über 110.000 Hektar Waldfläche sind weggefallen. Deshalb müssen wir jetzt handeln. Selten wie nie sind sich Bund und Länder einig, dass gemeinsame und koordinierte Hilfen nötig sind. Dabei geht es nicht darum, Einzelnen die Schäden auszugleichen. Es geht um den Erhalt des Waldes und seiner Funktionen für die Gesellschaft. Klimaschutz, Biodiversität, die Sicherung von Arbeit und Einkommen sowie die Erholung der Bevölkerung – all das spielt eine Rolle. Denn jeder Baum, den wir heute nicht wieder pflanzen, fehlt den kommenden Generationen. Unser Ziel sind klimastabile Mischwälder. Um das zu erreichen, muss es klare und transparente Leitplanken geben, die wir auf dem Waldgipfel weiter konkretisieren – eng begleitet von der Wissenschaft. 

Waldschäden im Harz
Waldschäden im Harz © dpa
Eine stärkere Nutzung von Holz als Baustoff bindet langfristig CO2.
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft

Auch in der Klima-Diskussion spielt der Wald als Kohlenstoffspeicher eine Hauptrolle. Welches Potenzial sehen Sie noch in Deutschland?
Der Wald ist unser engster Verbündeter beim Klimaschutz, unsere grüne Lunge. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder führt allein hier bei uns zu einer Verringerung der CO2-Emission um 14 Prozent. Wenn wir den Wald also nicht reparieren, brauchen wir über Klimaschutz nicht zu reden. Großes Potenzial sehe ich zudem beim Thema „Bauen mit Holz“, das ich mit meinem Ministerium vorantreibe. Eine stärkere Nutzung von Holz als Baustoff bindet langfristig CO2. Gegenüber herkömmlichen Hausbauten kann über die Hälfte der Treibhausgasemissionen eingespart werden. 

Klimaschutz durch den Wald ist ja nicht nur eine nationale Aufgabe.  Welche internationalen Ziele verfolgen Sie?
Die Zusammenarbeit mit unseren Fachleuten und dem deutschen Forstsektor ist international sehr gefragt. Man ist interessiert am Wissenstransfer, da es unsere Forstwirtschaft über Jahrzehnte geschafft hat, die Wälder sehr produktiv und vorratsreich zu halten, aber gleichzeitig ihre wichtigen Funktionen für die Umwelt und die Gesellschaft zu bewahren. Aufgrund der künftigen Anforderungen wird es mehr denn je Aufgabe sein: das forstliche Fachwissen zu erhalten, zu fördern, zu transportieren und zwar auf allen Ebenen – vom Waldfacharbeiter bis zum Forstakademiker. Einen Beitrag dazu soll die neue, im Aufbau befindliche internationale Plattform „Forest education“ leisten, die wir gemeinsame mit relevanten weltweit tätigen Organisationen vorbereiten. 

Interview: Martin Orth

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