Karrierestart in der EU
Eine Ausbildung in einem Land der EU bringt viele Vorteile. Ralf Hermann vom BIBB und einige Youtuber erzählen euch von diesem Weg.
Deutschland und die EU sind attraktive Arbeitsmärkte für Menschen aus der ganzen Welt. Dr. Ralf Hermann leitet unter anderem das German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training (GOVET) und erzählt euch, worauf es bei einer Ausbildung in der EU ankommt. Im Video geben euch Karlos, Elissa und Rodrigo zusammen mit einigen Freunden einen Einblick, wie dieser ganz besondere Weg ins Berufsleben euch weiterbringen kann und welche Überraschungen das Leben in Deutschland manchmal bereithält.
Herr Hermann, warum ist es für Menschen aus der ganzen Welt so attraktiv, in Deutschland eine Ausbildung zu machen?
Produkte deutscher Unternehmen haben weltweit einen guten Ruf, sie stehen für Innovation und hohe Qualität. Über 430.000 Unternehmen in Deutschland bilden dual aus. Das zieht junge Menschen an. Sie möchten neben dem theoretischen Fachwissen auch gerne praktisch lernen. In der dualen Berufsausbildung lernen Azubis die Theorie in der Berufsschule und, im Gegensatz zur Berufsausbildung in den meisten anderen Staaten, die Praxis direkt bei den Unternehmen. Zusammen mit der Ausbildungsvergütung und den hohen Übernahmequoten ist das ein sehr attraktives Gesamtpaket.
Welche Möglichkeiten gibt es für eine Ausbildung in der EU?
Auslandserfahrungen und internationale Kompetenzen sind nicht nur für Studierende ein Thema. Auch für Auszubildende ist es sehr reizvoll, einige Zeit in einem anderen Land zu verbringen, dort die Sprache zu erlernen und neue Kontakte zu knüpfen. Auszubildende erhalten Unterstützung für Auslandsaufenthalte innerhalb der EU beispielsweise durch das Programm Erasmus+. Mit dem neuen BMBF-Programm „Ausbildung weltweit“ wurde für junge Menschen in Deutschland eine weitere attraktive Möglichkeit geschaffen. Durch die Freizügigkeit innerhalb der EU kann eine Ausbildung auch komplett in einem anderen Mitgliedsstaat gemacht werden.
Wie Karlos aus Spanien seine Ausbildung als Mediengestalter in Deutschland erlebt hat und wie sie sein Leben verändert, verrät er euch im Video.
Welche Qualifikationen sollten Bewerber aus dem Ausland mitbringen, die sich um einen Ausbildungsplatz in Deutschland bewerben?
Die formalen Voraussetzungen hängen von der jeweiligen Ausbildung ab. Für eine duale Ausbildung gibt es keine festen Voraussetzungen, da die Unternehmen ihre Auszubildenden selbst aussuchen. Bei beliebten Berufen gibt es eine große Konkurrenz, der Schulabschluss, gute Noten und deutsche Sprachkenntnisse sind von Vorteil. Beliebt sind die Berufe Tierpfleger/in, Gestalter/in für visuelles Marketing, Mediengestalter/in Bild und Ton oder auch Sport- und Fitnesskaufmann/-frau. Die besten Chancen haben Bewerber bei Berufen, in denen es mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gibt. Hierzu gehören beispielsweise Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk, Fleischer/in, Klempner/in oder Berufe in der Gastronomie.
Welche Möglichkeiten gibt es für Interessierte aus dem Nicht-EU-Ausland?
Jungen Menschen aus dem Nicht-EU-Ausland steht es, sofern sie die Voraussetzungen dafür erfüllen, grundsätzlich offen, in Deutschland eine Ausbildung zu machen. Im Augenblick stehen die Chancen sogar gut, da viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Interessierte müssen zunächst für sich herausfinden, welcher Beruf in Frage kommt und können dann entweder auf Ausbildungsbörsen im Internet oder direkt bei den Unternehmen nach Ausbildungsplätzen suchen. Eine gute Schritt-für-Schritt-Anleitung mit nützlichen Links bietet das mehrsprachige Fachkräfteportal Make-it-in-Germany.
Elissa und Rodrigo aus Brasilien genießen es, neue Kulturen kennenzulernen. Für euch haben sie einige brasilianische Freunde gebeten, etwas über ihren Arbeitsbeginn in Deutschland zu erzählen und euch einen echten Einblick in das Leben in der EU zu geben.
Welche Visa-Voraussetzungen gibt es und wer kann die Interessierten dabei unterstützen?
Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März 2020 in Kraft tritt, werden die Möglichkeiten ausgeweitet. Dann wird es jungen Menschen aus Nicht-EU-Staaten möglich sein, einen Aufenthaltstitel über sechs Monate speziell für die Ausbildungsplatzsuche zu bekommen. Sie können dann in Deutschland Unternehmen kennenlernen und sich selbst ein besseres Bild machen. Voraussetzung dafür sind unter anderem ein Höchstalter von 25 Jahren, deutsche Sprachkenntnisse auf dem Niveau B2 sowie ein Schulabschluss, der im Heimatland zum Studium berechtigt. Interessierte können sich bei den deutschen Auslandsvertretungen in ihren Ländern informieren oder die unterschiedlichen Informations- und Beratungsangebote nutzen, wie die Hotline Arbeiten und Leben in Deutschland oder das Internetportal Make-it-in-Germany.
Welche Vorteile hat es für junge Menschen, in einem Land der EU eine Ausbildung abzuschließen?
Die EU ist ein riesiger Arbeitsmarkt. Eine Ausbildung in einem EU-Land zu absolvieren und damit in aktuell 28 Mitgliedsstaaten leben und arbeiten zu können, ist ein weltweit einzigartiges Modell, das zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten bietet.
Was bringt eine Ausbildung in einem anderen Land neben den fachlichen Kenntnissen? Vermittelt sich den Auszubildenden dabei auch die „europäische Idee“?
Neben Sprachkompetenzen können junge Menschen beispielsweise ihre interkulturellen Kompetenzen entwickeln. Sie lernen mit anderen Kulturen umzugehen. Gleichzeitig lernen sie beim „Blick über den Tellerrand“ auch viel über sich selbst, ihre eigene Herkunft und sehen viele Dinge, die sie beschäftigen, in einem neuen Licht. Sie werden vor neuen, möglicherweise herausfordernden Situationen stehen, in denen sie auf sich selbst gestellt sind. Sie werden dadurch selbstständiger und entwickeln ihre Persönlichkeit weiter. Die „europäische Idee“ und Europa sind für viele junge Menschen automatisch verbunden mit dem EU-Programm Erasmus. Das Programm macht für viele Menschen Mehrsprachigkeit, Arbeiten, Reisen und Leben im Ausland und damit auch Europa erlebbar.
Dr. Ralf Hermann ist Leiter der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) sowie des German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training (GOVET).
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