Zum Hauptinhalt springen

„Wenn wir Veränderung wollen, müssen wir Frauen fördern“

Fairer Handel und Gendergerechtigkeit müssen zusammengedacht werden. Erfahren Sie von der Vorständin von Fairtrade Deutschland, wie das gelingen kann. 

Christina IglhautChristina Iglhaut , 09.11.2023
Für Claudia Brück ist eine feministische Entwicklungspolitik essenziell.
Für Claudia Brück ist eine feministische Entwicklungspolitik essenziell. © Fairtrade Deutschland / Hanna Witte

Frau Brück, was sind die Ziele von Fairtrade Deutschland?
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der den fairen Handel fördert, insbesondere gerechte Handelsstrukturen zwischen dem Globalen Süden und Europa. Wir betreiben Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, bekannt sind wir aber vor allem für die Vergabe des internationalen Fairtrade-Siegels. 

Welche Standards müssen dafür erfüllt werden?
Es gibt eine Vielzahl an Standards zu den Bereichen Umwelt, Gendergerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten, Elternzeit und anderen sozialen Themen.  

Wie verbessert Fairtrade die Lebensbedingungen der Produzierenden?
Fairtrade-Produzentinnen und -Produzenten profitieren von festen Mindestpreisen, die wie ein Sicherheitsnetz wirken: Fällt der Marktpreis, greift der Mindestpreis und sichert sie nach unten hin ab. Entwickelt sich der Markt gut, erhalten sie den höheren Preis. Außerdem gibt es eine zusätzliche finanzielle Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Wir beraten Produzentinnen und Produzenten, wie sie die Standards erfüllen können und die Prämien am effektivsten investieren, etwa in Weiterbildung und die Schulausbildung von Mitarbeitenden.  

Warum ist es wichtig, Frauenförderung und fairen Handel zusammenzudenken?
Frauen in der Landwirtschaft sind oft dreifach belastet – durch Familie, Feld und soziale Arbeit. Aus Studien wissen wir: Wenn diese Frauen mehr Geld verdienen, nutzen sie es zu 90 Prozent für ihre Familien. Bei Männern sind es nur 30 Prozent. Wenn wir eine langfristige Veränderung in der Gesellschaft erzeugen wollen, müssen wir diese Hebelwirkung nutzen.  

Mit welchen Projekten tragen Sie dazu bei?
In Kenia gibt es beispielsweise das Projekt „Growing Women in Coffee“, bei dem Kooperativen Land an Frauen übertragen und ihnen die Möglichkeit geben, dieses selbstständig zu bewirtschaften. Die Erträge gehören den Frauen. Die Ausbildung von Frauen in landwirtschaftlichen Praktiken wird gefördert und sie werden bei der Umsetzung von Business-Plänen beraten. Außerdem wird der Bau von Biogasanlagen unterstützt, die den Frauen das tägliche Sammeln von Brennholz ersparen und gleichzeitig die Umwelt schonen.