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Menschen helfen

Pflegekraft in Deutschland: Warum die Ukrainerin Kateryna Nenzhentseva vor sieben Jahren den Schritt in ein neues Leben wagte.

Clara Krug, 30.05.2022
Intensivpflegerin Kateryna Nenzhentseva
Intensivpflegerin Kateryna Nenzhentseva © picture alliance/dpa

„Auf meiner Station ist meistens viel los. Ich bin Intensivpflegerin in der Chest Pain Unit des Lukaskrankenhauses Neuss. Hier liegen zum Beispiel Herzinfarktpatientinnen und -patienten. Akute Notfallsituationen gehören zu meinem Arbeitsalltag. In solchen Situationen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich auf seine Erfahrung zu verlassen.

Sprache und Anerkennung

Seit sieben Jahren arbeite ich nun schon in Deutschland. In meiner ukrainischen Heimatstadt Charkiw war ich zuvor 17 Jahre lang als Intensivpflegerin angestellt. Wegen der Liebe zu einem deutschen Mann entschied ich mich 2014 dafür, nach Deutschland zu gehen. Meinen damals 13 Jahre alten Sohn nahm ich mit. Den Neuanfang in Deutschland hatte ich mir ein wenig einfacher vorgestellt. Mein größtes Problem waren fehlende Sprachkenntnisse. Noch in Charkiw hatte ich einige Monate lang bei einem Privatlehrer Deutsch gelernt. Zeit für einen weiteren Sprachkurs hatte ich in Deutschland nicht, weil ich zur Anerkennung meiner ukrainischen Berufsausbildung zunächst ein neunmonatiges Praktikum machte und auf unterschiedlichen Krankenhausstationen arbeitete. Mein Deutsch verbesserte ich mit Youtube-Videos. Bei den Formalitäten half mir mein damaliger Freund, und in allen fachlichen Fragen unterstützten mich meine liebenswerten Kolleginnen und Kollegen. Mein Arbeitgeber, das Lukaskrankenhaus, war immer eine wichtige Hilfe. Krankenhäuser in Deutschland arbeiten mit anderen Computersystemen und verabreichen zum Teil andere Medikamente, als ich es aus der Ukraine kannte – das alles musste ich erst lernen. Aber ich wollte es unbedingt schaffen, war zielstrebig und bin heute sehr stolz darauf, dass alles geklappt hat.

Unterstützung für ukrainische Geflüchtete

Natürlich ist die Arbeit im Krankenhaus unter Pandemiebedingungen viel fordernder als sonst. Wesentlich belastender ist für mich momentan aber die Situation in der Ukraine. Ein Großteil meiner Familie befindet sich immer noch im schwer getroffenen Charkiw. Die Situation ist schrecklich, ich habe Schuldgefühle, in einem Land zu leben, in dem Frieden herrscht, während meine Familie und Freunde ums Überleben kämpfen. In meiner Freizeit unterstütze ich nach Deutschland geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. Ich helfe ihnen bei Formalitäten, übersetze, zeige ihnen wichtige Informationsquellen, suche Unterkünfte, sammle Kleidung und andere Dinge, die sie benötigen. Krankenschwester bin ich geworden, weil ich Menschen gerne helfe. Das ist auch etwas, was ich an Deutschland sehr schätze: Das Land denkt an die Menschen, es ist ein soziales Land mit entsprechenden Strukturen.“

 


Kateryna Nenzhentseva, 44 Jahre, ist Intensivpflegerin im Lukaskrankenhauses Neuss.

© www.deutschland.de

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