Zum Hauptinhalt springen

„Grüner Knopf“ wird international

Der dänische Textilhersteller Beirholm ist das erste nicht-deutsche Unternehmen, das mit dem Siegel ausgezeichnet wurde. 

Interview: Helen Sibum, 06.07.2021
Produktion bei einem Zulieferer von Beirholm in Pakistan
Produktion bei einem Zulieferer von Beirholm in Pakistan © 2021 Beirholms Vaeverier A/S

Faire Löhne, ein Verbot gefährlicher Chemikalien, Grenzwerte für Schadstoffe im Abwasser: Das staatliche deutsche Siegel „Grüner Knopf“ garantiert hohe ökologische und soziale Standards in der Textilproduktion. Dutzende deutsche Unternehmen führen mittlerweile das Gütezeichen. Und auch zahlreiche ausländische Firmen bekunden Interesse. Was macht den Grünen Knopf für sie attraktiv? Nachgefragt bei Peter Beirholm, Geschäftsführer des dänischen Textilherstellers Beirholm, und seinem Sohn Andreas. Das Familienunternehmen war Anfang 2021 die erste nicht-deutsche Firma, die den Grünen Knopf erhielt.

Warum haben Sie beschlossen, Beirholm mit dem Grünen Knopf zertifizieren zu lassen?

Andreas Beirholm: Als das Siegel 2019 eingeführt wurde, waren wir gleich interessiert. Wir beliefern mit unseren Textilien unter anderem Krankenhäuser und Pflegeheime, dabei geht es oft um öffentliche Ausschreibungen. Label für Nachhaltigkeit spielen dabei eine immer größere Rolle. Und auch unsere Kunden aus dem privaten Bereich wie Hotels und Restaurants sind zunehmend an dem Thema Nachhaltigkeit interessiert.

Peter und Andreas Beirholm
Peter und Andreas Beirholm © 2021 Beirholms Vaeverier A/S

Aber warum ein deutsches Label?

Peter Beirholm: Deutschland ist unser größter Markt, wir machen dort rund 50 Prozent unseres Umsatzes. Der Grüne Knopf ist einfach eine sinnvolle Ergänzung dessen, was unser Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit ohnehin schon tut. Und das Siegel ist gut durchdacht: Zum Beispiel baut es auf anderen Zertifizierungen auf und reduziert damit die Bürokratie. Hat ein Produkt etwa schon das Label „Made in Green“ von Oeko-Tex, sind einzelne Anforderungen des Grünen Knopfes damit bereits erfüllt und die Firmen müssen sie nicht erneut nachweisen.

Was unterscheidet den Grünen Knopf noch von anderen Siegeln?

Andreas Beirholm: Es gibt da draußen einen wahren Dschungel von Labels – im Bereich Textilien sind es Hunderte verschiedene Zertifizierungen allein in der EU. Für den Grünen Knopf spricht, dass er direkt von der deutschen Bundesregierung unterstützt wird. Außerdem nimmt er neben den ökologischen auch soziale Kriterien stark in den Blick. Positiv ist zudem, dass er im Sinne des gerade beschlossenen deutschen Lieferkettengesetzes das gesamte Zulieferer-Portfolio eines Unternehmens betrachtet. Das ist ein neuer, ganzheitlicher Ansatz. Er verhindert, dass Unternehmen einfach für jeden Zulieferer ein anderes, passendes Siegel wählen.

Dieses YouTube-Video kann in einem neuen Tab abgespielt werden

YouTube öffnen

Inhalte Dritter

Wir verwenden YouTube, um Inhalte einzubetten, die möglicherweise Daten über deine Aktivitäten erfassen. Bitte überprüfe die Details und akzeptiere den Dienst, um diesen Inhalt anzuzeigen.

Einverständniserklärung öffnen

Piwik is not available or is blocked. Please check your adblocker settings.

Sehen Sie beim Grünen Knopf auch Verbesserungspotenzial?

Andreas Beirholm: Obwohl das Siegel die gesamte Lieferkette in den Blick nimmt, liegt der Schwerpunkt derzeit auf den sogenannten Nassverfahren wie dem Färben. Man könnte kritisieren, dass der Fokus etwas zu eng ist. Perspektivisch wird der Grüne Knopf aber wohl auch andere Produktionsschritte stärker betrachten, angefangen bei der Gewinnung der Rohstoffe.

Wie aufwändig war es, die Zertifizierung zu bekommen?

Andreas Beirholm: Das war harte Arbeit. Es reicht nicht, ein Konzept zu haben – man muss ständig nachweisen, dass es auch funktioniert. Wie ist das Risikomanagement genau aufgestellt? Welche Maßnahmen ergreift man, wenn etwas schiefläuft? Wie stellt man sicher, dass dies rechtzeitig geschieht? Auch die Sorgfaltspflicht spielt eine große Rolle: Wie können Arbeiterinnen und Arbeiter an Produktionsstätten im Ausland Bedenken äußern? Dafür muss es klare, erprobte Prozesse geben.

Peter Beirholm: In unserem Unternehmen gehen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit seit Jahren Hand in Hand. An unserer Nachhaltigkeitsstrategie selbst mussten wir also kaum etwas ändern. Aber wir mussten eine komplett neue IT-Plattform aufsetzen, um unser Reporting zu systematisieren.

Eine Näherin in einem Zulieferbetrieb in Pakistan
Eine Näherin in einem Zulieferbetrieb in Pakistan © 2021 Beirholms Vaeverier A/S

Das klingt tatsächlich sehr aufwändig…

Peter Beirholm: Um ehrlich zu sein, haben wir nach den ersten Gesprächen mit Vertretern des Grünen Knopfes sogar überlegt, das Ganze abzubrechen. Wir dachten: „Unsere Firma ist doch schon so transparent! Warum kommen sie jetzt mit all diesen bürokratischen Anforderungen?“ Doch nach einer Weile merkten wir, dass es genau die richtigen Anforderungen waren und dass sie für uns sogar eine Hilfe darstellten. Auf der anderen Seite können auch wir den Grünen Knopf unterstützen.

Inwiefern?

Andreas Beirholm: Der Grüne Knopf hat Zukunft, aber es gibt noch einiges zu tun. Bislang ist das Siegel vor allem in Deutschland bekannt, hier in Skandinavien müssen wir weiterhin viel Erklärungsarbeit dazu leisten. Doch wenn das Lieferkettengesetz erst einmal in Kraft tritt – und viele andere europäische Länder haben bereits ähnliche Gesetze verabschiedet oder planen sie – wird das die Attraktivität des Grünen Knopfes weiter erhöhen. Wir als Unternehmen können dazu beitragen, das Siegel noch bekannter zu machen, bei unseren Kunden in Europa und weltweit.

© www.deutschland.de