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Gemeinsam für starken Nachwuchs

Was lässt sich gegen Fachkräftemangel tun? Die Koordinatorin des Israel-Programms gibt Einblicke in den Austausch der Länder.

Lauralie Mylène Schweiger, 06.12.2022
Koch-Azubis aus Berlin bei einem Workshop in Israel
Koch-Azubis aus Berlin bei einem Workshop in Israel © GOVET BS03

Der Fachkräftemangel, insbesondere in der IT und der Industrie, ist ein Problem in Israel und Deutschland. Das Deutsch-Israelische Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung fördert den Austausch zwischen den Auszubildenden der beiden Länder. Seit 2020 wird das Programm von der Anlaufstelle für internationale Bildungszusammenarbeit, GOVET, im Auftrag des BMBF durchgeführt. Im Interview gibt die Koordinatorin des Programms, Dr. Hannelore Kress, Einblicke in die Zusammenarbeit.

Sie tauschen sich im Rahmen des Programms mit Israel zum Nachwuchsmangel aus. Was haben Israel und Deutschland bei diesem Thema gemeinsam?

Wir stehen beide vor einem großen Ungleichgewicht: Es gibt einen Fachkräftemangel in beiden Ländern, aber nicht genügend junge Erwachsene, die die Arbeit machen wollen oder können. Eine Sache, die wir gemeinsam mit Israel angehen wollen ist die Frage, wie wir die Generation Z ansprechen, also die Menschen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind. Auch über die nachfolgende Generation Alpha machen wir uns Gedanken, bei der die Ansprache durch das virtuelle Aufwachsen noch schwieriger wird. Ich denke aber, wir sind auf einem guten Weg, sie in die Welt der Berufe zu bringen.

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Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Austausch mit Israel?

Wir sehen gerade in Deutschland, wie wirtschaftsschädigend der Fachkräftemangel ist. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen wieder ermutigt werden, in der bestmöglichen Qualität auszubilden. Laut einem Bericht der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbund DGB herrscht da große Unzufriedenheit, aber daran lässt sich arbeiten. Andererseits haben wir in dem DGB-Bericht gesehen, dass sich die befragten Jugendlichen nicht gut orientiert und mitgenommen fühlen.

In Israel leisten nach der Schule Frauen zwei, Männer drei Jahre Armeedienst. Das sind sehr prägende Jahre nach der Schulbildung Der Anschluss bzw. die Orientierung zwischen Schule und Arbeit fehlt auch in Deutschland. Vielen machen ein Gap-Jahr oder sind einfach „lernmüde“. Warum aber dann nicht direkt eine Ausbildung, um zu reifen und später besser Entscheidungen treffen zu können? Zum Beispiel, ob man sich für ein Studium entscheidet oder auch nicht – Studienabbrüche gibt es in Deutschland ohnehin immer noch zu viele.

Was kann Deutschland in der Hinsicht von Israel lernen?

In Israel wählen mehr junge Frauen technische Berufe im akademischen Bereich, in Deutschland sind es weiterhin weniger. Wir müssen in der beruflichen Orientierung gezielt ab der fünften Klasse und vor der Pubertät ansetzen. Mädchen sollten noch mehr ermutigt werden, dass auch sie in die IT oder das Ingenieurswesen gehen. Der Herstellerverband (MAI) entwickelt gerade weitere Ideen, wie Fachkräfte frühzeitig gefördert werden können, zum Beispiel, indem Firmen über Jahre Partner von Schulen werden. Ich bin gespannt auf den Austausch und was wir trotz der unterschiedlichen Systeme lernen können.

Welche Projekte setzen Sie im Rahmen des Austausches um?

Wir haben beispielsweise letztes Jahr einen Kochwettbewerb veranstaltet, bei dem Kochlehrlinge aus Berlin und Haifa angetreten sind. Israelische Starköche haben in Workshops etwas zu Innovationen in der Küche erzählt. Es ging unter anderem um ausgedrucktes Fleisch, denn der Bereich Food Tech ist in Israel sehr stark. Von unserer Seite aus kam das Thema CO2-Aufkommen in der Küche und wie man es vermeiden kann. Das Gewinnerteam kam dieses Jahr nach Berlin und hat gemeinsam mit der deutschen Gruppe und der Starköchin Julia Komp gekocht, genauso wie unser Gewinnerteam nach Haifa gefahren ist und in 5-Sterne-Hotels gekocht hat. So etwas Ähnliches organisieren wir gerade mit Auszubildenden aus Bauberufen. Es geht darum, sich trotz unterschiedlicher Systeme auszutauschen und voneinander zu lernen vor dem Hintergrund der gemeinsamen Geschichte. Und genau das wollen wir den Jugendlichen mit auf den Weg geben.

Informationen und Materialien zu den anderen Aktivitäten des Programms haben wir auf unserem Portal www.israel-programm.de verlinkt.

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