Die Museumsmacher
Humboldt Forum, Senckenberg Museum, Museum Ludwig hier lernst du drei Köpfe hinter den Kulissen großer Sammlungen kennen.
„Es geht hier nicht nur um Exponate“
Hartmut Dorgerloh, 1962 in Ost-Berlin geboren, hat als Generalintendant schon den Bau des Humboldt Forums in Berlin begleitet. Das Universalmuseum auf der Spreeinsel in Berlins Mitte steckt hinter der rekonstruierten Fassade des alten Stadtschlosses. In dem 680 Millionen Euro teuren Bau stellen mehrere Museen aus. An Exponaten des Ethnologischen Museums entzündete sich erneut die Diskussion um koloniale Raubkunst. Die jahrhundertealten Bronzeskulpturen wurden 1897 von britischen Soldaten aus Benin im heutigen Nigeria geraubt. Heute ist die Restitution in Deutschland Staatsraison, eine vollständige Rückgabe soll in 2022 abgeschlossen werden.
„Wenn man es ernst meint mit der Abgabe von Deutungs- und Entscheidungshoheit, dann können wir hier in Europa nicht alleine entscheiden, wie, wann und zu welchen Konditionen Rückgaben erfolgen“, sagt Dorgerloh. Es gehe eben nicht nur um Ausstellungsstücke, sondern auch „um Traumata, um Politik, und auch um Wiedergutmachung.“
„Wir wollen ein Forschungsmuseum der Zukunft sein“
Brigitte Franzen, 1966 in Freiburg geborene Kulturwissenschaftlerin, leitet seit Anfang 2021 eines der bedeutendsten Naturkundemuseen Europas: das Senckenberg Museum in Frankfurt. Das 1821 eröffnete Museum ist das Schaufenster der „Senckenberg Gesellschaft für Naturfoschung“, der größten Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft mit sieben Forschungsinstituten und drei Naturkundemuseen. „Die gesamte Forschungsinstitution Senckenberg besitzt mehr als 40 Millionen Objekte, allein in Frankfurt sind es etwa 21 Millionen“, sagt Franzen.
Sie will Forschung, Ausstellung und Gesellschaft näher zusammenbringen. Das Museum sei Plattform und Instrument, um aus der Forschung in die Öffentlichkeit zu kommunizieren und sie zu beteiligen. Dadurch werde das Museum auch anfassbarer. Die Startchancen sind gut. Franzen: „Die Menschen lieben das Museum!“
„Wir wollen insgesamt diverser abbilden“
Yilmaz Dziewior leitet das Museum Ludwig in Köln, gerade wurde der Vertrag des 1964 geborenen Bonners bis 2032 verlängert. Das Museum gehört zu den bedeutendsten europäischen Kunstmuseen mit der größten Pop-Art-Sammlung Europas, einer der wichtigsten Sammlungen des deutschen Expressionismus und der drittgrößten europäischen Picasso-Sammlung. Zentrales Ziel Dziewiors ist, diverser zu werden. In den letzten Jahren haben sich die Sammlung und das Ausstellungsprogramm deutlich mehr für außereuropäische, weibliche und queere Positionen geöffnet.
Dziewior ist auch Kurator des deutschen Beitrags für die 59. Kunstbiennale 2022 in Venedig. Er lässt die Berliner Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn den deutschen Pavillon gestalten. Der Sohn einer deutsch-polnischen Mutter und eines türkischen Vaters sagt über seine Herkunft: „Dass ich Türke sein soll, ist lustig, dass ich Pole sein soll, noch ein bisschen lustiger. Ich bin utterly German.“
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