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Die Hochschule als kulturelle Brücke

Wie Zhaniya Pirmoldayeva und Till Horstmann von ihrem Studium an der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty profitieren.

Wolf ZinnWolf Zinn, 28.01.2025
Studierende der DKU und Dozent Sebastian Zips (Mitte)
Studierende der DKU und Dozent Sebastian Zips (Mitte) © DKU

Die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) in Almaty vereint akademische Lehre mit kulturellem Austausch. Mit einem deutsch-kasachischen Doppelabschluss, zehn Partneruniversitäten in Deutschland und einem praxisorientierten Ansatz ist sie eine der führenden Hochschulen Zentralasiens. Zwei Studierende, Zhaniya Pirmoldayeva aus Kasachstan und Till Horstmann aus Deutschland, erzählen von ihren Erfahrungen. 

 

Ich habe tolle Kontakte geknüpft.
Zhaniya Pirmoldayeva

Zhaniya Pirmoldayeva ist 22 Jahre alt und stammt aus Aktobe im Nordwesten Kasachstans. Sie studiert im siebten Semester Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing und will im Sommer 2025 ihren Bachelor machen. Damit wird sie sowohl einen deutschen als auch einen kasachischen Hochschulabschluss in der Tasche haben.

„Ich hatte anfangs keinerlei Deutschkenntnisse“, erzählt Zhaniya. Dennoch entschied sie sich aufgrund des guten Rufs der DKU, dort intensiv Deutsch zu lernen. „Ich hatte sehr gute Sprachlehrer, sodass ich nach zwei Jahren das Niveau B2 erreichte.“ Mittlerweile spricht Zhaniya fließend Deutsch

 

DAAD-Preis: Zhaniya Pirmoldayeva (r.) mit Professorin Sophia Keil
DAAD-Preis: Zhaniya Pirmoldayeva (r.) mit Professorin Sophia Keil © privat

Ab dem dritten Semester hatte sie an der DKU Seminare in deutscher Sprache von Gastdozenten aus Deutschland – zum Beispiel dem Marketing-Professor Sebastian Zips von der Partnerhochschule Zittau/Görlitz. Genau dorthin zog es Zhaniya für ein zweisemestriges Auslandsstudium. „Die Region ist sehr schön und liegt direkt an der polnischen Grenze – es war eine tolle Erfahrung, einfach so zwischen zwei Ländern hin- und herspazieren zu können.“ Auch mit dem Lernen scheint es bestens zu klappen: Zhaniya erhielt den DAAD-Preis 2024 für herausragende Leistungen internationaler Studierender. Darüber hinaus absolvierte Zhaniya ein Praktikum in der PR-Abteilung der Hochschule. „Ich lernte viele nette Leute kennen und konnte spannende redaktionelle Beiträge umsetzen, dabei traf ich auch Sachsens Ministerpräsidenten  Michael Kretschmer.“

Zhaniya mit Kommilitoninnen an der Hochschule Zittau/Görlitz
Zhaniya mit Kommilitoninnen an der Hochschule Zittau/Görlitz © privat

Ihre Reise führte sie weiter nach Berlin, wo sie in der Marketingabteilung von Coca-Cola ihr sechsmonatiges Pflichtpraktikum absolvierte. „Ich habe tolle Kontakte geknüpft, aber Berlin ist wie Almaty – sehr groß, anonym und manchmal etwas überwältigend.“ Ein freiwilliges Praktikum bei Microsoft schloss sich an. „Wie man in Deutschland sagt: Da kann man nicht meckern“, scherzt sie.

Zhaniya hat inzwischen viele deutsche Städte besucht, darunter MünchenDüsseldorf und Hamburg. Besonders die Hansestadt an der Elbe hat es ihr angetan. Sie könnte sich gut vorstellen, dort einen Master in Business Administration anzuschließen oder im Marketingbereich zu arbeiten. Und wie findet sie die Deutschen? „Insgesamt habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht. Aber wie überall auf der Welt sind die Menschen auch in Deutschland sehr unterschiedlich. Das einzige Klischee, das vielleicht stimmt: Die meisten Deutschen sind sehr pünktlich – aber garantiert nicht alle“, lacht sie.

 

Till Horstmann hat sein Studium der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen im vergangenen Sommer abgeschlossen. Besonders interessiert sich der 28-Jährige für osteuropäische und postsowjetische Länder. Sein akademischer Weg begann an der Universität Bielefeld, führte ihn an die Andrássy Universität in Budapest und schließlich für sein letztes Semester von Januar bis Sommer 2024 nach Almaty. „Ich kannte die Stadt bereits durch einen vom DAAD geförderten Aufenthalt im Sommer 2023“, erzählt er. „Die Menschen sind freundlich und offen. Und ich wurde an der Uni sehr herzlich aufgenommen.“ Das „DKU-Buddy“-Programm half ihm, sich schnell einzuleben: Mit der kasachischen DKU-Studentin Darya Koppel erkundete er die Stadt und besuchte Sehenswürdigkeiten wie die Holzkathedrale und das Theater.

Till Horstmann mit „DKU-Buddy“ Darya Koppel in Almaty
Till Horstmann mit „DKU-Buddy“ Darya Koppel in Almaty © privat

Almaty beschreibt er als eine lebendige und verkehrsreiche Großstadt in Hanglage. „Die Architektur ist typisch postsowjetisch, und die Straßen sind schachbrettartig angelegt.“ Die Mieten seien erstaunlich hoch, fast wie in deutschen Großstädten, obwohl die Einkommen in Kasachstan deutlich niedriger sind.

Während seiner Zeit an der DKU schrieb er seine Masterarbeit und vertiefte sein Wissen über Zentralasien. „Der Aufenthalt war eine echte Bereicherung. Ich habe nicht nur fachlich viel gelernt, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Region und ihre Menschen gewonnen.“ Seit einigen Monaten ist Till berufstätig, plant jedoch, in Zukunft noch zu promovieren.

Die Deutsch-Kasachische Universität (DKU):

Die 1999 gegründete Deutsch-Kasachische Universität in Almaty ist die einzige deutsche Universität in Zentralasien. Mit ihrem Fokus auf interdisziplinäre Lehre, Sprachkompetenz und praktische Erfahrungen bereitet die DKU ihre Studierenden auf den internationalen Arbeitsmarkt vor. Die Universität bietet Bachelor- und Masterstudiengänge in Bereichen wie Wirtschaft, Ingenieurwesen und Sozialwissenschaften an. Alle Programme orientieren sich an deutschen Bildungsstandards. Dank enger Kooperationen mit zehn Partneruniversitäten in Deutschland, darunter die FU und TU Berlin, können Studierende Doppelabschlüsse erwerben und Austauschprogramme wahrnehmen. Seit 2007 fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) das Projekt, zunächst aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, seit 2009 aus Mitteln des Auswärtigen Amts.