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Hier werden große Geschichten erzählt

Welche Kinofilme aus Deutschland sind international am erfolgreichsten? Das erklärt die künftige Berlinale-Leiterin Mariette Rissenbeek.

28.11.2018
Sandra Hüller in „Toni Erdmann“
Sandra Hüller in „Toni Erdmann“ © Komplizen Film/NFP/dpa

Nur wenige kennen die deutsche Filmszene so gut wie die Niederländerin Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin von German Films, der Interessensvertretung deutscher Kino- und Fernsehproduktionen im Ausland. Ab 2020 wird Mariette Rissenbeek gemeinsam mit dem Italiener Carlo Chatrian die Berlinale leiten.

Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin von German Films
Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin von German Films © dpa

Frau Rissenbeek, was macht das deutsche Kino international attraktiv?
Die Produktionsqualität der Filme ist hoch: Auch ein deutscher Low-Budget-Film ist in der Regel handwerklich sehr gut gemacht – vom Schnitt über die Farbgebung bis zur Qualität der Schauspieler. Zuschauer mit anspruchsvollen, etwa durch das amerikanische Kino geprägten Sehgewohnheiten, müssen sich nicht umstellen und begegnen zugleich einer großen inhaltlichen Vielfalt.

Was sind Beispiele für diese Vielfalt?
Das können ebenso Horrorfilme und Psychothriller sein wie historische Dramen oder Familiengeschichten. Eine solche Familiengeschichte erzählt etwa die feinsinnige Tragikomödie „Toni Erdmann“, die international für Aufsehen gesorgt hat. Großes Interesse besteht an Filmen zur deutschen Geschichte, zum Beispiel „Der Staat gegen Fritz Bauer“ oder „Im Labyrinth des Schweigens“, die beide die Frankfurter Auschwitzprozesse thematisieren. Und dann begeistern international auch Filme wie das Drama „Herbert“ über einen alternden Boxer oder „Alles ist gut“, der von den Schicksalsschlägen einer jungen Frau erzählt.

In welchen Ländern besteht aktuell besonderes Interesse am deutschen Film?
Unter anderem in Asien. In Japan, wo wir mit German Films 2018 zahlreiche Verleiher getroffen haben, besteht großes Interesse an Filmen über die deutsche Musik- und Literaturgeschichte. In China haben wir beim 6. Festival des Deutschen Films in Peking und Chengdu unter anderem „Die Unsichtbaren“ über untergetauchte Juden im Berlin der Nazi-Zeit gezeigt, ebenso „Aus dem Nichts“ von Fatih Akin, der rechtsradikale Gewalt der Gegenwart thematisiert. Beide Filme kamen hervorragend an. Es gibt in China ein junges Publikum, das sich jenseits chinesischer und amerikanischer Blockbuster gerne mit politischen Themen auseinandersetzt.

Interview: Johannes Göbel

© www.deutschland.de

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