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Die Ruhrtriennale

Für sechs Wochen sind Industrieorte im Ruhrgebiet Schauplatz für Musiktheater, Schauspiel, Musik, Tanz und Installation. Ein Interview mit dem neuen Intendanten Johan Simons.

12.08.2015
© Iris Janke - Ruhrtriennale

Am 14. August 2015 startet die Ruhrtriennale unter dem Motto „Seid umschlungen“ die erste Spielzeit unter dem neuen Intendanten Johan Simons. In sieben Städten des Ruhrgebiets sind bis zum 26. September rund 40 Produktionen zu sehen - auch an früheren Industrieorten wie stillgelegten Zechen - darunter viele Welt-Uraufführungen.  Simons war zuvor Intendant der Münchner Kammerspiele. In den drei Jahren seiner Intendanz will er an den ersten Intendanten der Ruhrtriennale, Gerard Mortier (2002), anknüpfen und spartenübergreifende Produktionen aus Musiktheater, Schauspiel, Musik, Tanz und Installation bieten.   

Herr Simons, das Motto der Ruhrtriennale 2015 erinnert an Schiller und Beethovens Ode „An die Freude“. Was genau erwartet die Besucher?

Unser Leitmotiv ist eine Geste der künstlerischen, gesellschaftlichen und geogra­phischen Umarmung. Wobei es nicht nur harmonisch zugehen soll. Viele Produktionen beschäftigen sich mit Schöpfungsmythen, Unterweltgeschichten, Höllenfahrten. Mit der Eröffnung „Accattone“ nach Pasolini begeben wir uns in die Welt des Subproletariats. „Das Rheingold“ von Wagner kombinieren wir mit elektronischer Musik von Mika Vainio. Monteverdis „Orfeo“ wird zu seinem unheimlichen Parcours für kleine Zuschauergruppen. Große Literaturbearbeitungen zeigen wir im Schauspielprogramm. Vier sehr unterschiedliche Choreographen arbeiten für uns, und mit dem Atelier Van Lieshout kreieren wir ein Kunst-Dorf, das sechs Wochen lang belebt und bespielt wird. Und wir etablieren ein neues Pop-Musik-Programm mit guter elektronischer Musik. Um nur einen kleinen Teil zu nennen.

Sie haben den Traum eines künstlerisch vereinten Europas. Wie setzen Sie diesen in der Ruhrtriennale um?

Wir präsentieren Künstler aus vielen Nationen mit ihren Geschichten und Ideen. Wir haben belgische, niederländische, polnische, finnische und auch Schweizer, griechische, französische, italienische Regisseure, Choreographen, Dirigenten und Komponisten im Programm. Wir zeigen polnische und niederländische Schauspielproduktionen in Originalsprache, deutsch übertitelt. Generell bieten wir bei fast allen Produktionen englische Übertitel an, damit alle Gäste etwas verstehen. Und wir schaffen viele Orte, um vor und nach Vorstellungen miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Ruhrtriennale soll ein Festival der Künste sein und der Begegnungen.

Ihr Faible für ungewöhnliche Theater-Orte ist bekannt, sie haben bereits auf einem Autofriedhof, im Zirkuszelt oder in einem Gewächshaus inszeniert. Haben Sie Lieblingsorte bei der Ruhrtriennale?

Die rohen, möglichst unrenovierten! Deshalb eröffnen wir an einem ganz neuen Ort, der 210 Meter langen Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg in Dinslaken. Hier spielt bei jeder Aufführung nicht nur das Tageslicht, sondern auch die Geschichte des Ortes mit.

Wenn jemand nur ein oder zwei Inszenierungen besuchen kann, was sollte er nicht verpassen?

Es ist nicht eitel gemeint, aber unser „Accattone“ in Dinslaken ist ein Muss. Wegen der Halle, wegen des großartigen Schauspielensembles, wegen Collegium Vocale, dem vielleicht besten Bach-Chor der Welt, wegen Philippe Herreweghe. Wer lieber tanzen möchte: „Ritournelle“, unsere große Festivalnacht der elektronischen Musik mit Caribou, The Notwist und vielen anderen. Ach, eigentlich alles!

Ruhrtriennale vom 14. August bis 26. September 2015 im Ruhrgebiet

www.ruhrtriennale.de

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