Zwischen Nofretete und Aleppo-Zimmer: Favoriten einer Kuratorin
Kuratorin Dr. Deniz Erduman-Çalış über die verborgenen Schätze der Berliner Museumsinsel

Was macht eine Kuratorin, wenn das Museum wegen Sanierung jahrelang geschlossen ist? Welches Werk würde sie mit nach Hause mitnehmen, wenn sie dürfte? Dr. Deniz Erduman-Çalış ist Kuratorin am Museum für Islamische Kunst, das derzeit umgebaut wird und 2027 wieder eröffnen soll. Hier beantwortet sie die Fragen von deutschland.de.

Das für Sie wertvollste Werk auf der Museumsinsel?
Für mich ist die Nofretete das herausragendste Werk der ganzen Museumsinsel. Ich stehe immer wieder fasziniert vor ihr und frage mich, wie solch eine künstlerische Perfektion vor über 3.000 Jahren gelingen konnte.
Wenn Sie für ein Wochenende ganz allein auf der Museumsinsel wären, …
… würde ich in die Depots gehen und mir – mit Handschuhen – alle Objekte genau anschauen, die sonst nicht zu sehen sind.
Das am meisten unterschätzte Kunstwerk der Museumsinsel?
Die Mschatta-Fassade: Die Fassade einer Palastanlage aus der Mitte des achten Jahrhunderts ist das Herzstück des Museums für Islamische Kunst. Zugleich war die Fassade, die als Geschenk des osmanischen Sultans an den deutschen Kaiser 1903 von Jordanien nach Berlin kam, Anlass für die Gründung des Museums für Islamische Kunst und ist das größte Objekt islamischer Kunst in einem Museum. Dennoch ist sie ein Monument, das kaum einer kennt. In der alten Ausstellung war die Fassade in verkürzter Form im hintersten Raum der Ebene 30 aufgestellt und hat somit nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit bekommen. Das wird sich in der neuen Dauerausstellung ändern. Dann wird sie in voller Länge im Hauptrundgang frisch gereinigt und restauriert erstrahlen.
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Einverständniserklärung öffnenIhr Lieblingsplatz abseits der bekannten Wege und Orte?
Das Aleppo-Zimmer im Pergamonmuseum. Nach der Wiedereröffnung wird es in der Ebene 30 zu sehen sein. Nicht ganz abseits der bekannten Wege, aber doch etwas versteckt in einem Seitenraum. Es aufzusuchen lohnt sich auf jeden Fall. Die gerade aufwändig restaurierte Wandtäfelung aus dem frühen 17. Jahrhundert wird in Zukunft noch viel schöner inszeniert und kommt ihrer ursprünglichen Erscheinung im Haus Wakil in Aleppo sehr nah. Der Raum befindet sich gerade im Aufbau und sieht bereits großartig aus.
Die kurioseste Frage, die je ein Besucher gestellt hat?
„Was machen Sie eigentlich, während das Pergamonmuseum geschlossen ist – ist Ihnen nicht langweilig?“ Anscheinend ist es schwer vorstellbar, wie viel Arbeit die Planung, Kuratierung und Umsetzung einer Dauerausstellung ist, und wie viele Menschen an den Vorbereitungen wie lange beteiligt sind.
Welches Exponat möchten Sie niemals ausleihen?
Die Alhambra-Kuppel. Auch sie bekommt eine tolle Inszenierung in der neuen Dauerausstellung ab 2027. Die Alhambra und die Kuppel aus dem Torre de las Damas werden mit den Sinnen erfahrbar werden; die Besuchenden werden die Alhambra sehen, riechen und hören können. Es wäre zu schade, darauf verzichten zu müssen. Natürlich würden wir auch aus konservatorischen Gründen das empfindliche Holzobjekt aus dem frühen 14. Jahrhundert nicht auf Reisen schicken.
Welches Exponat würden Sie mit nach Hause nehmen, wenn Sie dürften?
Ich bin ein großer Fan von osmanischen Fliesen aus Iznik. Unseren Fliesenbogen aus der Zeit um 1570 könnte ich mir gut zur Inspiration über meinem Schreibtisch vorstellen und mich immer wieder an der meisterhaft umgesetzten Unterglasurmalerei und dem ausgewogenen Design erfreuen.
Ihr schönster Museumsinsel-Moment bisher?
Die Eröffnung der Ausstellung „Gestickte Gärten. Osmanische Textilien aus der Sammlung Borgs“, die wir im Dezember 2022 mit einem Konzert vor dem Ishtar-Tor feiern konnten. Das war etwas ganz Besonderes.