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Ausgezeichnete Medienprofis

Mit einem neuen Stipendium fördert die Konrad-Adenauer-Stiftung Journalistinnen und Journalisten aus der Türkei und Deutschland.

Canan Topçu, 05.03.2021
Radiojournalistin Dayala Lang ist eine der ersten Stipendiatinnen
Radiojournalistin Dayala Lang ist eine der ersten Stipendiatinnen © privat

In Erinnerung an den deutschtürkischen Journalisten Baha Güngor hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ein Türkei-Stipendium für junge Journalistinnen und Journalisten initiiert. Baha Güngör war der erste türkeistämmige Journalist, der bei einer deutschen Zeitung volontierte. Nach seiner Ausbildung bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) ging er für sie als Korrespondent in die Türkei, berichtete später von dort für die Deutsche Presse-Agentur. Zuletzt leitete er die türkische Redaktion der Deutschen Welle. Güngör starb 2018 im Alter von 68 Jahren.

Mit dem im Frühjahr 2021 erstmals vergebenem Stipendium sollen Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland und der Türkei in beiden Ländern gemeinsam an Beiträgen recherchieren. An der ersten Ausschreibung beteiligten sich 50 Bewerberinnen und Bewerber, jeweils zur Hälfte aus einem der beiden Länder. Die Jury, die unter anderem aus dem KAS-Team Türkei und deutschtürkischen Medienschaffenden bestand, entschied sich für je zwei junge Medienprofis aus der Türkei und Deutschland. Ob sie sich wie geplant im Juni in der Türkei zu gemeinsamen Recherchen treffen können, ist aufgrund der Corona-Pandemie noch unklar. Wir stellen die Stipendiaten vor:

 

Dayala Lang, Radioprogramm „Cosmo“

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„Aus der Ferne sieht vieles sehr anders aus“, sagt Dayala Lang. Gerade als Journalistin sei es wichtig, mit den Menschen im Gespräch zu sein. Daher freue sie sich sehr über das KAS-Stipendium, das ihr auch den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ermöglichen werde. Wie wichtig es ist, in andere Lebenswelten einzutauchen, erfuhrt sie dank des deutschen Freiwilligendienstes „weltwärts“. Sie lebte ein halbes Jahr in einem Dorf bei Inegöl in der Provinz Bursa. Die Zeit bei ihrer Gastfamilie habe sie „nachhaltig geprägt“, erzählt die 28-Jährige. Die Erfahrungen dort ermöglichten ihr „ein tiefergehendes Verständnis für andere Lebensweisen“. In dem anatolischen Ort habe sie eine ganz andere Realität kennengelernt als den urbanen Alltag, den Freunde ihr in Istanbul und Izmir gezeigt hatten. Dayala Lang kann auf eine vielfältige Ausbildung zurückblicken: Sie studierte Islamwissenschaften und machte ihren Master in Journalistik an der Universität Leipzig, beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) absolvierte sie ein crossmediales Volontariat. Seit November 2019 arbeitet sie als Radioreporterin für das unter anderem vom WDR verantwortete interkulturelle Programm „Cosmo“.

 

Aysu Biçer, Nachrichtenagentur Anadolu

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Schon von klein auf habe sie Journalistin werden wollen, sagt Aysu Biçer, nun arbeite sie sehr gerne in ihrem „Traumjob“. Um dahin zu kommen, studierte sie Kommunikationswissenschaften an der Universität Ankara und Wirtschaftswissenschaften am King’s College in London. Nach mehreren Redaktionspraktika, unter anderem bei der BBC, absolvierte sie ihre Berufsausbildung bei der Nachrichtenagentur Anadolu. Dort ist sie seit 2018 hauptamtlich für englischsprachige Wirtschaftsnachrichten zuständig.

„Mich interessieren vor allem die Menschen und die Geschichten hinter den Zahlen“, sagt die 28-Jährige. Sie wolle mit ihrer Berichterstattung zu positiven Entwicklungen beitragen. Aysu Biçers Artikel erscheinen in englischsprachigen Ausgaben türkischer Medien, werden aber auch von internationalen Nachrichtenagenturen übernommen. Ihr Hobby Fotografieren ist inzwischen auch Teil ihres Berufs. Ihre Aufnahmen von der Explosion am Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut 2020 wurden sogar von internationalen Agenturen übernommen.

 

Adnan Ağaç, Deutsche Welle

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Als sich Adnan Ağaç für das KAS-Stipendium bewarb, war er noch freier Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW). Seit Februar 2021 berichtet er als festangestellter DW-Korrespondent aus Istanbul vor allem über aktuelle Ereignisse. Parallel dazu macht er an der Bahçeşehir-Universität seinen Master in Internationalen Beziehungen. Dass er zu den ersten Journalisten gehört, die das Baha Güngör-Stipendium erhalten haben, freut ihn aus einem Grund ganz besonders: „Ich hatte das Glück, Baha Güngör kennenzulernen, als ich 2017 mit dem Bundespräsident Johannes Rau-Journalisten-Stipendium in Deutschland war.“ In diesen zwei Monaten arbeitete Ağaç bei der DW in Bonn, bekam Einblicke in die Redaktionsarbeit deutscher Medien und auch in das soziale und kulturelle Leben in Deutschland. Das habe seinen Horizont erweitert, sagt der 28-Jährige, der an der Maltepe-Universität Journalistik mit Fokus auf Radio und Fernsehen studiert hat. Schon als Schüler machte er ein Praktikum beim türkischen Sender NTV, arbeitete dort nach dem Studium und verließ den Sender erst im Herbst 2020.

 

Carolina Drüten, „Welt“ und „Welt am Sonntag“

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Carolina Drüten war 2014 mit dem Erasmus-Programm in Istanbul. Seither sei ihr Interesse für die Türkei noch weiter gewachsen, erzählt sie. Als sie ein halbes Jahr nach den „Gezi“-Demonstrationen zufällig in einen Straßenprotest geriet, sei ihr klar geworden, dass sie als Journalistin arbeiten und sich auf die Auslandsberichterstattung spezialisieren wolle.

Carolina Drüten studierte Kommunikation, Journalismus und Globalisierung im dänischen Aarhus und in London, danach machte sie bei der Axel-Springer-Akademie eine duale Journalismus-Ausbildung. Seit November 2019 ist sie Redakteurin im Auslandsressort der Zeitungen „Welt“ und „Welt am Sonntag“, die Türkei ist eines ihrer Berichtsgebiete. Sie plant vor allem Beiträge und entwickelt Themen mit Korrespondenten; als Reporterin berichtete sie zuletzt vom vergangenen US-Präsidentschaftswahlkampf und im Januar 2020 aus der Türkei. „Meine Arbeit sehe ich als einen Beitrag zur internationalen Verständigung“, erklärt die 27-Jährige. Den Reaktionen zu ihren Artikeln entnehme sie immer wieder, dass die „deutsche Türkeipolitik nicht nur Außen-, sondern auch Innenpolitik ist“.

 

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