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„Ich möchte den Kindern Halt und Orientierung bieten“

Der Kfz-Ingenieur Hassan Chebli trainiert in Berlin ehrenamtlich Kinder aus geflüchteten Familien. Er findet: Fußball eignet sich gut, um Werte zu vermitteln. 

Ina BrzoskaIna Brzoska, 01.10.2025
Fußballtrainer Hassan Chebli
Fußballtrainer Hassan Chebli © Jessica Krauß

Wenn Hassan Chebli etwas über Regeln und Struktur lehrt, dann nimmt er bunte Markierungshütchen mit aufs Fußballfeld. Noch jagen die Jungs wild hinter dem Ball her. Sie rangeln, rufen, ab und an gibt es kleine Seitenhiebe – bis einer weint. „Schluss jetzt“, ruft Chebli. Ein strenger Blick, dann die Aufforderung, sich in einer Reihe aufzustellen. Plötzlich sortieren sich Yassin, Omar, Demir und die anderen hinter die Hütchen und stehen still. Dann beginnt das Aufwärmtraining: Liegestützen auf Ellenbogen – im Akkord.

„Manchmal muss ich streng sein“, sagt Chebli. Man merkt, es fällt ihm schwer. Mit seinen dichten schwarzen Haaren und den warmen braunen Augen wirkt er eher verständnisvoll. Chebli weiß, dass die Jungs Halt suchen, aber auch Regeln brauchen. Am Anfang haben sie ihn oft beschimpft.

Geduld ist die wichtigste Kompetenz, die ich mitbringe.
Fußballtrainer Hassan Chebli

Viele der Kinder stammen aus dem Libanon oder Syrien und sind in Flüchtlingscamps groß geworden. Auch Trainer Chebli, ein 36-jähriger Palästinenser, lebt seit drei Jahren in einer Unterkunft für Geflüchtete in Berlin. Tagsüber arbeitet er bei einem Kfz-Unternehmen als Gutachter, abends steht er oft auf dem Fußballplatz. Für die Organisation Buntkicktgut trainiert er Acht- bis Elfjährige. „Geduld ist die wichtigste Kompetenz, die ich mitbringe“, sagt er. 

Die spendenfinanzierte Initiative wurde 1996 in München gegründet und engagiert sich heute bundesweit. In Berlin spielen rund 300 Kinder und Jugendliche regelmäßig in Neukölln, Kreuzberg oder Wedding.

Hilfe für die Eltern

Nach dem Training erzählen die Kinder, was sie gerade beschäftigt. Oft geht es um Sorgen oder Konflikte, die Trainer Chebli mit ihnen bespricht. Vor allem aber möchte er Orientierung geben: „Die meisten kennen die vielen Möglichkeiten in Deutschland gar nicht“, sagt er. Wenn Eltern kommen, hilft er auch mal beim Übersetzen von Infomaterial, das sie bei Behörden erhalten. „Ich gehe auch mit zum Amt oder erkläre, wie man sich für eine Ausbildung oder einen Job bewirbt“, erzählt Chebli. Sein größter Wunsch ist, dass die Kinder Ziele entwickeln – und lernen, konsequent darauf hinzuarbeiten. So wie beim Fußball: immer mit Blick auf das nächste Turnier.