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Ein Kiosk, der Menschen verbindet

Obwohl er Muslim ist, spielt Weihnachten für den Frankfurter Kioskbetreiber Nazim Alemdar eine wichtige Rolle: als soziales Fest, das Menschen zusammenbringt. 

Kim BergKim Berg , 17.12.2025
Nazim Alemdar vor seinem Kiosk in Frankfurt
Nazim Alemdar vor seinem Kiosk in Frankfurt © Fazit

Am 24. Dezember ist das Frankfurter Bahnhofsviertel alles andere als still. Vor dem Kiosk Yok Yok, direkt gegenüber vom Hauptbahnhof, gehen die Türen im Minutentakt auf und zu. Menschen kaufen Getränke, bleiben kurz stehen und wechseln ein paar Worte. Manche kommen vom Weihnachtsessen mit der Familie, andere haben niemanden, zu dem sie gehen könnten. Und dann gibt es die, die Weihnachten nicht feiern oder es gerade erst kennenlernen. 

Weihnachten als soziales Ereignis 

Mittendrin steht Nazim Alemdar, Besitzer des wohl bekanntesten Kiosks im Viertel. Er verkauft Bier, Limo und Zigaretten. Vor allem aber hört er zu. „Frohe Weihnachten“, sagt er an diesem Tag oft. Alemdar ist Muslim. Weihnachten spielt in seiner Religion keine Rolle. In seinem Leben schon, seit Jahrzehnten. „Ich sehe Weihnachten nicht religiös, sondern sozial“, sagt er. Ein Fest, das Menschen zusammenbringt, an dem man schenkt, sich besucht – oder wenigstens aneinander denkt. „Es geht nicht nur darum, selbst glücklich zu sein“, sagt Alemdar. „Es ist auch schön, andere glücklich zu machen.“ Freude lässt sich teilen. 

Der Kiosk Yok Yok ist ein beliebter Treffpunkt in Frankfurt.
Der Kiosk Yok Yok ist ein beliebter Treffpunkt in Frankfurt. © dpa

Ein Kiosk als Treffpunkt 

Diese Haltung prägt auch seinen Blick auf das Viertel. Gerade in der Großstadt, sagt er, sei ein Miteinander an Weihnachten wichtig. „Viele Menschen können ihre Familien nicht besuchen und bleiben allein zurück.“ Orte wie sein Kiosk werden dann zu Treffpunkten. Es kommen Stammkunden, Touristen, Menschen ohne Familie und neu Zugezogene. Manche wissen gar nicht genau, was Weihnachten bedeutet. Alemdar erklärt es ihnen. „Weihnachten ist für mich auch ein Informationsaustausch“, sagt er und lacht. Man redet über Bräuche, Essen, Familien – und auch darüber, wie einsam Feiertage sein können. 

Religiöse Feste gemeinsam feiern 

Sichtbar wird Alemdars Einstellung auch beim Fastenbrechen im Ramadan. Zum neunten Mal hat er es 2025 mit anderen Anwohnerinnen und Anwohnern im Bahnhofsviertel organisiert. Mehr als 300 Menschen sitzen dann an langen Tischen unter freiem Himmel: Geschäftsleute neben Obdachlosen, Christen neben Muslimen, Gläubige neben Nichtgläubigen – alle sind willkommen. 

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