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Neue Impulse

Mehr Familienfreundlichkeit, gerechtere Aufstiegschancen, größere Offenheit gegenüber Zuwanderern – darüber diskutiert Deutschland.

21.03.2014
© picture-alliance/dpa - Society

Bemühte Väter

In Deutschland würden die Väter gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, möchten aber trotzdem Vollzeit arbeiten. Dieses etwas widersprüchliche Ergebnis legt die Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Forsa „Väter 2014 – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ nahe. Mehr als 1000 Väter zwischen 20 und 55 Jahren wurden dafür befragt. Immerhin nehmen heute nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr als ein Viertel aller Väter das 2007 eingeführte staatliche Elterngeld in Anspruch, das bis zu 14 Monate nach der Geburt an Mütter und Väter gezahlt wird. 77 Prozent von ihnen bleiben zwei Monate in Elternzeit, 7 Prozent bekamen die Leistungen für zwölf Monate.

27,3 % der Väter 
nehmen Elternzeit in Anspruch – ein 
neuer Höchststand

 

Moderne Armee

Mehr Familienfreundlichkeit ist für alle Unternehmen ein Thema – und auch für die Bundeswehr. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat die Diskussion um Kinderbetreuung in Kasernen und Teilzeitarbeit für Soldatinnen und Soldaten gleich nach ihrer Amtsübernahme im Dezember angestoßen. Sie möchte die Bundeswehr zu einem attraktiveren Arbeitgeber machen: Die Bundeswehr könne im „Wettbewerb um die besten Köpfe“ mit den zivilen Arbeitgebern nur bestehen, wenn Teilzeit und Elternzeit selbstverständlich seien. Die Ministerin denkt auch über Lebensarbeitszeitkonten nach, auf die Überstunden eingezahlt werden und von denen Freizeiten abgegolten werden können. Zu ihren ersten Maßnahmen soll der Ausbau einer möglichst flexiblen Kinderbetreuung in den Kasernen gehören.

Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin

„Mein Ziel ist es, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber zu machen“

 

Offene Aufnahme

Viele Unternehmen und Regionen in Deutschland setzen auf „Willkommenskultur“: Sie unterstützen neue Mitarbeiter und Mitbewohner aus dem Ausland beim Einleben. Mentoring-Programme gehören zu den Klassikern. Manche Unternehmen bieten auch Workshops für die Zusammenarbeit in kulturell gemischten Teams an. Die Online-Plattform career-in-germany.net fördert den Austausch guter Praxisbeispiele. Das Willkommens­portal make-it-in-germany.de bündelt ­alle wichtigen Informationen zu Karriere und Leben in Deutschland. 5000 Ärztinnen und Ärzte mehr könnte der deutsche Gesundheitsmarkt einstellen

 

 

 

Flexiblere Arbeit

Arbeitsministerin Andrea Nahles wünscht sich weniger „Anwesenheitswahn“ in Unternehmen und eine breite Debatte über Arbeitskultur. Wenn in Betrieben stärker teamorientiert gearbeitet werde, könne man sich selbst in Spitzenjobs gegenseitig vertreten. Nahles, Mutter einer Tochter, will das gemeinsam mit anderen Mitarbeitern ausprobieren. Auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will zumindest einen Nachmittag in der Woche für seine Tochter da sein.

Andrea Nahles, Arbeitsministerin

„Wir müssen Vollzeit neu definieren. Mit dem Anwesenheitswahn muss Schluss sein“

 

 

 

Neue Doppelpässe

Bisher mussten sich in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern bis zu ihrem 23. Geburtstag für die deutsche Staatsangehörigkeit oder für die ihrer Eltern entscheiden. Die neue Bundesregierung sieht vor, dass künftig alle Kinder, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, die deutsche Staatsbürgerschaft behalten können – zusätzlich zu der ihrer Eltern. Vor allem für die türkischstämmige Bevölkerung, die größte Zuwanderergruppe, ist das ein Thema: Die meisten von ihnen sind in Deutschland geboren, aber nur knapp die Hälfte hat einen deutschen Pass. Eine generelle doppelte Staatsbürgerschaft für alle Ausländer, die in Deutschland dauerhaft leben, egal, ob sie hier geboren wurden oder nicht, soll es jedoch nicht geben. 112 300 Ausländer 
wurden 2012 deutsche Staatsbürger

 

 

 

Mehr Spitzenfrauen

Lange wurde in Deutschland diskutiert, ob und wie eine Quote für Frauen in Chefetagen Sinn macht. Nun soll sie kommen. Die Bundesregierung hat sich auf eine gesetzliche Quote für Frauen in Aufsichtsräten verständigt. Demnach sollen in den Kontrollgremien börsennotierter Unternehmen von 2016 an mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein. Eine verbindliche Quote für Vorstände wird es zunächst aber nicht geben. Große Unternehmen sollen stattdessen ab 2015 eigene Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils in den Führungsebenen definieren. 6,3 % beträgt der 
Frauenanteil in den Vorständen der DAX-Unternehmen 2013