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Warum der unabhängige Journalismus so wichtig ist für die Demokratie

Freiheit braucht Pressfreiheit: Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, über unabhängigen Journalismus als Lebensmittel der Demokratie.

Bascha Mika, 26.11.2019
Redaktion Newsroom
© dpa

Keine Freiheit ohne Pressefreiheit. Und ohne Pressefreiheit keine Demokratie. Damit die Demokratie stark bleibt, braucht es unabhängigen Journalismus – als Lebensmittel der freien Gesellschaft. Als Grundpfeiler eines jeden demokratischen Systems. In Deutschland und anderswo. So gesehen tragen Journalistinnen und Journalisten ­eine elementare gesellschaftliche Verantwortung, demokratische Grundwerte zu verteidigen. Dazu gehört zunächst einmal sauberes Handwerk: Sich an professionellen und ethischen Standards zu orientieren, Wahrheitstreue, Menschenwürde, Sorgfalt und umfassende Information nie aus den Augen zu verlieren. Doch damit erschöpft sich die Verpflichtung für das demokratische System keineswegs. Journalistinnen und Journalisten haben einen Auftrag, der darüber hinausgeht. Sie produzieren schließlich ein öffentliches Gut. Deshalb müssen sie sich nicht nur professionell um ihr Handwerk kümmern, sondern auch um den Zustand der Welt. Und ja, auch darum, diesen Zustand zu verbessern. Indem sie für Freiheit streiten, für Menschenrechte, für Gerechtigkeit und ein offenes Miteinander. Journalisten sind Dienstleister der Öffentlichkeit, Servicekräfte für die Demokratie. Das muss immer wieder gesagt und vertreten werden, laut, unerschrocken. Wenn wir es nicht in Deutschland tun, wo dann? Was ist mit all den Ländern, in denen das Beharren auf Freiheitsrechten tödlich ist? Weltweit ist die Pressefreiheit bedroht. Ermordete Journalisten, gefolterte, eingesperrte, verfolgte. Selbst in EU-Ländern wird es für Medienschaffende immer bedrohlicher. Das muss allen Angst machen, die Freiheit als Menschenrecht verteidigen wollen. Dabei sollten Journalistinnen und Journalisten keineswegs Helden sein müssen. Sie sollen ihren Job machen. In Wort und Bild über die Welt erzählen, sie beschreiben und analysieren, sie erklären und kommentieren. Doch gerade dort, wo autoritäre Regime mit aller Härte gegen demokratische Bestrebungen vorgehen, wo Angst verbreitet und auf Selbstzensur gesetzt wird, braucht es sehr viel mehr als die Standardqualitäten des journalistischen Handwerks. Da braucht es ideellen Überschuss. Leidenschaft! Unerschrocken muss die Presse da sein, Mut und ­Widerstandsgeist zeigen. Weil unabhängiger Journalismus ein Lebensmittel für die Demokratie ist – die wir verteidigen müssen.

Die Journalistin ist seit 2014 Chefredakteurin der Tages­zeitung Frankfurter Rundschau – und damit eine der wenigen Frauen an der Spitze eines großen deutschen Print- und Onlinemediums. Zuvor war Bascha Mika, die in Polen geboren wurde und als Kind mit ihrer Familie in die Bundesrepublik übersiedelte, Redakteurin, Reporterin und elf Jahre lang Chefredakteurin der tageszeitung (taz) in Berlin. Die vielfach ausgezeichnete Journalistin ist seit 2007 auch Honorarprofessorin an der Universität der Künste Berlin.

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