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Warum Religion und Demokratie mehr miteinander zu tun haben, als man glaubt

Religion formt aus vielen einzelnen Menschen eine Gesellschaft, sagt Schwester Agatha Ogochukwu Chikelue.

Agatha Ogochukwu Chikelue, 26.11.2019
Großimam und Papst VAE
© dpa

Demokratie und Religion haben das gleiche Ziel: das Wohl des Volkes. Die Wünsche der Menschen umzusetzen und sie zu unterstützen, frei und glücklich in ihrem Land zu leben, ist der Kern von ­Demokratie. Religion wiederum ist ein Regelkatalog, der Menschen anleitet, wie sie in einer Gesellschaft zufrieden miteinander leben können. Wenn es der Demokratie nicht gelingt, das Wohl der Menschen sicherzustellen, ist sie gescheitert. Das Gleiche gilt für die Religion: Verrät sie ihre Prinzipien, wird sie zur Tyrannei und einem ­Instrument der Zerstörung. Wenn wir von Gerechtigkeit sprechen, meinen wir damit, dass die Regierung grundlegende Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger sichert. Wir erwarten, dass die Regierung das Richtige tut; dass sie effektiv und effizient ist. Das Gleiche trifft auf die Religion zu. Gerechtigkeit gehört zu den Grundprinzipien von Religion – jeden Menschen richtig und gleich zu behandeln, keinen zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Religion formt aus einzelnen Menschen eine Gesellschaft. Sie lehrt uns, dass wir alle Kinder Gottes sind und niemand besser als der andere. Wenn wir eine Demokratie aufbauen wollen, ist es unerlässlich, dass Frauen Teil davon sind. Manchmal bringen religiöse oder staatliche Institutionen ihnen nicht einmal das Schreiben bei, dabei ist es so wichtig, dass sie über ihre Rechte aufgeklärt sind. Ja, ich bin eine katholische Nonne – aber ich bin auch eine Bürgerin Nigerias. Ich darf die Regierung wählen und anprangern, wenn es ihr nicht gelingt, für Gleichheit zu sorgen. Einige Menschen verstehen das Verhältnis von Religion und Demokratie nicht. Sie sagen: ,Schwester, du bist eine Nonne, du darfst nicht über Politik reden.‘ Aber natürlich habe ich das Recht, die Regierung zur Verantwortung zu ziehen. Ich sehe viele Vorzüge in der Demokratie, aber ich sehe auch Schwächen. Haben andere Gesellschaften andere Zugänge, um Freiheit, Würde und Gleichheit voranzutreiben? Wir müssen uns davon etwas abschauen. Um Frieden zu fördern, brauchen wir beides: Religion und Demokratie.

Die Nigerianerin gehört zur katholischen Kongregation der Töchter von Maria, Mutter der Barmherzigen. Sie setzt sich für Frieden und die Gleichberechtigung von Frauen ein. Mit Vorträgen und Workshops will sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig Frauen als Vermittlerinnen in Friedensprozessen sind und welche Rolle sie in Konflikten zwischen ethno-religiösen Gruppierungen spielen können. Die Nonne ist stellvertretende Vorsitzende des Frauennetzwerks Women of Faith Peacebuilding der Nichtregierungsorganisation ­Religions for Peace in Nigeria und hat im ­August 2019 an der Weltversammlung der Organisation in Lindau teilgenommen.

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