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„Klimawandel kann Konflikte verschärfen“

Klima und Sicherheit ist ein Thema, das Deutschland im UN-Sicherheitsrat vorantreibt. Aus gutem Grund. Ein Experte erklärt die Zusammenhänge.

07.05.2019
Dürre, wie hier in Kenia, bedroht die Lebensgrundlage.
Dürre, wie hier in Kenia, bedroht die Lebensgrundlage. © picture alliance

Weltweit steigende Temperaturen führen zur Verknappung natürlicher Ressourcen. Besonders in politisch fragilen Regionen der Welt wird der Klimawandel zum Sicherheitsrisiko. Dennis Tänzler vom Berliner Klima-Thinktank adelphi nennt Beispiele.

Herr Tänzler, warum ist der Klimawandel eine Bedrohung für die Sicherheit?

Für uns ist es selbstverständlich, ausreichend Wasser zur Verfügung zu haben, uns ohne Sicherheitsrisiko mit Nahrungsmitteln versorgen zu können oder bei Bedarf Schutz vor Extremwetterereignissen zu finden. Viele Menschen, gerade in konfliktgeprägten Regionen der Welt, sind aber sehr weit von diesen Verhältnissen entfernt. Wird ihr Lebensumfeld durch den Klimawandel zusätzlich massiv beeinträchtigt, kann es zu sozialen und politischen Destabilisierungen kommen. Die Folgen reichen von der Verschärfung lokaler Ressourcenkonflikte bis hin zu möglichen zwischenstaatlichen Spannungen. Insofern können Klimaveränderungen zentrale Säulen von Frieden und Stabilität bedrohen.

Dennis Tänzler, Experte für Klimapolitik
Dennis Tänzler, Experte für Klimapolitik © Sebastian Semmer - GPI

Nennen Sie uns bitte einige Beispiele.

Klimainduzierte Konflikte kann man zum Beispiel im Norden Kenias beobachten. Dort leben große Teile der Bevölkerung von nomadischer Viehwirtschaft. Folgen des Klimawandels sind Dürre und unstetige Niederschläge. Die ohnehin knappen natürlichen Ressourcen werden noch knapper und Auseinandersetzungen mit sesshaften Ackerbauern um Weidegebiete und Wasserressourcen verschärft. Die Bereitschaft der Menschen steigt, ihre Lebensgrundlage notfalls mit Waffengewalt zu verteidigen. Auch an grenzüberschreitenden Flussläufen wie dem Nil oder am Niger können Spannungen in bereits konfliktgeprägten Region zunehmen. Verknappt sich nun die Menge des zu verteilenden Wassers, kann der sorgsam verhandelte Interessenausgleich zwischen Nachbarstaaten auf dem Prüfstand stehen.

Warum und wie engagiert sich Deutschland für Klimaschutz in Krisenregionen?

Die deutsche Klimaaußenpolitik hat dazu beigetragen, die Sicherheitsrisiken des Klimawandels auf internationaler Ebene auf die Agenda zu setzen. Deutschland hat dies auch im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen als Priorität eingebracht. Darüber hinaus werden beispielsweise mit Blick auf die Tschadseeregion oder das Nigerdelta Programme in ausgewiesenen konfliktgeprägten Regionen aufgesetzt, die die Resilienz steigern sollen. Das geht nicht ohne internationale Partnerschaften. Die Ausgangsbedingungen solcher Programme sind äußerst schwierig, ihre mögliche Funktion als Stabilitätsanker in Zeiten des Klimawandels aber extrem wichtig.

Dennis Tänzler ist Direktor für Internationale Klimapolitik beim Berliner Thinktank adelphi, der unter anderem die Bundesregierung zu den Themen Klima, Umwelt und Entwicklung berät. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Klima- und Energiepolitik sowie Außen- und Sicherheitspolitik.

Interview: Klaus Lüber

© www.deutschland.de

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