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Mit dem Blick für Nachhaltigkeit

„Zukunftsbauer“ Sebastian Heilmann über neue Wege in der Landwirtschaft und was gutes Landleben für ihn ausmacht.

Interview: Johannes Göbel, 02.10.2021
Landwirt Sebastian Heilmann
Landwirt Sebastian Heilmann © privat

Sebastian Heilmann arbeitet seit 2011 in der Landwirtschaft und engagiert sich vielfältig im Bildungsbereich. Für die Gemeinschaft Schloss Tempelhof in Baden-Württemberg leitet er einen von ihm aufgebauten regenerativen Forschungsbetrieb.

Herr Heilmann, was bedeutet für Sie Landleben?
2014 haben sich meine Partnerin und ich der Gemeinschaft Schloss Tempelhof im nördlichen Baden-Württemberg angeschlossen. Das war aus landwirtschaftlicher Sicht sehr reizvoll, aber auch mit Blick auf das gemeinschaftliche Zusammenleben: Mit aktuell rund 100 Erwachsenen und 50 Kindern aus vielfältigen Gesellschafts- und Glaubensrichtungen versuchen wir, möglichst viel basisdemokratisch zu entscheiden. Es gibt eine Großküche auf dem Gelände, eine Schule, ein Seminarhaus, Werkstätten, Gewerbeflächen, eine Mehrzweckhalle, Wohngebäude und eben die Landwirtschaft.

Wir setzen auf regenerative Landwirtschaft, die der Natur Möglichkeiten zur Erholung bietet.
Sebastian Heilmann, Landwirt

Was ist das Besondere an der von Ihnen betriebenen Landwirtschaft?
Es gibt in Deutschland nicht mehr viele kleinbäuerliche Betriebe, die lokale Lebensmittelproduktion ermöglichen und Landpflege betreiben, vielfältig Gemüse anbauen und zugleich Nutztiere halten. Kleinbäuerliche Strukturen und die Verfügbarkeit von Lebensmitteln vor Ort sind aber gerade Forderungen, die der Weltagrarbericht von 2008 für eine nachhaltige Landwirtschaft gestellt hat. Am Schloss Tempelhof oder auch bei der von mir begründeten Initiative „Die Zukunftsbauern“ setzen wir auf regenerative Landwirtschaft, die der Natur Möglichkeiten zur Erholung bietet. Zum Beispiel mit dem „Market Garden“-Prinzip, bei dem auf möglichst kleinen Flächen auf den Einsatz schwerer Maschinen verzichtet wird. Das reduziert die Bodenverdichtung auf ein Minimum und verringert somit die Erosionsgefahr. Ein anderes Beispiel sind Agroforstsysteme, bei denen mehrjährige Kulturen in den Ackerbau, den Gemüsebau oder die Tierhaltung integriert werden. Auch das schont den Boden: Früchte bringende Bäume haben etwa ihre Wurzeln in ganz anderen Wasser- und Nährstoffdepots als Getreide.

Wie wirksam können Sie mit Ihren Ideen sein?
Wir finanzieren uns als Gemeinschaft Schloss Tempelhof selbst, produzieren ungefähr jeweils zur Hälfte Lebensmittel für uns und für den Handel – das zeigt, dass es funktioniert. Natürlich muss man differenzieren: Während „Market Gardens“ eher für kleine Flächen, zum Beispiel für städtische Gärtner, interessant sind, sehen wir in Agroforstsystemen auch Chancen für großflächige Landwirtschaft. Wir treiben mit mehreren Projekten bewusst Forschung und Bildung voran, um unsere Ideen weiterzuvermitteln.

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