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Ein deutsches Phänomen

„Hidden Champions“ sind international überaus erfolgreiche mittelständische Unternehmen, deren Namen aber selbst in Deutschland kaum jemand kennt. Wir stellen drei vor.

Martin Orth, 11.06.2021
Symrise: Geschmacksstoffe für 30.000 Produkte
Symrise: Geschmacksstoffe für 30.000 Produkte © Symrise

Gut 1.300 „Hidden Champions“ gibt es laut Professor Hermann Simon in Deutschland, knapp die Hälfte aller Hidden Champions weltweit. Der Ökonom und Unternehmensberater hatte 1990 den Begriff geschaffen, um eine „Speerspitze der deutschen Wirtschaft“ zu kennzeichnen: überaus erfolgreiche Unternehmen, zum Großteil sogar Weltmarktführer in einer Nische, die aber einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Weitere Kennzeichen: Häufig sind Hidden Champions  inhabergeführt und haben ihre Zentrale in der Provinz, sind aber stark exportorientiert. Drei aktuelle Beispiele.

Wickert: Unverzichtbar in der Impfstoffproduktion

Der Maschinenbauer Wickert aus Landau in der Pfalz ist spezialisiert auf die Fertigung hydraulischer Pressen. Als 2020 die Aufträge aus der Automobil- und Flugzeugindustrie pandemiebedingt zurückgingen, kam der erste Großauftrag aus der Pharmaindustrie: Maschinen für die Produktion  von Verschlusstopfen für Impfstoffbehälter herstellen. Das kann nicht jeder, denn die Anforderungen sind hoch. Die Verschlussstopfen müssen unter Reinraumbedingungen produziert werden, denn schon Partikel mit einer Größe von 3 Mikrometer, also 0,003 Millimeter, gelten als Verschmutzung. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist mit 0,03 Millimetern etwa zehn Mal so dick. Inzwischen läuft die Produktion auf Hochtouren und die 45 Tonnen schweren Pressen werden mit dem riesigen Transportflugzeug Antonov zu den Kunden in Europa, Amerika und Asien transportiert.

Mennekes: Stecker für die E-Mobilität
Mennekes: Stecker für die E-Mobilität © picture-alliance/ ZB

Mennekes: Treiber in der Elektro-Mobilität

Das Familienunternehmen Mennekes aus Kirchhundem im Sauerland begleitet seit Jahrzehnten die Elektrifizierung der Industrie mit innovativen Lösungen. Aber den wohl bisher größten Coup der Unternehmensgeschichte landete Mennekes 2014: Da wurde ihre Ladesteckvorrichtung Typ 2 zum Aufladen von Elektro-Autos vom Europäischen Parlament zum Standard in der EU erklärt. Walter Mennekes hatte den ersten Ladestecker bereits 2008 entwickelt, als Elon Musk gerade den ersten Tesla Roadster vorgestellt hatte. Sohn Christopher macht inzwischen mit der Elektromobilität mehr Umsatz als mit klassischen Industriesteckern.

Symrise: Kandidat für den Dax

Der Weltmarktführer mit dem Kunstnamen Symrise aus dem niedersächsischen Holzminden ist ein klassischer Hidden Champion. Man kennt ihn nicht, hat aber tagtäglich mit seinen Produkten zu tun. Denn Symrise liefert weltweit Duft- und Geschmacksstoffe für über 30.000 Produkte, zum Großteil auf der Basis von natürlichen Rohstoffen wie Vanille, Zitrus, Blüten und Pflanzenmaterialien. Der Exportanteil liegt bei 90 Prozent. Die Unternehmenskennzahlen mit einem Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Euro, einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von 5 bis 7 Prozent und einer  Gewinnmarge von über 20 Prozent machen Symrise zu einem Kandidaten für den deutschen Börsenindex Dax.

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