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Wo deutsche Unternehmen in Südostasien investieren

Von Singapur bis Vietnam: Warum deutsche Unternehmen verstärkt in die ASEAN-Staaten investieren und welche Länder dabei besonders attraktiv sind.

Francoise HauserFrançoise Hauser, 18.12.2025
Singapur ist das wichtigste Ziel deutscher Investitionen in Südostasien.
Singapur ist das wichtigste Ziel deutscher Investitionen in Südostasien. © Adobestock

Pharma, Automobilindustrie, Maschinenbau: Was die Auslandsinvestitionen betrifft, werden die ASEAN-Staaten bei deutschen Unternehmen immer beliebter. Doch warum eigentlich? Und welche Länder und Branchen stehen dabei im Vordergrund?

„Es ist die enorme Vielfalt, die die ASEAN-Länder auszeichnet“, ist sich Alexander Hirschle, Leiter des ASEAN-Hubs von Germany Trade & Invest (GTAI) in Singapur sicher. Seit 2024 ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes mit einem eigenen Hub in Singapur vertreten, der über ökonomische Trends in der Region berichtet und deutschen Firmen neue Geschäftschancen in Südostasien aufzeigen soll. Die Länderauswahl ist dabei groß: Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam und ganz neu auch Osttimor sind Mitglieder des wirtschaftlichen Verbunds ASEAN. 

Politische und rechtliche Stabilität machen Singapur zu einer verlässlichen Größe.
Alexander Hirschle, Leiter ASEAN-Hub, GTAI

2023 flossen 334 Millionen Euro und damit rund zwölf Prozent aller deutschen Auslandsinvestitionen in Südostasien (2023 etwa 2,8 Milliarden Euro) nach Singapur: „Politische und rechtliche Stabilität und ein hohes Bildungsniveau machen den Stadtstaat zu einer verlässlichen und vor allem planbaren Größe“, sagt Hirschle. „Viele Unternehmen betreiben hier ihren Regional-Hub oder nutzen Singapur als Einstieg in die Region – und dabei kommt der GTAI-Hub ins Spiel, der deutschen Unternehmen hilft, den passenden Markt für sie zu finden.“

Schub in der High-Tech-Branche

Aber auch das Interesse an Investitionen in andere ASEAN-Länder sei riesig, sagt Hirschle. Zu den klassischen Produktionsstandorten deutscher Industrie zählen vor allem Thailand und Malaysia, insbesondere für Automobilindustrie, Chemie und Maschinenbau. Anfang 2025 bekam Malaysia einen zusätzlichen Impuls im High-Tech-Sektor. Grund ist die neu geschaffene Sonderwirtschaftszone mit Singapur in der Grenzregion Johor, die eine viermal so große Fläche wie der Stadtstaat umfasst.

Ein zentraler Vorteil der ASEAN-Region liegt in ihren unterschiedlichen Branchenschwerpunkten. Auf den Philippinen schätzen deutsche Investoren vor allem die starke Service-Orientierung und Englisch als eine der Amtssprachen. „Hier sitzen zahlreiche Callcenter sowie Dienstleister von Finanzen bis Buchhaltung“, sagt Hirschle. 

Indonesien wiederum, das bevölkerungsreichste Land der Region, auf das mehr als 36 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entfallen, lockt mit einem großen Binnenmarkt von mehr als 280 Millionen Menschen, der Nähe zu Rohstoffen wie Nickel und der geplanten Förderung seltener Erden. Zudem kann es einen wachsenden Markt für Maschinen und Konsumgüter vorweisen, wie Armin Heider, Bereichsleiter International der IHK Bonn/Rhein-Sieg erläutert.

„Rund 300 bis 400 Unternehmen sind bereits in Indonesien vertreten“, sagt Heider. Darunter auch große Player wie der Siemens-Konzern, der beispielsweise in die Turbinenfertigung in Bandung auf der indonesischen Insel Java investierte. Oder Bosch, das 2025 nahe Jakarta die weltweit erste modulare Fabrik für Automobilkomponenten baute. Positive Impulse dürfte in den nächsten Jahren auch das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indonesien bringen. „Schon ab 2027 sollen rund 80 Prozent aller Zölle abgeschafft werden“, sagt Heider.

Die Bevölkerung Vietnams ist jung, die Regierung setzt auf Bildung.
Gudrun Grosse, Leiterin International IHK Köln

Vietnam wiederum ist der kommende Tiger, betont Hirschle. Die Bevölkerung in dem konfuzianisch geprägten Land ist jung, die Regierung setzt auf Bildung, bestätigt auch Gudrun Grosse, Leiterin International bei der IHK Köln. Auch zwischen Vietnam und der EU besteht seit 2020 ein Freihandelsabkommen. „Im regionalen Vergleich sind die Löhne in Vietnam eher günstig und die Arbeitskräfte zudem gut ausgebildet“, sagt Grosse. 

Gerade arbeitsintensive Produktionsschritte spielen in Vietnam eine zentrale Rolle, allen voran in der Textilindustrie, aber auch in den Branchen Chemie, Automotive, Pharma und Elektronik. Zu den Schlüsselinvestoren zählt Bosch mit einer großen Produktionsstätte in Dong Nai für Pushbelts, einer Schlüsseltechnologie für moderne Antriebe, sowie mit Zentren für Forschung und Entwicklung.

STADA Pymepharco produziert in Phu Yen Arzneimittel. Rund die Hälfte der Investitionsprojekte entfällt auf allgemeine Dienstleistungsbranchen wie Beratung, Logistik und die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland. Auch die Zahl der industriellen Hightech-Projekte wächst.

Ergänzung zu China

Neben den jeweiligen Standortvorteilen spielt für viele deutsche Unternehmen ein weiterer Faktor eine zentrale Rolle: die Suche nach Alternativen zu China. Wer seine Aktivitäten in Asien breiter aufstellen will, setzt zunehmend auf das Prinzip „China+1“.

„Wenn Unternehmen jenseits von China investieren, bietet sich nicht nur Vietnam als Ergänzung an“, sagt Gudrun Grosse. Auch Alexander Hirschle verweist auf geopolitische Überlegungen. Selbst bei einer Eskalation des China-Taiwan-Konflikts bliebe Südostasien für Unternehmen erreichbar, betont er.

 ASEAN-Investitionen bringen deutschen Unternehmen also viele Vorteile – aber auch umgekehrt bieten viele deutsche Investoren den Gesellschaften vor Ort einen Mehrwert: „Deutsche Unternehmen orientieren sich in der Regel langfristig und engagieren sich stark im Bereich Ausbildung. Meist legen sie eigene Qualifizierungsprogramme für die Kräfte vor Ort auf“, unterstreicht Grosse – gute Zukunftsaussichten also, die wiederum die Attraktivität der Region erhöhen.

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