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Vom Roten Meer in den Schwarzwald

Auch in der Hotelbranche werden in Deutschland Fachkräfte aus dem Ausland gesucht. Hier lernt ihr einen jungen Ägypter kennen, der im Schwarzwald arbeitet.

Luca Rehse-Knauf , 06.11.2023
Khaled Elbarbary vor idyllischer Schwarzwaldkulisse
Khaled Elbarbary vor idyllischer Schwarzwaldkulisse © privat

„Sie reden hier Schwäbisch“, bemerkt Khaled Elbarbary lachend. Der Ägypter hat bereits in seiner Heimatstadt Alexandria angefangen, Deutsch zu lernen. Der süddeutsche Dialekt ist ihm zwar sympathisch, er findet ihn aber auch schwer verständlich. „Manche Leute können oder wollen kein Hochdeutsch sprechen, und das Schwäbische verstehe ich noch nicht.“ Aber er arbeitet daran. Elbarbary absolviert eine Ausbildung zum Hotelfachmann im Luftkurort Bad Teinach in Baden-Württemberg im Südwesten Deutschlands.

Beliebtes Reiseziel: der Schwarzwald
Beliebtes Reiseziel: der Schwarzwald © Ralf/AdobeStock

Nach seinem Schulabschluss und einigen Jahren Berufserfahrung hatte sich Elbarbary in Ägypten über die Möglichkeiten zur Ausbildung in der Hotelbranche informiert. Über die deutsche Botschaft wurde er auf ein Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH aufmerksam und bewarb sich ­– mit Erfolg. Und dann ging es von der ägyptischen Riviera in die deutsche Waldidylle.

Während der umfassenden Ausbildung in dem Schwarzwaldort in der Nähe von Stuttgart durchläuft Elbarbary die verschiedenen Abteilungen eines Hotels, von der Gastronomie bis zum Zimmerservice. Am besten gefällt ihm die Arbeit an der Rezeption, dem Herzstück des Hotels. „Die Rezeption ist die wichtigste Abteilung in einem Hotel. Da muss man alles organisieren, Check-in, Check-out. Und dort kann man sich mit den Gästen unterhalten.“

Weitere Chancen nach der Ausbildung

In den ostägyptischen Küstenorten Hurghada und Marsa Alam am Roten Meer hat er bereits Erfahrungen in der Hotelbranche gesammelt. An der Arbeit in deutschen Hotels schätzt er die Struktur. „Hier ist es ordentlich. Jeder weiß, was seine Aufgaben sind, und das erleichtert die Arbeit.“ Außerdem gefallen ihm die Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung in der deutschen Tourismus-Branche. „Nach der Ausbildung muss man einige Jahre arbeiten und kann dann einen Meister machen oder Betriebswirtschaft studieren. Es gibt immer Chancen.“

Das Mixen von Getränken gehört zur Ausbildung  zum Hotelfachmann.
Das Mixen von Getränken gehört zur Ausbildung zum Hotelfachmann. © privat

Elbarbary schätzt zudem die geregelte Arbeitswoche und die freien Tage am Wochenende, die er während seiner Ausbildung genießt. „Wenn man fünf Tage arbeitet, hat man zwei Tage frei.“ Dann spielt er im lokalen Verein Fußball. Oder er erkundet das zunehmend vertraute Land. So unternimmt er etwa Städtetrips nach Berlin, Nürnberg oder Frankfurt am Main, auch Nachbarländer Deutschlands wie die Niederlande und die Schweiz hat er schon besucht. Am besten hat ihm, der ursprünglich aus der Hafengroßstadt Alexandria mit fünf Millionen Einwohnern kommt, bisher keine Metropole, sondern das beschauliche Heidelberg gefallen. „Es gibt ein schönes Schloss. Die Stadt sieht gut aus und ist so sauber.“

Herausforderungen und Chancen

Anderen, die wie er zum Arbeiten nach Deutschland kommen möchten, empfiehlt Elbarbary, so früh wie möglich Deutsch zu lernen. Und sie sollten sich für das Land interessieren, findet Elbarbary. „Wenn man das Land und die Gesellschaft mag, wird man sich auch schnell integrieren.“ Außerdem sollten sich Fachkräfte, die hier arbeiten, Zeit zum Ankommen lassen. Die ersten Monate in Deutschland seien schwer und von Heimweh geprägt gewesen. Jetzt kann er sich nicht mehr vorstellen, seine Zukunft woanders als in Deutschland zu verbringen. „Ich bin hier zufrieden und fühle mich wohl.“

Elbarbary ist im zweiten Lehrjahr und wird seine Ausbildung voraussichtlich 2025 abschließen. Danach hofft er, von dem Hotel übernommen zu werden. „Ich will mich in den Arbeitsmarkt integrieren und wirklich fließend Deutsch sprechen.“ Und dann funktioniert es sicher irgendwann auch mit dem Schwäbischen.