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Neuerfindung der einstigen Kohleregion

Das vom Kohlebergbau geprägte Ruhrgebiet war das Herz der deutschen Industrie. Hier erfahrt ihr, wie sich die Region verändert hat. 

02.11.2023
Beliebtes Ruhrgebiet: Touristin besucht die Zeche Zollverein.
Beliebtes Ruhrgebiet: Touristin besucht die Zeche Zollverein. © iStock

Kaum eine Region hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so tiefgreifend verändert wie das Ruhrgebiet im Westen Deutschlands: von der Kohle- und Stahlregion zu einer Metropolregion, die die Wirtschaft von morgen prägen will. Das neue Ruhrgebiet gilt als Muster für die Transformation von Industrielandschaften.  

Wo liegt das Ruhrgebiet? 

Das Ruhrgebiet liegt im Westen Deutschlands, größtenteils im Bundesland Nordrhein-Westfalen. In mehr als 50 Städten leben dort heute mehr als fünf Millionen Menschen, die „Stadt der Städte“ gehört damit zu den großen Metropolen Europas. Die drei größten Städte innerhalb dieser Metropolregion sind mit jeweils mehr als 400.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Dortmund, Essen und Duisburg. Die Region erstreckt sich insgesamt über eine Fläche von knapp 4.500 Quadratkilometern, durch die der namensgebende Fluss Ruhr fließt.  

Warum war das Ruhrgebiet früher ein Zentrum der Schwerindustrie? 

Ab dem 19. Jahrhundert schrieb das Ruhrgebiet eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Für viele Jahrzehnte war die Region wegen der natürlichen Vorkommen von Kohle und Eisenerz das Herzstück des industriellen Aufschwungs in Deutschland und sorgte mit vielen Unternehmen der Kohle- und Stahlproduktion für Arbeitsplätze und Wohlstand. Seine geografische Lage im Herzen Europas und ein gut entwickeltes Transportsystem mit Flüssen, Kanälen und Schienen erleichterten den Handel und Transport von Rohstoffen und Produkten.  

Was bedeutete das Ende der Kohleindustrie für das Ruhrgebiet? 

Bundespräsident Steinmeier beim Abschied vom Steinkohlebergbau 2018
Bundespräsident Steinmeier beim Abschied vom Steinkohlebergbau 2018 © picture alliance/dpa

Schon ab Ende der 1950er-Jahren geriet die Kohleindustrie in eine schwere Krise: Nach und nach mussten Zechen schließen. Der endgültige Abschied von der Kohle ist heute auch Zeichen für den Umbau Deutschlands zu einem klimaneutralen Industrieland. Ende 2018 schloss die letzte von einst hunderten Steinkohlezechen. „Hier geht ein Stück deutscher Geschichte zu Ende“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier damals. Deutschland will im Zuge der Energiewende hin zur Nutzung erneuerbarer Energien bald endgültig aus der Kohleförderung aussteigen, also auch aus der Braunkohle. Das Ruhrgebiet musste sich durch die schon vor Jahrzehnten begonnene Transformation neu erfinden.  

Was zeichnet das Ruhrgebiet heute aus? 

Das Ruhrgebiet ist eine Hochschulhochburg: In der flächenmäßig eher kleinen Region finden sich 22 Hochschulen, nirgendwo in Deutschland ist das Netz dichter. Die enge Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft bildet auch die Grundlage für eine lebendige Startup-Kultur.  

Zeche Zollverein in Essen
Zeche Zollverein in Essen © picture alliance / Rupert Oberhäuser

Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist die Kreativwirtschaft. Städte wie Essen, Dortmund und Bochum sind Zentren für Kunst, Kultur und Kreativität. Besonders bekannt ist die Zeche Zollverein in Essen, ein ehemaliges Steinkohlebergwerk. Das Bergwerk wurde 1847 gegründet und entwickelte sich zu einem der größten und modernsten Steinkohlebergwerke Europas. Die Architektur und die industrielle Anlage der Zeche Zollverein gelten als herausragende Beispiele für den Bauhaus-Stil und die Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2001 wurde die Zeche Zollverein von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist heute ein Kultur- und Industriekomplex mit Museen, Ausstellungen, Restaurants und Veranstaltungsorten.

Wie grün ist das Ruhrgebiet?  

Wer die einst von rauchenden Kohleschloten gekennzeichnete Region besucht, ist überrascht, wie grün das Ruhrgebiet heute ist. Eine Studie des renommierten Wuppertal Instituts für den Regionalverband Ruhr kam 2021 zu dem Schluss, dass die Region auch weltweites Vorbild sein kann. Das Ziel beschrieb der wissenschaftliche Geschäftsführer des Instituts, Manfred Fischedick, so: „Wenn die Metropole Ruhr den Transformationsprozess ambitioniert und zielorientiert umsetzt, kann sie für viele industriell geprägte Ballungsräume weltweit zu einer beispielgebenden Modellregion werden – mit einer klimaneutralen Stahlindustrie, umfangreich renaturierten Gewässern sowie einer starken Umweltwirtschaft." 

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