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Dokumentation bedrohter Sprachen

Linguisten in aller Welt haben Sprachen festgehalten, die zu verschwinden drohen.

16.02.2015
© dpa/ZB - Bedrohte Sprachen

Das Projekt „Dokumentation bedrohter Sprachen“ (DobeS) wurde von der Volkswagen-Stiftung mit 28 Millionen Euro unterstützt. Hüter des auf diese Weise entstandenen Datenschatzes ist nun das Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nimwegen. Ein Interview mit Archivmanager Paul Trilsbeek.

Herr Trilsbeek, wann gilt eine Sprache als „bedroht“?
Wenn die Gefahr besteht, dass diese Sprache im Laufe der nächsten Generationen verloren gehen wird, weil die Eltern sie nicht mehr an ihre Kinder weitergeben. Wir unterteilen dabei in verschiedene Stadien der Gefährdung.

Auf wie viele Sprachen trifft das zu? Und ist das Phänomen in bestimmten Weltregionen besonders häufig zu beobachten?
Man schätzt, dass etwa die Hälfte der weltweit 6000 bis 7000 Sprachen heute in irgendeiner Art und Weise bedroht ist, wir reden also von rund 3000 gefährdeten Sprachen. Grundsätzlich kann man sagen, dass in Weltregionen mit besonders großer sprachlicher Vielfalt auch besonders viele Sprachen bedroht sind.

Warum setzen sich Wissenschaftler dafür ein, diese Sprachen zu erhalten? Ist ihr Verschwinden nicht ein natürlicher Prozess?
Wissenschaftler wollen diese Sprachen zunächst dokumentieren und erforschen. Die meisten helfen den Sprachgemeinschaften aber auch, ihre Sprache zu bewahren und zu revitalisieren. Dass die Zahl der gesprochenen Sprachen in den vergangenen Jahrzehnten rapide gesunken ist, lässt sich nicht allein auf natürliche Phänomene zurückführen. Die Industrialisierung und die Globalisierung sowie politische Einflüsse haben ebenfalls deutlich zu ihrem Verlust beigetragen.

Was genau werden Sie und Ihre Kollegen mit den Daten machen, die in den vergangenen Jahren im Rahmen von DobeS gesammelt wurden?
Das wichtigste Ziel von DobeS war es, eine dauerhafte, multimediale Dokumentation einiger der bedrohten Sprachen zu schaffen, damit man sie auch in Zukunft noch erforschen kann. Darüber hinaus kann das Archiv vielen weiteren Zwecken dienen, zum Beispiel der Erforschung anderer Aspekte der jeweiligen Kultur. Auch die betroffene Sprachgemeinschaft selbst kann das Material verwenden.

Internationaler Tag der Muttersprache am 21. Februar 2015

www.dobes.mpi.nl

www.volkswagenstiftung.de

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