Deutschland und Japan starten neue Mission
In Osaka zeigen beide Länder, wie gemeinsame Forschung Innovation vorantreibt – gemeinsam mit Astronaut Matthias Maurer.
Tokio, Osaka, Berlin – zwischen diesen drei Städten entsteht eine immer stärkere Zusammenarbeit. Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Juni 2025 Japan besuchte, war die Botschaft klar: Deutschland und Japan wollen ihre Partnerschaft vertiefen – politisch, wirtschaftlich, vor allem aber wissenschaftlich. Begleitet wurde Steinmeier von Forschungsministerin Dorothee Bär, die mit der japanischen Regierung neue Vereinbarungen in Forschung, Technologie und Raumfahrt vorbereitete.
„Es gibt noch viel Potenzial für vertiefte Kooperation“, sagte Steinmeier in Tokio. Gerade in Zeiten, in denen die internationale Ordnung ins Wanken gerate, seien Wertepartner wie Japan wichtiger denn je. Was auf diplomatischer Ebene nach großen Worten klingt, bekam in Osaka ein konkretes Gesicht – bei einem „Space Day“ unter anderem im Deutschen Pavillon der Expo 2025. Zwischen einem Modell des deutsch-französischen Mond-Rovers Idefix und der Videobotschaft des japanischen ISS-Kommandanten Takuya Onishi sprach Dorothee Bär über Vertrauen, Innovation und den Mut zu neuen gemeinsamen Missionen.
Raumfahrt als Brückenschlag
Tatsächlich gehört die Raumfahrt zu den Bereichen, in denen Deutschland und Japan schon lange erfolgreich zusammenarbeiten. Die japanische Raumfahrtbehörde JAXA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickeln seit Jahrzehnten gemeinsame Projekte – von Satellitenmissionen über Weltraumrobotik bis zur Erforschung des Mondes. Der Rover Idefix, der 2026 auf Japans Marsmond-Mission starten soll, ist nur das jüngste Beispiel.
Auch bei der Nachwuchsförderung gibt es neue Impulse. So wird die traditionsreiche Partnerschaft zwischen der RWTH Aachen und der Tokyo Tech – inzwischen Teil des neuen „Institute of Science Tokyo“ – ausgebaut. Geplant sind Promotionsprogramme mit Doppelbetreuung und themenübergreifende Forschungsnetzwerke. Die Zahl der Austauschstudierenden mag noch klein sein, aber das Signal ist groß: Die wissenschaftliche Verbindung wird strategischer, langfristiger und interdisziplinärer gedacht.
Neue Dynamik durch politische Unterstützung
Mit der Neuordnung ihres Ressorts setzt Dorothee Bär neue Akzente: Forschung, Technologie und Raumfahrt sollen internationaler werden. In Japan sprach sie über gemeinsame Herausforderungen – vom demografischen Wandel über den Fachkräftemangel bis zur Digitalisierung – und darüber, wie Kooperation Innovation beschleunigen kann.
ine neue bilaterale Raumfahrtvereinbarung zwischen Deutschland und Japan soll nun genau das fördern: gemeinsame Forschung zu Weltraumrobotik, Satellitentechnologien und Erdbeobachtung, aber auch die Zusammenarbeit bei Zukunftsfeldern wie Künstliche Intelligenz, Quanten- und Fusionsforschung. Japan gilt hier als innovatives Partnerland – und als wichtiger Gegenpol in einer Welt, in der Wissenschaft zunehmend auch sicherheitspolitisch gedacht wird.
Innovation und Werte
Bundespräsident Steinmeier sprach in Osaka von der „Kraft der Demokratie“ und davon, dass offene Gesellschaften wie Deutschland und Japan ihre Stärke aus Selbstkritik und Zusammenarbeit schöpften. In der Wissenschaft zeigt sich das besonders deutlich: Beide Länder setzen auf Austausch und gegenseitiges Lernen – von der Grundlagenforschung bis zu Startups.
Beim japanischen Raumfahrtunternehmen iSpace etwa informierte sich Dorothee Bär über den Mondrover „Tenacious“, dessen Systeme im Mondzentrum Luna des DLR in Köln getestet wurden. Auch im privaten Technologiesektor wächst das Interesse an Kooperationen: Ob KI-Forschung, Energieinnovation oder nachhaltige Materialien – immer öfter stehen deutsche und japanische Firmen gemeinsam an der Schnittstelle von Wissenschaft und Anwendung.
Ein Blick in die Zukunft
Auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer war beim Space Day in Osaka dabei. Seine Botschaft fasste den Geist der Reise zusammen: Kein Land könne die großen Herausforderungen allein lösen – weder auf der Erde noch im All. Europa und Japan seien „gleichwertige Partner“, die gemeinsam mehr erreichen als im Alleingang.
Mit dieser Botschaft endete die Reise, doch sie markiert erst den Anfang einer neuen Phase: Die deutsch-japanische Wissenschaftsfreundschaft, einst getragen vom Technik-Enthusiasmus der 1970er- und 1980er-Jahre, bekommt neuen Schwung – mit Raumfahrt als Symbol, aber mit einem klaren Ziel: Zukunft gemeinsam gestalten.