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Über diese Schulthemen streitet Deutschland

Pro und Contra Handschrift, Noten und Hausaufgaben – fünf Reizthemen an deutschen Schulen.

Christina Rath, 13.05.2019
Schreiben oder tippen? Debatte an deutschen Schulen.
Schreiben oder tippen? Debatte an deutschen Schulen. © dpa; pixabay

Handschrift abschaffen

Pro: Der Alltag wird zunehmend digital, wir müssen nur noch selten mit der Hand schreiben. Finnland hat Handschrift an Schulen bereits abgeschafft. Schüler, die ihre Texte auf der Tastatur verfassen, können sich besser auf den Inhalt konzentrieren und verlieren keine Zeit durchs Üben der Schreibschrift, meinen Befürworter. Die Autokorrektur hilft bei der Rechtschreibung. Schließlich kommt das einheitliche Schriftbild dem Lehrer zugute und Schüler mit „Sauklaue“ haben keine Nachteile bei der Benotung.

Contra: Das Schreiben per Hand ist ein Kulturgut, das man nicht leichtfertig aufgeben darf, argumentieren die Gegner. Die Handschrift ist ein Ausdruck der Persönlichkeit. Die Linienführung beim Schreiben fördert die Feinmotorik. Außerdem bewirken die Bewegungsabläufe beim Schreiben, dass die Schüler den Inhalt sinnlich erfassen und sich besser merken.

Schreiben nach Gehör

Pro: Bei diesem Konzept des Schweizer Pädagogen Jürgen Reichen schreiben Schulanfänger Wörter so auf, wie sie sie hören. Dabei hilft ihnen eine Anlauttabelle, die den Buchstaben Dinge zuordnet. Eltern sollen die Rechtschreibung ihrer Kinder zunächst nicht verbessern, um sie nicht zu demotivieren. Kinder bekommen schnelle Erfolgserlebnisse. Die Methode fördert Freude am Lesen und Schreiben ebenso wie Kreativität.

Contra: Schüler, die nach dieser Methode Schreiben gelernt haben, machen deutlich mehr Rechtschreibfehler, sagen die Gegner. Sie befürworten die traditionelle Fibel-Methode, die Buchstaben und Wörter schrittweise einführt. So lernen die Schüler, Rechtschreibstrukturen zu erkennen und anzuwenden. Von dieser Fleißarbeit profitieren auch Nicht-Muttersprachler.

Schulnoten

Pro: Schulnoten geben Orientierung. Jeder Schüler kann seine Leistungen mit denen der anderen vergleichen. Gute Noten sollen die Schüler anspornen, weiter so zu lernen, schlechte Noten sie dazu bringen, sich besser anzustrengen. Kinder müssen lernen, auch mit Misserfolgen umzugehen. Eltern erkennen anhand der Noten, ob ihr Kind in der Schule gut vorankommt oder ob es Nachhilfe braucht.

Contra: Gegner finden Schulnoten ungerecht und wenig objektiv, weil sie vom jeweiligen Lehrer – seiner Tagesform und seinen Sympathien — abhängig sind. Das Belohnungs- und Bestrafungssystem übt unnötigen Druck auf die Schüler aus. Besser sind regelmäßige Gespräche zwischen Lehrer und Schüler über die Lernentwicklung und den erreichten Lernstand.

Hausaufgaben

Pro: Hausaufgaben dienen dazu, den in der Schule gelernten Stoff zu Hause zu festigen. Vokabeln zum Beispiel lernt man nur durch Wiederholen. Schüler lernen Pflichtbewusstsein, selbstständiges Arbeiten und Zeiteinteilung. Das kann durch Wochenpläne verstärkt werden. Hier gibt der Lehrer montags Aufgaben, die der Schüler im Laufe der Woche erledigen soll.

Contra: Schüler brauchen nach einem langen Schultag Freizeit für Sport und Treffen mit Freunden, Hausaufgaben dagegen erzeugen weiteren Stress. Schüler aus bildungsfernen Schichten haben einen Nachteil gegenüber jenen, die von den Eltern unterstützt werden oder sich Nachhilfe leisten können. Übungsaufgaben sollten in den Unterricht integriert werden, denn hier können Lehrer helfen.

G8-Reform

Pro: Früher gingen Schüler in Deutschland neun Jahre aufs Gymnasium (G9), bis die G8-Reform diese Phase auf acht Jahre verkürzte. Lehrpläne wurden gestrafft, um Schüler nicht mit unnützem Wissen zu belasten. Sie erreichen ihr Abitur ein Jahr schneller und können früher ins Berufsleben einsteigen. So sind sie international wettbewerbsfähig und haben mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das gewonnene Jahr ermöglicht auch eine Auszeit für die persönliche Entwicklung.

Contra: G8 ist ein leistungsorientiertes Modell. Viele Schüler klagen über die hohe Lernbelastung. Der Druck ist hoch, es bleibt wenig Zeit zum Üben und Vertiefen des Lernstoffs. Die Schultage sind länger, private Interessen bleiben auf der Strecke. Mit G9 sind die Abiturienten in der Regel volljährig, mit G8 starten viele minderjährig ins (Studenten-)Leben.

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