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Schüler für Lernstoff begeistern

Stefanie Ritouet schildert ihren Alltag als Lehrerin in Deutschland und räumt mit einem Irrtum auf.

19.11.2018
Stefanie Ritouet ist Lehrerin für Biologie und Geschichte.
Stefanie Ritouet ist Lehrerin für Biologie und Geschichte. © Stephan Pramme

Das Schöne am Lehrerberuf ist die Abwechslung. Natürlich muss ich mich an den Rahmenlehrplan halten, kann aber den Unterricht so gestalten, sodass die Schüler mit Freude und Interesse dabei sind. An einem Gymnasium in Berlin unterrichte ich Biologie und Geschichte in den Klassen 7 bis 12. Ich bin froh, dass durch den engen Kontakt mit jungen Menschen der Faden zur jüngeren Generation nicht abreißt.

Nach der Schule begann ich zuerst eine Ausbildung als Krankenschwester, wechselte aber nach einem Jahr in ein Lehramtsstudium, weil ich schon während der Schule viel mit Jugendlichen gearbeitet hatte.

Lehrer haben viel Freizeit? Ein Irrtum!

Anfangs haben mich die Freiheit und die Erwartungen manchmal überfordert, weil Unterricht ein vielschichtiger Prozess ist. Ich arbeite darum nur Teilzeit: 16 Unterrichtsstunden pro Woche, plus etwa 20 Stunden Vor- und Nachbereitung, zum Teil zuhause. In der Prüfungszeit kann eine Arbeitswoche bis zu 45 Stunden haben. Dazu kommen Elternversammlungen, Lehrer- und Zensurenkonferenzen. Auch in den Ferien arbeite ich rund die Hälfte der Zeit zu Hause. So bleibt genug Zeit für meine Familie.

Viele meinen, als Lehrer hätte man viel mehr Freizeit als in anderen Berufen. Dabei ist es wie bei Schauspielern: Obwohl man nur zwei Stunden am Abend auf der Bühne steht, ist enorm viel Zeit für das Proben nötig. Von Lehrern wird immer mehr erwartet, zum Beispiel, dass sie einen professionellen Umgang mit digitalen Medien vermitteln. Doch das können wir nur teilweise leisten, obwohl wir zwei Fortbildungen pro Jahr absolvieren müssen.

Vorbereitung für den Biologie-Unterricht.
Vorbereitung für den Biologie-Unterricht. © Stephan Pramme

Der Leistungsdruck steigt

Jugendliche haben auf der Suche nach ihrem Lebensweg leider immer weniger das Recht auf Fehler. Der Leistungsdruck steigt, gleichzeitig sinkt das Vertrauen vieler Eltern in das Bildungssystem. Manche Schüler quälen sich sehr durch das Abitur. Ich finde, die Gesellschaft sollte mehr Anerkennung für jene zeigen, die keine Hochschulreife erlangen.

Wie wird man in Deutschland Lehrer?

Das Lehramtsstudium umfasst Fachstudien, Fachdidaktik, erziehungswissenschaftliche Anteile und Praktika in der Schule. Die angehenden Lehrer wählen mindestens zwei Fächer, die sie später unterrichten wollen. Je nach Bundesland und Hochschule wird das Studium mit Bachelor- und Master-Abschluss absolviert oder gliedert sich in Grund- und Hauptstudium. An die erste Phase des Studiums schließt ein Referendariat an, in dem die Anwärter eigenständig unterrichten. In Schulfächern, für die es zu wenig Lehrer gibt, werden zurzeit auch Seiteneinsteiger wie Diplom-Physiker zu Fachlehrern ausgebildet.

Informationen zum Lehramtsstudium in Deutschland

Protokoll: Nicole Sagener

© www.deutschland.de

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