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Für mehr Vielfalt in den Medien

Wie sich die „Neuen deutschen Medienmacher“ dafür einsetzen, dass in den Redaktionen mehr Medienprofis aus Einwandererfamilien arbeiten.

29.04.2019
Menschen am Computer
© eggeeggjiew - stock.adobe.com

In Deutschland sollte es mehr Journalisten und Redakteure mit Migrationshintergrund geben, findet Sheila Mysorekar, Vorsitzende des 2008 gegründeten Vereins Neue Deutsche Medienmacher (NdM). Hier setzen sich inzwischen 1.250 Medienschaffende für mehr Vielfalt in den Medien und im öffentlichen Diskurs ein.

Frau Mysorekar, Ihr Verein fordert mehr Diversität in der Berichterstattung. Warum ist das Thema wichtig?

Es geht um Chancengleichheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt, gerade angesichts zunehmender Polarisierung. Eine wachsende Gruppe von Menschen findet sich in den Medien zu wenig wieder. Minderheiten mit Migrationshintergrund tauchen oft nur in negativen Meldungen auf.

Die Medien berichten zu wenig über strukturelle Diskriminierung – oder auch über das, was im täglichen Miteinander gut funktioniert. Einseitige Berichterstattung festigt Vorurteile.

Sheila Mysorekar
Sheila Mysorekar © Thomas Lobenwein

Das öffentliche Bewusstsein für dieses Problem wächst, das zeigt sich auch in der rasch steigenden Mitgliederzahl der NdM. Was sind die Gründe?

In Deutschland hat ein Viertel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Immer mehr Menschen mit nicht-deutschen Namen reden auf verschiedenen Ebenen mit. Dass die Berichterstattung vielfältiger werden muss, erkennen private Medien und öffentlich-rechtliche Sender zunehmend an. Die Printmedien stellen sich aber zu langsam um. Dabei könnten sie durch mehr Vielfalt neue Lesergruppen erschließen.

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Vielfältige Perspektiven statt einseitiger Berichterstattung
Vielfältige Perspektiven statt einseitiger Berichterstattung © dpa

Es gibt bei den deutschen Sendern und Zeitungen durchaus einige prominente Journalistinnen und Journalisten aus Einwandererfamilien. Trotzdem wird ihr Anteil insgesamt lediglich auf fünf Prozent geschätzt. Weshalb kommen nur wenige Medienmacher aus Einwandererfamilien?

Menschen aus Arbeiterfamilien, aus denen Migranten meist stammen, schaffen es in Deutschland selten in Medienberufe. Hier setzt unser Mentoringprogramm an: Renommierte Kollegen helfen Nachwuchsjournalisten, Fuß zu fassen. Wir sprechen zudem mit Aus- und Fortbildungsabteilungen der Medien über die Vorteile von Diversität und bieten Medientrainings für Organisationen an.

Wie fördern die NdM den Wandel sonst noch?

In Talkshows etwa sitzen wiederholt die gleichen, in der Regel weißen deutschen Fachleute. Viele Redaktionen sagen, dass ihnen andere Kontakte schlicht fehlen. In unserer Datenbank „Vielfaltfinder“ können Journalisten nun zu vielen Themen Experten aus Einwandererfamilien finden. Und wir haben für Redaktionen ein Glossar mit Empfehlungen für wertfreie Berichterstattung erstellt.

Ihr Verein initiierte 2016 auch das „No Hate Speech Movement Deutschland“. Warum war das nötig?

Es mangelt an Solidarität mit den Betroffenen. Zudem ist mehr politische Analyse zu der Frage nötig, wie man Hasskommentare verfolgt und eindämmt. Wir wollen mehr Bewusstsein für deren schlimmen Folgen schaffen und stellen Betroffenen Instrumente vor, wie sie mit Beleidigungen umgehen. Wer schreiben kann, kann sich wehren. Das ist unsere Ansicht. Und wer keine Kraft mehr dazu hat, findet auf unserer Website als Unterstützung unter „Counter Speech“ Sprüche, Memes und Videos zum Download.

Projekte der Neuen deutschen Medienmacher:
 

Interview: Nicole Sagener

 

© www.deutschland.de

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