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Frank Witzel erhält den Deutschen Buchpreis

Der deutsche Autor Frank Witzel erhält den Deutschen Buchpreis für seinen Roman „Die Erfindung“ – und kann es selbst nicht glauben.

05.11.2015
© dpa/Susannah V. Vergau - Frank Witzel

Sein Sieg war eine Überraschung: Als der deutsche Autor Frank Witzel bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises seinen Namen hörte und den sperrigen Titel seines Romans „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“, konnte er es selbst nicht glauben. Er galt als Außenseiter im Rennen um den besten deutschsprachigen Roman des Jahres. Viel wahrscheinlicher schien den Feuilletons, dass etwa Jenny Erpenbecks Flüchtlingsroman „Gehen, ging, gegangen“ die begehrte Auszeichnung erhalten würde, die traditionell zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse vergeben wird.

Doch statt des Romans über Flüchtlinge und das Innere der Gesellschaft erhielt Witzels 800 Seiten Werk die Auszeichnung. Die deutschen Feuilletons hatten den Roman im Vorfeld als „Zumutung“, „Abenteuer“, „fulminantes Stück Literatur“ und „Roman mit Langzeitwirkung“ beurteilt. Auch Witzel selbst war nicht sicher: „Als ich den Roman fertiggestellt hatte, wusste ich tatsächlich nicht, ob mir da etwas geglückt war, oder ob ich mich verrannt hatte“, sagte er sichtlich gerührt bei der Verleihung. 15 Jahre lang hat der Hesse an seinem Buch gearbeitet, quasi unbeachtet vom Literaturbetrieb. „Ich war völlig unvorbereitet, aber habe versucht, das Beste draus zu machen“, sagt er über seinen Auftritt bei der Verleihung. „Es ist alles noch völlig unwirklich.“

Pop, Politik und Paranoia

Frank Witzel ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Illustrator und Musiker. Nach seinem Schulabschluss erhielt der 1955 in Wiesbaden Geborene eine Ausbildung am Konservatorium in Wiesbaden. Auch heute noch, so erzählt er, greife er in Stresssituationen zur Gitarre. „Das erdet mich.“ Seit den 1970er-Jahren veröffentlicht er Gedichte, im Jahr 2001 erschien sein erster Roman. Frank Witzel hat inzwischen allen erlaubt, seinen Roman mit „Die Erfindung“ abzukürzen.

In rasantem Tempo erzählt er darin von einem 13 Jahre alten Teenager in Hessen im Deutschland des Jahres 1969. Damit lässt er den Kosmos der alten Bundesrepublik wiederauferstehen. „Frank Witzels Werk ist ein im besten Sinne maßloses Romankonstrukt“, heißt es in der Jurybegründung. Und weiter: „Der Roman ist in seiner Mischung aus Wahn und Witz, formalem Wagemut und zeitgeschichtlicher Panoramatik einzigartig in der deutschsprachigen Literatur. Mit dem Deutschen Buchpreis wird ein genialisches Sprachkunstwerk ausgezeichnet, das ein großer Steinbruch ist, ein hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia.“

www.matthes-seitz-berlin.de

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