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Deutschlands zweites politisches Zentrum

Bonn war über Jahrzehnte Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Umzug der Regierung nach Berlin erfand sich die Stadt am Rhein neu.  

02.08.2023
Blick auf die Bundesstadt Bonn am Rhein
Blick auf die Bundesstadt Bonn am Rhein © AdobeStock

Fast zwölf Stunden debattierten die Abgeordneten des Deutschen Bundestags am 20. Juni 1991 darüber, ob Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin umziehen sollten. Um 21.49 Uhr gab die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth das denkbar knappe Ergebnis bekannt: Mit 337 gegen 320 Stimmen beschlossen die Abgeordneten den Umzug nach Berlin. Im Jahr 1999 schließlich nahmen Parlament und Teile der Bundesregierung ihre Arbeit in der neuen Bundeshauptstadt auf. Für Bonn wurde der Titel Bundesstadt geschaffen, es blieb Zweit-Regierungssitz und damit das zweite politische Zentrum der Bundesrepublik Deutschland.

Bonn als erste Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland 

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurde die Stadt am Rhein vorläufige Bundeshauptstadt. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 stellte sich die Frage, ob Bonn die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland mit ihren nun 16 Bundesländern bleiben sollte. Die historische Abstimmung im Juni 1991 beantwortete diese Frage mit einem knappen Ja für Berlin.

Das Berlin-Bonn-Gesetz 

Die Villa Hammerschmidt in Bonn
Die Villa Hammerschmidt in Bonn © picture alliance/dpa

Es war aber kein kompletter Umzug: Denn das 1994 verabschiedete Berlin-Bonn-Gesetz regelte, dass sechs Bundesministerien ihren Hauptsitz in der Bundesstadt Bonn behalten sollten. Die Villa Hammerschmidt in Bonn blieb zudem der zweite Dienstsitz des Bundespräsidenten, der Bonner Sitz des Bundeskanzlers ist das Palais Schaumburg. Zudem zogen durch das damalige Gesetz mehr als 20 Bundesbehörden von Berlin und Frankfurt am Main nach Bonn.

Bonn ist die deutsche UN-Stadt 

Bonn ist Sitz zahlreicher UN-Organisationen
Bonn ist Sitz zahlreicher UN-Organisationen © picture alliance

Die frühere Hauptstadt mit ihren knapp 350.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist heute nicht nur als frühere Bundeshauptstadt internationalwelt bekannt, sondern auch als Sitz von inzwischen rund zwei Dutzend UN-Organisationen. Darunter ist unter anderem das wichtige Klimasekretariat der Vereinten Nationen, das seit 2022 im neuen „Climate Tower“ untergebracht ist. 

Das frühere Regierungsviertel in Bonn hat sich mit den UN-Einrichtungen und Bundesministerien sowie internationalen Konzernzentralen und wissenschaftlichen Einrichtungen zum Bundesviertel entwickelt. Auf vier Kilometern Länge bietet es entlang des Rhein mehr als 45.000 Arbeitsplätze – vor dem Umzug von Regierung und Parlament waren es nach Angaben der Stadt etwa 20.600. 

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