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Das Anti-Corona-Cluster

Die Pharmaindustrie in Deutschland hat auf die Corona-Pandemie erfolgreich reagiert. Ein Netzwerk hat sich dabei ausgezeichnet.

Martin Orth, 20.07.2021
Produktion von Biontech in Marburg
Produktion von Biontech in Marburg © picture alliance/dpa

Nie zuvor gelang eine Impfstoffentwicklung so schnell wie die gegen das Coronavirus. Das ist das Verdienst des Mainzer Pharmaunternehmen Biontech in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Pfizer. Es entwickelte ein hochwirksames und sicheres Vakzin in weniger als einem Jahr und brachte es gemeinsam mit auf den Markt. Das hätte früher Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gedauert. Die Erfolgsstory wäre aber ohne zwei Faktoren wohl nicht möglich gewesen.

Das Cluster in Rhein-Main

Ebenso wichtig wie eine schnelle Entwicklung des Impfstoffes ist die schnellstmögliche Produktion und Auslieferung des Vakzins. Dafür bietet die Metropolregion FrankfurtRheinMain die besten Voraussetzungen. Der Darmstädter Pharmakonzern Merck liefert Biontech die dringend benötigten Lipide, mit denen der mRNA-Wirkstoff nach der Injektion sicher in die Körperzellen transportiert wird. Der Mainzer Spezialglashersteller Schott produziert die für den Transport notwendigen Fläschchen aus Borosilikatglas. Das Glas ist sehr chemikalien- und temperaturbeständig und schützt vor Wechselwirkungen zwischen Medikament und Flasche. Der Frankfurter Flughafen wiederum ist im Luftfrachtbereich der größte in Europa und weltweit einer der Hauptumschlagplätze für die internationale Impfstoffversorgung.

Behringwerk in Marburg (um 1930)
Behringwerk in Marburg (um 1930) © picture-alliance/ dpa

Die „Apotheke der Welt“

Die Grundlagen für den Erfolg des Clusters sind in der Historie zu suchen. Denn schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt Frankfurt als „Apotheke der Welt“. Die im heutigen Stadtteil Höchst ansässige spätere Hoechst AG stellte schon 1883 das synthetische Fieber- und Schmerzmittel „Antipyrin“ her. Und durch das erste Chemotherapeutikum „Salvarsan“ verlor die Syphilis ihren Schrecken. Paul Ehrlich kooperierte mit Hoechst und entdeckte die Arsen-Verbindung, die den Erreger abtötete. Auch Robert Koch, der Entdecker des Tuberkulose-Erregers, ließ Medikamente am Main produzieren. Emil Behring, 1901 der erste Medizinnobelpreisträger, produzierte seine Heilseren gegen die Infektionskrankheiten Diphtherie und Wundstarrkrampf in eigenen Werken in Marburg, 80 Kilometer nördlich von Frankfurt. Heute stellt Biontech dort, in den ehemaligen Behringwerken, seinen neuartigen mRNA-Impfstoff her.  

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