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Wie Design Thinking die Arbeitswelt verändert

Vom Bauhaus inspiriert, in Stanford entwickelt und in Deutschland weitergeführt: Design Thinking schafft Raum für echte Innovation. 

Christina Pfänder, 23.10.2025
Design Thinking fördert kollaboratives Arbeiten.
Design Thinking fördert kollaboratives Arbeiten. © Unsplash/Vitaly Gariev (@silverkblack)

Unser Alltag ist längst digital: Wir kommunizieren weltweit in Sekunden, navigieren per App und lassen Künstliche Intelligenz Kochrezepte erstellen. Doch unsere Arbeitswelt funktioniert oft noch nach den Prinzipien des Industriezeitalters: in starren Hierarchien, getrennten Abteilungen, mit wenig Raum für gemeinsames Denken. Wie können Unternehmen und Mitarbeitende mit einer vernetzten Welt Schritt halten? Eine Antwort darauf bietet die Kreativtechnik Design Thinking. 

Was ist Design Thinking? 

„Die digitale Transformation erfordert die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren und aktiv daran mitzuarbeiten“, sagt Uli Weinberg, früher Leiter der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam und Gründer der Global Design Thinking Alliance. „Design Thinking bietet den passenden Werkzeugkasten: Teams lernen, sich auf neue Situationen einzustellen, Perspektiven zu verbinden und Ideen in kürzester Zeit umzusetzen.“ 

Woher kommt Design Thinking? 

Das Konzept entstand in den 1990er-Jahren an der Stanford University in den USA. Inspiriert von der deutschen Kunstschule Bauhaus holte der Designer David Kelley Menschen aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen, um Probleme gemeinsam zu bearbeiten. Seine Ideen kamen mit Weinberg nach Deutschland: 2007 gründete er am Hasso-Plattner-Institut die erste „School of Design Thinking“ Europas. 

Wie fördert Design Thinking die Kreativität? 

Kreativität entsteht beim Machen. Im Zentrum des Design Thinking steht kein Geistesblitz, sondern Zusammenarbeit: Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen entwickeln in offenen Räumen Ideen, skizzieren sie auf Whiteboards, bauen Prototypen und testen sie sofort. Der Prozess ist iterativ – jedes Feedback führt zur nächsten Version. So wird aus einer Idee Schritt für Schritt eine Innovation. 

Wie setzen deutsche Unternehmen Design Thinking ein? 

Bosch hat mit Design Thinking seine Strukturen neu ausgerichtet. Der Technologiekonzern vernetzte bislang getrennte Geschäftsbereiche und brachte Teams zusammen, die sonst kaum Kontakt hatten. „Medizintechnik-Teams haben herausgefunden, dass in Indien Zahnärzte aus Kostengründen Bohrer aus dem Handwerksbereich nutzten – und entwickelten neue Produktideen“, sagt Weinberg. Auch intern änderte sich viel: „Bonusmodelle wurden auf Teamleistung ausgerichtet, was einen Kulturwandel auslöste und Innovationen beschleunigte.“ 

Wo könnte Design Thinking noch eingesetzt werden? 

Auch in Klassenzimmern und Hörsälen sollten laut Weinberg die Prinzipien des Design Thinking stärker zum Einsatz kommen – ebenso bei gesellschaftlichen Herausforderungen oder der Modernisierung staatlicher Strukturen. „Singapur zeigt, wie das gelingen kann“, sagt Weinberg. „Dort wird Design Thinking seit Jahren in Ministerien eingesetzt, um die Verwaltung bürgerzentriert weiterzuentwickeln.“ Behörden können neue digitale Dienste schneller entwickeln und Verwaltungsprozesse stärker an den Bedürfnissen der Menschens ausrichten.