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„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“

Ihr Arbeitstag besteht aus Computerspielen: Drei junge Leute geben Einblicke in ihre Ausbildung an der Games Academy in Berlin.

21.04.2017
© dpa

Deutschland. Mit mehr als 300 studentischen Projekten in 17 Jahren ist die Berliner Games Academy Europas produktivste Spieleschmiede. Ein Programmierer, eine Gestalterin und eine Produzentin erklären, wie viel unsichtbare Arbeit in jedem Computerspiel steckt.

Martin Reumund, Spiele-Programmierer

Martin Reumund, 29 Jahre

Wie sieht die Ausbildung zum Game-Programmer aus?

Wir lernen das Programmieren von Netzwerken, eine eigene Engine zu schreiben, Spiele-Logik und Programmieren für mobile Geräte. Auf eine Woche Unterricht folgt jeweils eine Woche, in der wir im Team ein Spiel entwickeln. Dann sitzen alle zusammen: der Designer, der Artist, der Producer und der Programmierer.

Wie lange dauert es, bis ein Spiel fertig ist?

In der Regel zwei Jahre und länger, je nach Umfang. An der Akademie haben wir immer nur ein halbes Jahr Zeit für ein Projekt. Das ist leider zu kurz, um ein Spiel bis zur Marktreife zu entwickeln. Allerdings versuchen wir das gerade mit dem zweisemestrigen Projekt Super Dashmatch. Wenn es klappt, wäre das nützlich für die spätere Bewerbung.

Was haben Sie vor der Akademie gemacht?

Ich habe Architektur studiert und drei Jahre als Mediengestalter und Teamleiter im Digitaldruck gearbeitet. Ich war schon immer ein leidenschaftlicher Spieler und wollte unbedingt in der Branche arbeiten. Ich habe also mein Hobby zum Beruf gemacht.

 

Zoe Leandra Nagel, Digitale Gestalterin

Zoe Leandra Nagel, 27 Jahre

Sind Sie als Digital Artist die Künstlerin im Spiele-Entwickler-Team?

Wenn es um die Konzeption geht, dann ja. Am Anfang beschäftigen wir uns mit dem Aussehen einer Figur. Welche Haarfarbe soll sie haben, welche Kleidung tragen, wie sieht die Umgebung aus? Man muss sich etwas ausdenken.

Und die Vorstellung dann zu Papier, beziehungsweise auf den Bildschirm bringen?

Ja, das funktioniert heute hauptsächlich über 3D-Programme. Das lernen wir an der Akademie. Ich habe vorher eine Ausbildung in der klassischen Animation gemacht. Wie in den alten Walt-Disney-Filmen wird dabei jede einzelne Bewegung von Hand gezeichnet und abgefilmt. Heute erschaffen wir visuelle Bilder mit der Maus oder dem Tablet. Dafür muss man nicht einmal gut zeichnen können! Für 3D-Programme braucht man vor allem technisches Können.

Was muss ein guter Digital Artist können?

Das ist nicht anders als in anderen kreativen Berufen wie etwa der Fotografie. Man muss Deadlines einhalten, Hierarchien akzeptieren und teamfähig sein. Gerade in der Konzeptionsphase wird viel diskutiert und herumgeknobelt. Die Figur, die wir erschaffen sollen, hat sich ja jemand anderes ausgedacht. Bei der Aussage „Wir hätten gerne ein Mädchen“ denkt der eine an eine Power-Frau wie Lara Croft und der andere an eine niedliche Figur wie Heidi. Hier eine Lösung zu finden, ist die große Herausforderung.

 

Mandy Goetz, Produzentin

Mandy Goetz, 26

Welche Aufgaben hat ein Game Producer?

Ich mache all das, was die kreativen Kollegen nicht so mögen: Ich kümmere mich darum, dass Kosten- und Zeitplan eingehalten werden. Am besten lässt sich das mit „in time“, „in budget und „in quality“ beschreiben. Gerne erkläre ich meine Arbeit mit einer Metapher: Der Artist, der Designer und der Programmierer gehen auf einer Straße und ich laufe nebenher und passe auf, dass alle gut vorwärts kommen. Wenn Hindernisse auftauchen, ist es meine Aufgabe, sie aus dem Weg zu räumen.

Das klingt nach viel Verantwortung.

Das ist so. Der Game Producer muss von der Konzeption bis zur Veröffentlichung eines Spiels alle Bereiche im Blick haben. Das setzt eine gewisse Lebenserfahrung und Autorität voraus. Ich habe vor der Akademie bereits zwei Ausbildungen absolviert, eine zur Hotelfachfrau und eine zur Bürokauffrau. Danach haben ich in der Buchhaltung und im Personalwesen gearbeitet. Das ist sicherlich von Vorteil. Als Spiele-Produzentin habe ich die Möglichkeit, Dinge zu vereinen, die ich gerne mache: spielen, organisieren und kalkulieren.

Was lernen Sie an der Games Academy?

Kosten- und Risikomanagement, Projektmanagement, außerdem alles über Urheberrechte und Lizenzen. Das brauche ich, um bei der Arbeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. In Stresssituationen kommt es darauf an, den Überblick und einen kühlen Kopf zu bewahren. Man darf keine Angst vor Auseinandersetzungen haben, muss klar kommunizieren und auch mal autoritär auftreten können. Für mich ist dabei ein positives Menschenbild sehr wichtig. Ich sehe mich als Begleiterin.

Spieleentwickler aus Deutschland www.deutschland.de

Games Academy Berlin www.games-academy.de

International Games Week Berlin www.gamesweekberlin.com

 

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