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„Digitale Lösungen könnten helfen“

Welche Aufgaben hat ein Gesundheitsamt – und was hat die Pandemie verändert? Oliver Piehl aus Tübingen gibt einen Einblick.

Constantin Pläcking, 31.03.2021
Die Nachverfolgung Infizierter ist Arbeit des Gesundheitsamts.
Die Nachverfolgung Infizierter ist Arbeit des Gesundheitsamts. © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Herr Dr. Piehl, welche Aufgaben hat ein Gesundheitsamt?
Unsere Aufgaben sind vielfältig und lassen sich grob in drei Bereiche unterteilen: den Gesundheits- und Infektionsschutz, den kinder- und jugendärztlichen Dienst und den Bereich Gesundheitsförderung und Prävention, in den beispielsweise die HIV-Beratung fällt.

Die Corona-Pandemie nimmt momentan natürlich einen großen Teil unserer Arbeit im Gesundheits- und Infektionsschutz ein, zu dem aber auch die Überwachung weiterer Infektionskrankheiten wie beispielsweise Tuberkulose gehört, sowie die Hygienebegehung von Krankenhäusern und Praxen sowie die Überwachung von Trinkwasser und Badegewässern.

Im kinder- und jugendärztlichen Dienst untersuchen wir beispielsweise, ob bei Kindern Förderbedarf besteht und bahnen diese Förderung vor dem Schulbesuch an. Zudem erhalten wir einen Einblick in die Familien. Dadurch können wir im Zweifel Fälle identifizieren, in denen Kinder geschützt werden müssen.

Wie sieht Ihr Alltag seit der Corona-Pandemie aus?
Seit März 2020 muss sich fast die gesamte Belegschaft auf die Bewältigung der Pandemie konzentrieren. Wir bekommen Unterstützung von der Bundeswehr, von sogenannten Containment Scouts und von Medizinstudierenden, um Infektionsketten schneller nachvollziehen zu können. Zudem haben wir weitere Ärztinnen und Ärzte angestellt und weitere Mitarbeiter aus dem Landratsamt eingebunden, um die Aufgaben zu bewältigen. Bei der Suche nach Kontaktpersonen Corona-Infizierter klären wir, wo die Person sich aufgehalten hat und wann welche Kontakte bestanden. Wir identifizieren dann diese Kontaktpersonen, damit die Ordnungsbehörden Quarantäne anordnen können. Damit diese Strategie erfolgreich ist, braucht es viel Personal. So bleiben momentan viele Aufgaben liegen, die wir nicht mehr oder nur in sehr reduzierter Form durchführen können. Digitale Lösungen könnten uns helfen, die Kontaktpersonensuche zu beschleunigen, sie sind aber momentan leider noch nicht im Einsatz. Es ist daher besonders schön zu sehen, dass das Team trotz der Belastung zusammensteht und das Beste daraus macht.

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Was hat Sie als Arzt dazu motiviert, beim Gesundheitsamt zu arbeiten?
Für mich war es attraktiv, dass meine Arbeit hier ein sehr breites Spektrum an medizinischen Fragestellungen abdeckt und gleichzeitig gesellschaftlich-soziale Themen beinhaltet. Wir haben Bezug zur Bevölkerung, zu den Bürgerinnen und Bürgern. Anders als in einer Klinik oder bei niedergelassenen Ärzten steht nicht der individuelle Blick der Diagnostik und Therapie im Einzelfall im Mittelpunkt, sondern die Perspektive auf die gesamte Bevölkerung. Es ist spannend, dass wir mit Prävention und Gesundheitsförderung viel erreichen können, auch wenn das nicht immer gut messbar ist.

 


Dr. Oliver Piehl ist Arzt am Gesundheitsamt Tübingen und Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen. Im Gesundheitsamt Tübingen ist er zuständig für den Bereich Gesundheits- und Infektionsschutz und stellvertretender Amtsleiter.

 

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