Ab auf den Acker
Die Frankfurter Genossenschaft „Die Kooperative“ versorgt Stadtmenschen mit Bio-Gemüse – und motiviert sie, selbst aufs Feld zu gehen.

Zwischen Gewächshäusern, Gemüseäckern und Neubauten im Frankfurter Stadtteil Oberrad liegt das Gelände der „Kooperative“. Wer hierher kommt, sieht keine klassische Öko-Farm, sondern ein lebendiges Gemeinschaftsprojekt: von der Genossenschaft bewirtschaftete Felder sowie Parzellen für Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner. Regelmäßig rollt das Lastenrad los – mit Kisten voller Gemüse, das in Frankfurt am Main und Umgebung verteilt wird.
Gegründet wurde die Kooperative 2018. „Die beiden Gründer wollten eine Struktur schaffen, in der sich Menschen in der Stadt einfach, nachhaltig und regional ernähren können“, sagt Carolin Munte, Vorständin der Genossenschaft.
Saisonal und regional: Das Konzept der Erntekiste
Kern des Projekts ist die sogenannte Erntekiste: eine wöchentliche Lieferung mit saisonalem Bio-Gemüse, ergänzt auf Wunsch um Obst, Honig, Brot, Eier oder Saft. Rund 400 Haushalte versorgt die Kooperative auf diese Weise. Die Lebensmittel stammen von eigenen Flächen und Tieren sowie von Partnerhöfen in der Region.
Der Inhalt richtet sich nicht nach den Vorlieben der Mitglieder. „Man kann bei uns kein Gemüse auf Wunsch bestellen. In die Kiste kommt das, was gerade reif ist“, erklärt Munte. Das Sortiment ist bewusst übersichtlich: „Wir wollen, dass Lebensmittel wieder als etwas Besonderes wahrgenommen werden und dass man versteht, dass sie nicht im Supermarkt wachsen. Statt auf Vielfalt im Regal setzen wir auf Saisonalität.“ Auch geschmacklich lohne sich die Geduld: „Wenn man Tomaten nur dann isst, wenn sie Saison haben, schmecken sie ganz anders – viel intensiver“, so Munte.
Was nicht gebraucht wird, geht nicht verloren. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, versucht die Kooperative, die Erntemengen genau an die Bedürfnisse der Abnehmer anzupassen. Wenn doch mal etwas übrigbleibt, wird es zum Beispiel über Foodsharing weitergegeben.

Eigene Parzellen fördern Gemeinschaft
Neben dem Bezug der Erntekiste können Mitglieder auch selbst aktiv werden – etwa, indem sie eine Parzelle anmieten. Die wird im Frühjahr gemeinschaftlich bepflanzt, danach übernimmt jeder die Verantwortung für Pflege und Ernte. „Wir geben zu Beginn Tipps zur Bepflanzung und unterstützen auch während der Saison, durch unser Gärtnerteam oder durch andere Mitglieder, die schon länger dabei sind“, sagt Munte.
Die Idee dahinter ist nicht nur ökologische Bildung, sondern auch Verbindung: „Wir versuchen, soziale Strukturen zu schaffen, in denen Menschen sich begegnen, sich einbringen und voneinander lernen können.“