„Ich liebe es, mit Gästen ins Gespräch zu kommen“
Was bedeutet es, als Auszubildende in Deutschland zu leben und zu arbeiten? Die Tunesierin Nihel Frioui hat uns von ihrem Alltag erzählt.

Über das Programm THAMM Plus kam die Tunesierin Nihel Frioui vor drei Jahren nach Deutschland. Sie absolviert ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau im Parkhotel Stuttgart. Uns hat sie erzählt, wie ihr Arbeitsalltag als Auszubildende aussieht:
„Montagmorgen, 5 Uhr. Stuttgart schläft noch, während ich im Parkhotel das Frühstücksbuffet vorbereite. Ich arbeite momentan im Service, decke also zum Beispiel die Tische ein oder erfülle unseren Gästen erste Wünsche. Oft halte ich einen Moment lang inne und frage mich, wie viele Kulturen wohl heute früh im Frühstücksraum aufeinandertreffen werden. Das Hotel, in dem ich arbeite, ist ein Businesshotel in der Nähe des Flughafens und der Messe, in dem viele internationale Gäste übernachten.
Vor drei Jahren bin ich mit einem Ausbildungsprogramm aus Tunesien nach Deutschland gekommen – aus Neugier, Abenteuerlust und dem Wunsch, Neues zu lernen. Die Sprache, die Menschen, das Arbeitsleben, alles war am Anfang fremd. Heute bewege ich mich geübt zwischen Kaffeemaschinen, vollen Tabletts und flanierenden Gästen.
Es fällt mir leicht, mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu kommen.
Kein Monat ist wie der andere, der Dienstplan hält immer wieder andere Schichten und Aufgaben bereit. Während meiner Ausbildung bin ich in verschiedenen Bereichen eingeteilt: im Service oder in der Verwaltung, im Marketing oder etwa an der Rezeption. Ich liebe das Gespräch mit den Gästen. Da ich vier Sprachen spreche – Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch – fällt es mir leicht, mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu kommen.
Theorie und Praxis in der Ausbildung
Einen Teil meiner Ausbildung verbringe ich in der Berufsschule. Da lerne ich alles über Serviceabläufe, Housekeeping, Marketing, Hygiene und so weiter. Wir üben zum Beispiel ganz praktische Dinge wie Tische einzudecken, aber etwas Theorie ist auch dabei. Die Schule bringt mich mit jungen Kolleginnen und Kollegen zusammen – wir reden, lernen und lachen gemeinsam, da sind schon viele Freundschaften entstanden.
Meine freien Tage genieße ich sehr: Oft fahre ich mit dem Regionalzug in eine andere Stadt, entdecke Seen, gehe spazieren. Ich verbringe auch viel Zeit in meiner Küche. Am liebsten koche ich scharfe Gerichte, wie es sie in Tunesien gibt.
Was ich in den letzten Jahren gelernt habe? Geduld – die braucht es, wenn alles neu ist. Und Offenheit. Wer neugierig bleibt, sich Zeit gibt und die eigenen Stärken entdeckt, findet schnell ein Stück Zuhause.“
Das Projekt THAMM Plus
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH fördert mit dem Projekt THAMM Plus eine sichere und faire Arbeitsmigration zwischen Nordafrika und Europa. Sie vermittelt in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und weiteren Partnern Auszubildende und Fachkräfte aus Ägypten, Marokko und Tunesien an Betriebe in Deutschland. Davon profitieren drei Seiten: die Betriebe in Deutschland, die Teilnehmenden und die Kooperationsländer. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die GIZ beauftragt, die Europäische Union (EU) finanziert das Projekt mit.