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Für menschenwürdiges Arbeiten

Das Fairwork-Projekt der GIZ sorgt in 24 Ländern für bessere Arbeitsbedingungen bei Beschäftigten digitaler Plattformen. 

Ulrike Scheffer, 24.08.2023
Arbeiterinnen in Indien protestieren für bessere Bedingungen.
Arbeiterinnen in Indien protestieren für bessere Bedingungen. © picture alliance / dpa

Lieferdienste, Fahrdienste, IT-Serviceanbieter oder Callcenter, viele Dienstleistungen werden heute von digitalen Plattformen angeboten oder vermittelt. Überall auf der Welt sind sie zu einer festen Wirtschaftsgröße geworden – und zum Arbeitgeber für viele Millionen Menschen. Diese sogenannte Gig Economy bietet flexible Beschäftigungsmodelle und auch Jobs, für die keine formale Ausbildung notwendig ist – für 70 Millionen Menschen auf der Welt. Doch die Arbeitsbedingungen bei digitalen Plattformen sind oft nicht sehr gut: Es mangelt an Arbeitsschutz, grundlegende Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern werden unterlaufen, die Bezahlung ist oft schlecht. 

Um über die Runden zu kommen, müssen Beschäftigte in der Plattformökonomie nicht selten zahlreiche Überstunden leisten. So müssen Fahrer eines digitalen Taxi-Dienstleisters im indischen Bangalore bis zu 14 Stunden hinter dem Steuer sitzen, wenn sie so viel verdienen wollen wie ein Näher oder eine Näherin in einer Fabrik. Als sie während des Corona-Lockdowns nicht fahren konnten, mussten sie den Unterhalt für das Fahrzeug, das ihnen der Arbeitgeber zur Verfügung stellt, dennoch weiterzahlen. Viele gerieten in existenzielle Not.

GIZ-Projekt Fairwork hilft Menschen in vielen Ländern 

Um die Situation der Menschen zu verbessern, die für digitale Plattformen arbeiten, unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag der Bundesregierung das Projekt Fairwork. Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bewertet Fairwork die Beschäftigungsbedingungen digitaler Arbeitgeber in 24 Ländern und macht die Ergebnisse in Form von Rankings öffentlich. Unternehmen mit schlechten Rankings müssen um ihr Ansehen fürchten und geraten so unter Druck, menschenwürdige Standards einzuführen. Solche Ranglisten gibt es inzwischen für mehrere Länder, darunter Indien, Nigeria, Peru, Bangladesch und Bosnien.

Das Projekt hat fünf Prinzipien für faire Arbeitsbedingungen aufgestellt. Sie beinhalten eine faire Bezahlung, faire Verträge und auch Mitbestimmungsmöglichkeiten im Betrieb. In Indien kann Fairwork bereits Erfolge vorweisen. Fünf von elf bewerteten digitalen Plattformen haben sich verpflichtet, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Sie zahlen ihren Mitarbeitenden nun einen angemessenen Mindestlohn und garantieren eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Das verändert das Leben Hunderttausender Beschäftigter.  

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