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Partner in der Forschung

In den deutsch-israelischen Beziehungen spielt die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Medizin eine große Rolle – hier ein Überblick.

Bettina Mittelstraß, 01.07.2020
Forschungskooperationen waren Wegbereiter der diplomatischen Beziehungen.
Forschungskooperationen waren Wegbereiter der diplomatischen Beziehungen. © skynesher/istockphoto.com

Die lebendigen deutsch-israelischen Beziehungen auf dem Gebiet von Wissenschaft, Medizin und Technik konkretisierten sich Mitte der 1960er-Jahre in ersten Kooperationsprogrammen. Sie sind bis heute das Fundament intensiver Zusammenarbeit und inspirieren immer wieder neuen Austausch auf unterschiedlichsten Ebenen – auf Ministerialebene, Landesebene, zwischen Universitäten und Forschungsinstituten oder einzelnen Forschenden beider Länder.

Interministerielle Kooperation

Die Zusammenarbeit zwischen den Forschungsministerien Deutschlands und Israels begann 1973 und ermöglichte allein in den ersten 30 Jahren mehrere hundert Projekte vor allem auf den Gebieten Biotechnologie, Energie- und Umweltforschung, Meeres- und Geowissenschaften, der medizinischen Forschung und Lasertechnologie. Bis heute setzen die Ministerien Impulse durch gemeinsame Aktivitäten – wie beispielsweise im Deutsch-Israelischen Jahr der Wissenschaft und Technologie 2008. Die Internetseite www.cogeril.de dient seither als Informationsportal für alle, die sich für bilaterale Kooperation und ihre Fördermöglichkeiten interessieren. Ab 2011 intensivierte sich die wissenschaftliche Zusammenarbeit der Länder noch einmal durch das erste Deutsch-Israelische Forschungsforum und in den Folgejahren unterschriebene Vereinbarungen.
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Minerva-Programme

Projektunterstützung, persönlicher Austausch und der Aufbau von Forschungszentren sind die drei Ebenen, auf denen die Minerva-Stiftung die deutsch-israelische Wissenschaftskooperation seit über 50 Jahren unterstützt und ausbaut. Das Minerva-Weizmann-Projektprogramm fördert seit 1964 mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gemeinsame Grundlagenforschungsprojekte auf den Gebieten der Physik, Biologie, Chemie und Mathematik im Weizmann Institute of Science. Ein anderes Programm vergibt jährlich rund 50 Stipendien an Promovierende und Postdocs beider Länder, um den bilateralen Austausch zu intensivieren. Seit 1975 wird außerdem in über 20 Minerva-Forschungszentren wissenschaftliche Spitzenforschung auf verschiedenen Gebieten der Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften betrieben.
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Deutsch-Israelische Projektkooperation (DIP)

Drei bis vier gemeinsame Projekte mit einer Laufzeit von maximal fünf Jahren können jährlich dank der Förderung durch die Deutsch-Israelische Projektkooperation (DIP) realisiert werden. Das seit 2008 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verwaltete Programm richtet sich an sieben israelische Universitäten und Forschungseinrichtungen. Der Fokus liegt auf deutsch-israelischer Zusammenarbeit in den Natur-,Lebens- und Geisteswissenschaften. Bis 2020 ermöglichte die DIP über 77 Projekte.
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Deutsch-Israelische Stiftung für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung (G.I.F.)

In allen wissenschaftlichen Fachgebieten werden kooperative Studien deutscher und israelischer Forscherinnen und Forscher seit 1986 durch die G.I.F. gefördert. Das Besondere dieser Stiftung mit Sitz in Jerusalem ist die gleichberechtigte Verantwortung der Ministerien in Deutschland und Israel bei der Finanzierung, Verwaltung und Entscheidungsfindung. Ihr Ziel ist die Förderung von Grundlagenforschung  sowie angewandter wissenschaftlicher Forschung für friedliche zivile Zwecke, die jeweils gemeinsam von Teams aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beider Länder für eine Dauer von drei Jahren umgesetzt werden können. Neben dem regulären Förderprogramm unterstützt die G.I.F. seit 2000 den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs über Jahresstipendien. Bis Ende 2018 zählte die Stiftung 1.444 regulär geförderte bilaterale Projekte und 494 Kooperationen im Nachwuchsprogramm.
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Stiftungsfonds Martin-Buber-Gesellschaft

Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften werden seit 2010 über die Stiftungsfonds Martin-Buber-Gesellschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem gefördert. Die Förderung richtet sich an Postdocs aus beiden Ländern und in begrenztem Rahmen auch an Promovierende. Jedes Jahr werden fünf Stipendien für bis zu vier Jahre Forschung vergeben. Ziel ist die Förderung von Spitzenforschung, die durch eine starke interdisziplinäre Ausrichtung des Programms zusätzlich unterstützt werden soll. Dabei geht es vor allem um die nachhaltige Bildung einer Gemeinschaft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren.
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Gesundheits-Apps und Telemedizin, Krankenhaus ohne Adresse und die Selbstbestimmung der Patienten sind die Stichwörter, die in der Forschungskooperation mit Israel in den nächsten 5 Jahren wichtiger werden.
Dr. Sein Schmidt, wissenschaftlicher und medizinischer Leiter des BIH Clinical Study Center (CSC)

Weitere Vereinbarungen und Förderungen

Mit weiteren, eigenen Programmen unterstützen die DFG, die Humboldt-Stiftung oder Volkswagen Stiftung zusätzlich bilaterale Wissenschaftsprojekte, Forschungsreisen oder gemeinsame Konferenzen und vergeben Stipendien. Immer wieder werden auch neue Förderprogramme aufgelegt, um auf neuen Bedarf mit mehr deutsch-israelischer Forschungskooperation zu reagieren. Seit 2000 fördert zum Beispiel das Kooperationsprogramm in der industriellen Forschung und Entwicklung (DIIK) gezielt Vorhaben in der Elektronik, Informations- und Kommunikationstechnologie, der Biotechnologie, den Materialwissenschaften und der Umwelttechnologie.

Innovation, Digitalisierung, Gesundheitswesen 2020

Mit dem Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (Digitale-Versorgung-Gesetz – DVG), das Ende 2019 in Deutschland in Kraft trat, wird die Forschungszusammenarbeit mit Israel nun auf dem Gebiet der Gesundheitsforschung weiter intensiviert. Gesucht wird eine bessere und schnellere Versorgung von Patienten durch Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz. Ein Beispiel sind Gesundheits-Apps, die die Lebensqualität von Patienten deutlich verbessern sollen.

Dafür muss zunächst Grundlagenforschung mit innovativen Unternehmen in Kontakt treten. Die Charité-Universitätsmedizin Berlin und das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (Berlin Institute of Health, BIH) setzen dafür auf Kooperation mit der Nationalen Behörde für technologische Innovation des Staates Israel (Israel Innovation Authority). „Israel ist das Start-up Land Nummer 1 in der Welt“, erklärt Dr. Sein Schmidt, der wissenschaftliche und medizinische Leiter des BIH Clinical Study Center (CSC), einer gemeinsamen Einrichtung von BIH und Charité, die die 2019 vereinbarte Partnerschaft koordiniert.

Ein erster Schritt war etwa der Austausch mit rund 300 israelischen Startup-Unternehmen für neue Kooperationsideen zu zukunftsweisenden Therapien oder Diagnostik. „Wir gehen ganz neue Wege mit Israel“, sagt Schmidt. „Gesundheits-Apps und Telemedizin, Krankenhaus ohne Adresse und die Selbstbestimmung der Patienten sind die Stichwörter, die in der Forschungskooperation mit Israel in den nächsten 5 Jahren wichtiger werden.“
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