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KI – ihre Risiken und Nebenwirkungen

Der Ethikrat berät die deutsche Regierung – und warnt vor einer unkritischen Begeisterung für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. 

04.04.2023
Alena Buyx
Alena Buyx © picture alliance/dpa

Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig. „Sie kann eingesetzt werden, um Krebs zu diagnostizieren oder mit Schülerinnne und SchülerncEnglischvokabeln zu lernen, aber auch um zu bestimmen, wer bestimmte Sozialleistungen bekommen soll und um unser Verhalten in den sozialen Medien zu beeinflussen“, sagt Professorin Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Prozesse vereinfachen, Menschen entlasten Krankheiten erkennen, das klingt nach einer schönen neuen Welt. Der Ethikrat, 2020 vom Bundestag beauftragt, die Chancen und Gefahren von KI zu untersuchen, sieht die Zukunft jedoch nicht nur rosig. „KI darf den Menschen nicht ersetzen“, sagt die Vorsitzende des Gremiums aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher Fachrichtungen, das Politik und Regierung in Fragen der Ethik berät. Das zentrale Ergebnis formuliert Buyx so: „Der Einsatz von KI muss menschliche Entfaltung, Autorschaft und Handlungsmöglichkeiten erweitern und darf sie nicht vermindern.“ 

KI darf den Menschen nicht ersetzen.
Alena Buyx, Vorsitzende des Ethikrates

Auf 287 Seiten hat der Ethikrat in der Stellungnahme „Mensch und Maschine“ aufgeschrieben, welche Gefahren und Chancen das Gremium mit den neuen Technologien verbindet. Vorgestellt wurde der Bericht (in deutscher Sprache) Mitte März in Berlin. Eine wichtige Aufgabe des Ethikrates ist es, neue Entwicklungen kritisch zu betrachten und vor Gefahren zu warnen. Das tut er in seinem Gutachten. Judith Simon, Professorin für Ethik in der Informationstechnologie an der Universität Hamburg sagt, das Ziel einer Übertragung von Aufgaben an KI solle prinzipiell einer Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten dienen. Aufgabe sei es daher, „eine Verminderung menschlicher Handlungsfähigkeit und Autorschaft sowie eine Diffusion von Verantwortung zu verhindern.“  

Buyx, Simon und Nida-Rümelin stellen ihren Bericht vor.
Buyx, Simon und Nida-Rümelin stellen ihren Bericht vor. © picture alliance / Geisler-Fotopress
Verantwortung kann nicht an Maschinen delegiert werden.
Julian Nida-Rümelin, Arbeitsgruppe „Mensch und Maschine“

Auch Professor Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Kulturstaatsminister in Deutschland, betont die Bedeutung der menschlichen Verantwortung. Sie könne nicht „an Maschinen delegiert oder mit Maschinen geteilt werden“. Gerade bei dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den Medien und in der Kommunikation wie in Suchmaschinen, News-Angeboten oder Sozialen Medien sieht der Ethikrat große Gefahren lauern, wenn es nicht zu einem transparenten Einsatz der KI komme. Gerade personalisierte Angebote könnten den Eindruck objektiver Auswahl vermitteln, spiegelten tatsächlich aber von der KI aufbereitetes, vorausgegangenes Nutzerverhalten wider. Der Grund sei das kommerzielle Interesse privater Anbieter, ihre User an sich zu binden. „Eine Verengung des angebotenen Informations- und Meinungsspektrums ist die Folge“, warnt Nida-Rümelin. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken könnte nach Meinung des Ethikrates eine öffentlich-rechtliche digitale Kommunikationsstruktur sein – alternativ zu den Plattformen privater Digitalkonzerne. Nicht zu verwechseln sei dies mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland, diese Plattformen könnten etwa von öffentlich-rechtlichen Stiftungen ohne großen Staatseinfluss betrieben werden, so Nida-Rümelin.

© www.deutschland.de 

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