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„Es kamen mehr Kunden als erwartet“

Wie das Coronavirus den Frankfurter Gastwirt Laurent Cottin dazu brachte, seine Geschäftsstrategie zu ändern.

Jasmin Siebert, 17.09.2020
Optimistisch: Laurent Cottin von „Baguette Jeanette“
Optimistisch: Laurent Cottin von „Baguette Jeanette“ © privat

Baguette Jeanette“ ist eine französische Bäckerei mit Bistro in Frankfurt am Main. Backwaren und Pâtisserie werden in der eigenen Backstube von Meistern aus Frankreich gebacken, das Mehl stammt aus der eigenen Mühle in den Vogesen. Geschäftsführer Laurent Cottin erzählt, wie sehr das Coronavirus sein Bistro getroffen hat.

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Herr Cottin, „Baguette Jeanette“ hat normalerweise an 365 Tagen im Jahr von früh bis spät geöffnet. Mussten Sie in der Zeit des Lockdowns schließen?
Das Bistro war zunächst zu, aber unsere Bäckerei war täglich geöffnet, allerdings schlossen wir abends früher. Normalerweise machen wir 40 Prozent unseres Umsatzes im Bistro, und das fiel komplett weg. Meine Prognose war: Spätestens nach drei Monaten ohne Bistro sind wir pleite. Denn die Fixkosten blieben gleich. Eine Katastrophe!

Entlassen musste ich zum Glück niemanden, aber Angestellte, die gingen, wurden nicht ersetzt.
Laurent Cottin, Geschäftsführer von Baguette Jeanette in Frankfurt am Main

Was haben Sie dann gemacht?
Ich war einer der Ersten in Frankfurt, die Soforthilfe beantragt haben. Schon nach drei Tagen war das Geld auf meinem Konto. Dafür ein Lob an die deutsche Regierung! Sie hat gemacht, was sie versprochen hatte. Ich stundete die Zahlungen ans Finanzamt und schickte fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Dafür stand ich selbst noch mehr im Laden. Entlassen musste ich zum Glück niemanden, aber Angestellte, die gingen, wurden nicht ersetzt.

War es sehr ruhig?
Es kamen mehr Kunden als erwartet. Die, die sonst im Bistro aßen, entdeckten unser Sandwichregal und kauften an der Theke. Manche kamen jeden Tag. Sie motivierten uns durchzuhalten. Und so erhöhte sich unser Umsatz an der Theke und wir verloren statt der erwarteten 40 Prozent nur 20 Prozent. Es war ein Wunder!

Läuft nun alles normal, seit das Bistro im Mai 2020 wieder aufgemacht hat?
Nein, die Leute trauen sich nicht, drinnen zu sitzen. Wenn es für die Terrasse zu kalt wird, fürchte ich das Schlimmste. Ich möchte Luftreiniger kaufen. Wenn das nichts hilft, muss ich das Bistro schließen.

Liegen Sie nachts wach aus Sorge?
Nein, ich bin ein optimistischer Mensch. Ich habe nur Angst davor, dass sich ein Mitarbeiter infiziert und wir den Laden schließen müssen. Corona hat mich gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Jahrelang habe ich versucht, den Umsatz im Bistro zu steigern. Nun konzentrieren wir uns auf unsere Bäckerei und möchten weitere Filialen öffnen, wenn sich die Umsätze stabilisiert haben. Ich hoffe, dass die Mieten durch Corona sinken und wir bald einen passenden Laden finden. Denn gutes Brot und Pâtisserie kaufen die Leute immer. 

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