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Dialog und Begegnung

Kardinal Marx spricht über die Arbeit der Kirchen für eine friedliche Welt.

04.10.2019
Reinhard Kardinal Marx
Reinhard Kardinal Marx © dpa

„Ein Jahrhundertbild war das Bild Johannes Paul II. in Assisi beim Treffen mit den Weltreligionen, 1986. Das war wie eine Vision. Wir dachten, das sei ein Anstoß, und die Religionen würden im 21. Jahrhundert ein Teil der Lösung der Probleme der Menschheit sein, sie würden für mehr Frieden sorgen, die eine Menschheitsfamilie könne zusammenwachsen,  gerade auch wenn die Religionen sich bemühen, aufeinander zuzugehen, miteinander ein Zeichen zu setzen. Wir alle wissen, dass es so einfach nicht gekommen ist. Dass eher Spaltungen und Spannungen, die Angst, Identität zu verlieren, die Angst vor dem Anderen, zugenommen haben.

Und trotzdem bleibt dieses Jahrhundertbild von Assisi ein Leitmotiv, für mich jedenfalls und für uns alle. Wir wissen, dass es schwierig ist und dass danach nicht alles so gekommen ist wie erhofft.

Papst Johannes Paul II hatte 1986 fast 80 Vertreter nicht-christlicher Religionen und ebensoviele Vertreter christlicher Religionsgemeinschaften nach Assisi eingeladen.
Papst Johannes Paul II hatte 1986 fast 80 Vertreter nicht-christlicher Religionen und ebensoviele Vertreter christlicher Religionsgemeinschaften nach Assisi eingeladen. © dpa

Aber es braucht eben auch die nachhaltige Arbeit. Dialog und Begegnung sind eine Chance, sind die Chance für eine friedliche und freie Welt. Wie sollte es auch anders gehen? Wenn es nicht möglich ist, sich zu begegnen auf Augenhöhe, zuzuhören, den Anderen zu respektieren, auch in seiner anderen Position, ohne sie selber für sich übernehmen zu müssen, dann fehlt die Grundlage für den Dialog.

Ohne Dialog, ohne Miteinander wird es nicht gehen.
Reinhard Kardinal Marx

Wir spüren, dass diese Herausforderung größer geworden ist; die Themen Migration und Integration sind genannt worden. Ein unabgeschlossenes Thema. Was heißt Integration? Darüber diskutieren wir schon Jahrzehnte. Aber: Ohne Dialog, ohne Miteinander wird es nicht gehen. Gerade auch im Blick auf den Dialog des Christentums mit dem Islam sind wir neu gefordert. Denn bei den frühen Ansätzen eines Dialogs mit allen Religionen haben wir vielleicht auch gelernt, dass wir uns konzentrieren müssen, und dass ein Dialog auch strukturiert sein muss und nicht nur allgemein stattfindet, über alle Unterschiede hinweg. Für uns besonders herausfordernd in unserem Land ist der Dialog zwischen Christentum und Islam. Der Dialog muss dazu führen, dass wir das Gegeneinander hinter uns lassen, auch das Nebeneinander, und zu einem Zueinander finden.

Muslime und Christen müssen gemeinsam gegen die Propheten der Angst aufstehen.
Reinhard Kardinal Marx

Wir müssen gemeinsam aufstehen, Muslime und Christen, die hier besonders gefordert sind, gegen jede Form von Hass und jede Form von religiös motivierter Gewalt. Gemeinsam sollten wir einen Weg finden, uns öffentlich immer wieder zu Wort zu melden und auch im Inneren unserer Gemeinschaften dafür zu sorgen, dass hier Hass und Diskriminierung, Dialogverweigerung und Feindschaft keinen Platz haben. Das gilt gerade für den Antisemitismus. Aber auch Stellung nehmen gegen eine hasserfüllte Islamophobie, die jedes Miteinander unmöglich macht. Auch hier ist ein Punkt, den wir besonders ins Auge fassen müssen, Muslime und Christen gemeinsam: dass wir gegen die Propheten der Angst aufstehen.“

Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Auszüge aus dem Festvortrag zum Festakt 40 Jahre CIBEDO im Oktober 2018 in Berlin.

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